Donnerstag23. Oktober 2025

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TischtennisDer Schwelbrand hat sich entfacht: Die Affäre FLTT – Sarah De Nutte in der Analyse

Tischtennis / Der Schwelbrand hat sich entfacht: Die Affäre FLTT – Sarah De Nutte in der Analyse
Sarah De Nuttes Olympia-Auftritt bietet auch Monate später noch reichlich Gesprächsstoff Foto: Editpress/Luis Mangorrinha

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In den Tischtennishallen Luxemburgs dominiert zurzeit ein Thema: die Strafe, die der Verband gegen Sarah De Nutte verhängt hat. Die Nationalspielerin hat bis kommenden Freitag Zeit, um Einspruch gegen den „öffentlichen Tadel“, der vom „Comité directeur“ der FLTT gegen sie ausgesprochen worden war, einzulegen. Diese „Affäre“ hat in den letzten Wochen immer höhere Wellen geschlagen. Aus einem lang anhaltenden Schwelbrand hat sich ein Flächenbrand entwickelt.

Nach ihrem Ausscheiden bei den Olympischen Spielen hatte Sarah De Nutte ihr Bedauern darüber ausgedrückt, dass ihr persönlicher Coach Peter Teglas, der vom COSL für Paris akkreditiert worden war, sie während ihres Einzels nicht betreuen durfte – dies, obschon klar war, dass Nationaltrainer Tommy Danielsson wegen der fast zeitgleichen Ansetzung der Spiele von Ni Xia Lian und Luka Mladenovic logischerweise überfordert war. Im Zentrum der zahlreichen Kritiken steht nicht nur die Verhaltensweise der FLTT-Verantwortlichen während des sportlichen Highlights. Die Tatsache, dass Sarah De Nutte 15 Wochen nach ihrem Erstrunden-Aus für ihre Kritik bestraft wurde, hat einen regelrechten Sturm der Entrüstung ausgelöst.

Die Spitzensportlerin hat nach dem öffentlichen Verweis der FLTT vom 6. November massive Rückendeckung aus Tischtenniskreisen, aber auch von prominenten Vertretern anderer Sportarten bekommen. In einem von 35 ehemaligen und aktuellen Leistungssportlern unterzeichneten offenen Brief wird darauf hingewiesen, dass „das Verhalten der FLTT keinen Präzedenzfall darstellt“.

Den Brief mitunterschrieben hat auch Eric Glod, der im vergangenen Jahr nach Differenzen mit den Verbandsvertretern in Bezug auf die Organisation des Trainings seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft erklärt hat. Der dreifache Einzel-Landesmeister sieht Parallelen zwischen seinem Fall und dem von De Nutte. Auch sie hätte lediglich auf ein Problem hingewiesen. Es gäbe kein Gleichgewicht zwischen der Meinung der FLTT und der Meinung der Sportler. Letzteren würde von Verbandsseite kein Respekt entgegengebracht. Daher fordert Glod, dass diese rigide Struktur aufgebrochen werden muss. „Ich sehe aber nicht, wie das erreicht werden kann mit den gleichen Verantwortlichen, die schon seit 20 Jahren das Sagen haben.“

Einspruchsfrist bis 6. Dezember

Noch länger dabei, genauer gesagt seit 1972, ist Paul Schiltz. Am Ende seiner zweiseitigen Stellungnahme mit dem Titel: „Sportlerehre der Sarah“ stellt auch der ehemalige FLTT-Generalsekretär in seinem rezenten Schreiben an die Presse die Frage, ob es nicht angebracht wäre, dass der Präsident, der Vizepräsident und der Sportdirektor schnell ihren Hut nehmen würden, um Platz für eine ersprießlichere Zukunft der FLTT zu machen.

Beim letzten ordentlichen Kongress der FLTT am 8. Mai 2024, wo die Wahl des „Comité directeur“ auf der Tagesordnung stand, hatte die Bewegung „Neie Wand“ ihre Gegenkandidatur gestellt. In der Kampfabstimmung schafften es zwei „Neue“ ins Entscheidungsgremium der FLTT. Es scheint müßig, zu fragen, wie die Mannschaft um Christian Kill abgeschnitten hätte, wenn die Wahl ein paar Monate später stattgefunden hätte.

Auf die Bedürfnisse seiner Sportler einzugehen, müsste auf diesem Niveau eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein

Christine Majerus, Radsportlerin

Auf eine öffentliche Stellungnahme der FLTT, deren „Comité directeur“ am vergangenen Mittwoch zu einer außerordentlichen Sitzung zusammenkam, darf man gespannt sein. Damit ist allerdings erst nach dem 6. Dezember zu rechnen, wenn der Termin zum Einreichen des Einspruchs von De Nutte abgelaufen ist. Am 3. September hatte die FLTT eine Pressekonferenz einberufen, um den Fall zu analysieren. Damals sagte Heinz Thews, Sportdirektor der FLTT: „Sarah hatte den bestmöglichen Coach bei Olympia voll zu ihrer Verfügung. Ergänzt wurde dieses Setup durch den geplanten und abgesprochenen Einsatz ihres Privattrainers im Trainings- und Vorbereitungsbereich und den Einsatz des Trainingspartners Bourassaud. Wir haben einen Coach, Tommy Danielsson, gehabt, der über zwei Jahre Sarah bei allen internationalen Wettbewerben begleitet hat, betreut und sie auch dementsprechend weiterentwickelt hat. Jemanden einzusetzen, der in zwei Jahren kein einziges Spiel auf internationaler Ebene von ihr betreut hat, wäre absolut unprofessionell gewesen.“

Druck auch aus dem Parlament

Mit großem Interesse wartet die luxemburgische Sportwelt auch auf die Antwort von Sportminister Georges Mischo auf die parlamentarische Anfrage, die Marc Baum am 18. November in Bezug auf den Brief der 35 Sportler gestellt hat.

Der Abgeordnete von „déi Lénk“ will Folgendes von Georges Mischo wissen: Wie reagiert er auf solche Vorwürfe gegenüber einem Sportverband? Hält er es für akzeptabel, dass eine Elitesportlerin getadelt werden kann, weil sie nach einem Spiel ihre Meinung geäußert hat? Ist ihm bekannt, ob es in der Vergangenheit aufgrund von Differenzen zwischen dem FLTT-Vorstand und Sportlern zu Unterbrechungen von Sportkarrieren gekommen ist?

Außerdem will der Parlamentarier in seiner letzten Frage wissen, inwieweit die Regierung, wie es im Koalitionsabkommen vorgesehen ist, die Einrichtung einer Ombudsstelle als Anlaufstelle für Sportler, die Differenzen oder Meinungsverschiedenheiten mit ihren Verbänden oder Vereinen haben, analysiert hat. Weiter will er wissen, ob die Umsetzung einer solchen Anlaufstelle noch in dieser Legislaturperiode erfolgen wird.

Luxemburg kann es sich nicht leisten, seine wenigen Weltklasse-Athleten zu vergraulen. Vielmehr müssten diese „eigentlich gehegt und gepflegt werden“, wie sich Christine Majerus in ihrer Mitteilung auf den sozialen Netzwerken ausgedrückt hat. „Die Athleten bilden die Basis des Sports, der Vereine und Verbände. Die Hochleistungssportler wollen sich in einem optimalen Umfeld verbessern, um ihre bestmöglichen Leistungen abzurufen. Auf die Bedürfnisse seiner Sportler einzugehen, müsste auf diesem Niveau eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein“, so die siebenfache Sportlerin des Jahres, die im Laufe ihrer vorbildlichen Karriere, ebenso wie De Nutte, mit ihrer Meinung nie hinter dem Berg gehalten hat.

Übermorgen findet die alljährliche „Awards Night“ statt. Bei der Wahl der besten Sportlerinnen und Sportler des Jahres ist nicht auszuschließen, dass die vorweihnachtliche Friedensstimmung durch die bedauernswerte Angelegenheit, zumindest in Tischtenniskreisen, etwas getrübt sein wird. Für reichlich Gesprächsstoff ist im Mondorfer Casino jedenfalls gesorgt – und auch in den nächsten Wochen noch in den Tischtennishallen.