Donnerstag13. November 2025

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InternationalDie Augen und Ohren der UEFA: Filipe Costa ist neuer Luxemburgs neuer Delegierter

International / Die Augen und Ohren der UEFA: Filipe Costa ist neuer Luxemburgs neuer Delegierter
Hat sich einen kleinen Traum erfüllt: Filipe Costa ist seit einem Monat UEFA-Delegierter Foto: Editpress/Julien Garroy

Filipe Costa blickt seiner europäischen Premiere gespannt entgegen: In einem Monat wird er zum ersten Mal als Beobachter für die UEFA im Einsatz sein. Bevor es den Differdinger Vizepräsidenten für die mehrtägige Mission ins Ausland zieht, darf er am Freitag dem Kollegen im Stade de Luxembourg über die Schulter schauen.

Wie viel Liter Wasser müssen nach Spielende bei internationalen Fußballspielen in einem Doping-Kontrollraum zur Verfügung stehen? Werden Notausgänge oder Treppen während einer Begegnung von Zuschauern blockiert? Wie lange genau hat das Abbrennen von pyrotechnischem Material den Spielverlauf beeinflusst? Mit diesen und etlichen weiteren organisatorischen Detailfragen beschäftigt sich Filipe Costa in Zukunft bei UEFA-Terminen. Er gehört seit wenigen Wochen dem Pool an UEFA-Delegierten an, die quer durch Europa für die Überwachung von Fußballspielen des Dachverbandes zuständig sind.

Dass es mindestens 30 Liter (kaltes und temperiertes) Wasser sein müssen, erfuhr Costa aber nicht erst in der speziellen UEFA-Schulung, sondern weil er als Vizepräsident von Déifferdeng 03 schon die eine oder andere Erfahrung aus europäischen Kampagnen mitbrachte. „Als wir mit der Futsal-Mannschaft unterwegs waren, kam mir der Gedanke, dass diese Rolle und diese Verantwortungen eines UEFA-Delegierten zu meinem Profil passen könnten.“ Denn diese Aufgabe kombiniert zwei Seiten des Sports: „Man ist ganz nah am Fußball dran, ohne mit dem Herzen dranzuhängen.“ Gemeint ist damit, dass er einen Spielablauf nun mit anderen Augen beobachtet – und das eben als Delegierter und nicht mehr mit den Emotionen eines Vereinsverantwortlichen.

Das ist ein großer Schritt in meiner Karriere. Es ist eine neue Weise, Fußball zu beobachten und Elemente zu erkennen.

Im Sommer nahm das Ganze seinen Lauf: „Ich hatte das Glück, zum richtigen Moment am richtigen Ort zu sein.“ Bei der Champions-League-Auslosung in Nyon lernte er einen Hauptverantwortlichen des Delegierten-Pools kennen und kam mit ihm ins Gespräch. „Er meinte, mein Profil sei interessant.“ Einen Monat, nachdem er seinen Lebenslauf eingeschickt hatte, wurde er ins Team aufgenommen. „Das ist ein großer Schritt in meiner Karriere. Es ist eine neue Weise, Fußball zu beobachten und Elemente zu erkennen.“

Präzision gefordert

Dazu gehört vor allem, Vereine oder Verbände auf UEFA-Normen hinzuweisen. „Das geht von Sicherheitsfragen bis hin zur Anzahl an Bengalos, die möglicherweise in einem Fan-Block angezündet werden. Was möglicherweise für den Fan zur visuellen Show eines Spiels dazugehört, ist für den Delegierten ein Punkt, der unbedingt so präzise wie möglich im Bericht festgehalten werden muss.“ Nur wenige Stunden nach Abpfiff muss das schriftliche Dokument vorliegen. 

In den Schulungen wurden die UEFA-Neulinge auch auf andere Faktoren aufmerksam gemacht – und auf ihre Rolle bei einem Spiel: Sollte es einen Rassismus-Vorfall im Stadion geben, trifft der Delegierte eine Entscheidung im Einklang mit den Schiedsrichtern: „Je nachdem kann es sein, dass dann entschieden wird, das Spiel abzubrechen. Als Delegierter ist man die Augen und Ohren der UEFA. Wir müssen den Bericht daher so präzise wie möglich verfassen.“ Denn diese Zeilen dienen später auch als Basis für den Strafenkatalog bei Delikten. 

Was möglicherweise für den Fan zur visuellen Show eines Spiels dazugehört, ist für den Delegierten ein Punkt, der unbedingt so präzise wie möglich im Bericht festgehalten werden muss

Seine persönlichen Erfahrungen der letzten Jahre sind in dieser Hinsicht wertvoll. „Die Schulung der UEFA ging über vier Tage. Ende September fand zudem ein Workshop statt. Letzlich ist das ‚learning by doing’, das dir dabei hilft, die beste Entscheidung zu treffen.“ Weshalb die Delegierten so schnell wie möglich in den Einsatz kommen sollen.

Eine kleine Ausnahme 

Am Freitag wird Costa ausnahmsweise als Luxemburger Delegierter in Luxemburg bei einem FIFA-Länderspiel über die Schultern eines Experten schauen können und ihn auf Schritt und Tritt bei allen Meetings begleiten. Das ist normalerweise nie im eigenen Land der Fall. Nach diesem Delegierten-Training wird der 37-Jährige dann bei einem Junioren-Wettbewerb der UEFA im Dezember ein erstes Mal selbst in der Verantwortung stehen. Wohin es geht, erfährt er eine Woche vor dem Spiel. Ein Mentor wird ihm (für alle Fälle) als Sicherheitsnetz zur Seite gestellt. „Er wird beobachten und einschätzen, ob ich dann alleine zurechtkommen kann.“

Costa ist sich bewusst, dass er nun eine „Traumaufgabe“ für Fußballfanatiker in der Tasche hat. „Das kann aber ganz schnell wieder zu Ende sein, wenn man das Ganze nicht ernst nimmt.“ Dazu gehört logischerweise auch, internationale Neutralität an den Tag zu legen. „Theoretisch darf man nicht in einem Verein engagiert sein. Bei mir ist es allerdings so, dass ich ehrenamtlich in Differdingen helfe. Es sind beides Missionen, die mir am Herzen liegen.“ Bei 3.000 UEFA-Begegnungen im Jahr wird es ihm in Zukunft wohl nicht an Möglichkeiten fehlen, Detailversessenheit und Liebe zum Fußball noch intensiver auszukosten.