EM-QualifikationDer Titelverteidiger greift an – und grübelt: „Italienischer Fußball ist nicht wiedergeboren“

EM-Qualifikation / Der Titelverteidiger greift an – und grübelt: „Italienischer Fußball ist nicht wiedergeboren“
SSC-Kapitän Giovanni Di Lorenzo wünscht sich die gleiche Leidenschaft im Klub und in der Nationalelf Foto: AFP

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In der Champions League ist Italien auf Erfolgskurs, und auch die Nationalmannschaft will nach der WM-Schmach wieder angreifen. In der EM-Quali wartet ausgerechnet England.

Roberto Mancini weinte vor Glück, die EM-Helden lagen sich in den Armen, und Giorgio Chiellini reckte im Wembley-Stadion den so lang ersehnten Pokal empor. Diese magische Nacht von London, sie scheint für die stolzen Europameister aus Italien eine Ewigkeit entfernt. Es folgte der blamable Absturz auf dem Weg zur WM, nun nimmt die „Squadra Azzurra“ einen neuen Anlauf – begleitet von Zweifeln.

Denn vor der Neuauflage des Finals von 2021 gegen England in der EM-Qualifikation am Donnerstag (20.45 Uhr) grübelt man beim Titelverteidiger über die Zukunft des italienischen Fußballs. Ja, derzeit mischen die SSC Neapel, Inter und AC Mailand die Champions League auf. Ja, so viele italienische Klubs standen seit 17 Jahren nicht mehr in einem Viertelfinale. Und nein, das beruhigt den Nationaltrainer bei seiner Aufbau-Mission keineswegs. Die drei Klubs hätten „vielleicht sieben oder acht Italiener im Team. Das ist die Realität, und wir müssen etwas ändern“, mahnte Mancini vor dem Quali-Auftakt: „Der italienische Fußball ist nicht wiedergeboren worden.“

Der 58-Jährige beklagte vor allem einen Mangel an Stürmern, in der Königsklasse finden sich unter den Topscorern der drei besagten Klubs unter anderem der Argentinier Giovanni Simeone, Edin Dzeko aus Bosnien-Herzegowina oder der Franzose Olivier Giroud. Zudem muss Mancini zumindest gegen England auf Offensivspieler Federico Chiesa von Juventus Turin verzichten. Der 25-Jährige, der Teil der EM-Mannschaft war, fehlt verletzungsbedingt.

Ein kleines Stück Napoli

Und das Duell mit den „Three Lions“ wird für Mancini auch in anderer Hinsicht ein schweres. Es ist das erste Spiel nach dem Tod seines Freundes Gianluca Vialli, der im Januar nach langer Krankheit verstorben war. Es sei „nicht einfach“, sagte Mancini. Das Team wolle auch für den ehemaligen Nationalspieler, der als Delegationsleiter auch am EM-Triumph vor zwei Jahren beteiligt gewesen war, eine gute Leistung zeigen.

Dabei helfen soll die Atmosphäre im Stadio Diego Armando Maradona – Heimspielstätte von Neapel. „Ich hoffe, dass dort die gleiche Leidenschaft wie bei den Spielen von Napoli herrschen wird“, sagte SSC-Kapitän Giovanni Di Lorenzo. Der Spaß, den sein Team derzeit mit Erfolg auf dem Feld zeige, erinnere ihn an die Nationalmannschaft von 2021, die sich nach dem Elfmeter-Krimi gegen England im Wembley-Stadion zum Europameister gekrönt hatte.

„Diese Leichtigkeit“, so Di Lorenzo, habe man durch gewisse Ereignisse verloren, allen voran wohl die verpasste WM-Teilnahme. In der Qualifikation scheiterte Italien damals in den Play-offs an Nordmazedonien – auch auf dem Weg zur EM 2024 in Deutschland wartet der Fußball-Zwerg in der Gruppe C auf Mancini und Co. Italien müsse die Leichtigkeit wiederfinden, „zusammen spielen, mit Enthusiasmus“, sagte Di Lorenzo: „Ich will ein kleines Stück Napoli in das Nationalteam bringen.“