Mittwoch29. Oktober 2025

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„De Jus huet gefeelt“

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20. Europameisterschaft in Barcelona, 800-m-Vorläufe: Christophe Bestgen als Vorlauf-Letzter ausgeschieden

LEICHTATHLETIK – Es gab kein Wunder in den 800-m-Vorläufen für den Luxemburger Christophe Bestgen, und leider auch keine neue Bestzeit: Der erste Vorlauf wurde verbummelt, und als es darauf ankam, hatte der einzige Luxemburger EM-Starter nichts mehr zuzusetzen und schied als Vorlauf-Letzter aus.

Aus Barcelona berichtet „T“-Redakteur Claude Clemens

„Et war sauer“, war Bestgens erste Reaktion nach dem Rennen, und „langsam, sehr langsam, sehr taktisch“ die erste Analyse. Delegationsleiter Nico Frisch fasste es in einem Wort zusammen: „Pech“.

Bestgen hätte eine schnellere erste Runde, als es die 56.38 Sekunden waren (die langsamste der vier Vorläufe), gebraucht, und ein anschließend gleichmäßig schneller werdendes Rennen. Beides trat nicht ein, 300 m vor dem Ziel ging die Post ab und der 22-jährige CSL-Athlet, bis dahin stets zwischen Position fünf und sieben liegend, kam nicht mehr mit. „Mittendrin im Feld habe ich mic3 FRAGEN AN Christophe Bestgen 

Tageblatt: Deine erste Einschätzung, so ganz „à chaud“: zufrieden oder nicht?
Christophe Bestgen: „Das kann ich nicht beurteilen, da muss ich erst noch mit meinem Trainer reden. (kleine Pause) Ich hätte schon gerne einen oder zwei hinter mir gelassen, als Letzter sieht immer schlecht aus. Den Belgier habe ich schon geschlagen, und zum Schweden hat mir schließlich nur eine Zehntelsekunde gefehlt. Mit der Zeit bin ich natürlich nicht zufrieden, aber dafür hätten sie vorne schneller sein müssen.“

„T“: Also in zwei Jahren wiederkommen und besser machen?
C.B.: „Ich hoffe. Wenn man bis hier ist, kann man nichts mehr ändern. Nachher denkt man sich ’hier im Training etwas anders gemacht und dort noch eine Kleinigkeit geändert’ … Ich bin noch jung für einen Mittelstreckenläufer, und das hier erlebt zu haben, motiviert sehr. Man sieht, wofür man trainiert und dass es sich lohnt. Ich muss die Erfahrung hier mitnehmen und daraus lernen und noch härter trainieren. Mit dem Franzosen bin ich schon bei der Junioren-EM gelaufen, sehe an ihm, was geht, wenn man professioneller trainieren kann. Ich habe jetzt ein halbes Jahr gearbeitet, da kam die Regeneration doch manchmal zu kurz. Wenn ich ab Herbst wieder studiere, habe ich wieder etwas mehr Zeit.“

„T“: Froh, dass einige Schlachtenbummler hier waren, um dich zu unterstützen?
C.B.: „Ich bin froh, dass sie da waren. Als ich ins Stadion kam und sie gesungen haben, das gab noch mal einen Kick. Sie waren wegen mir hier, auch meine Mutter war da, ich musste ganz einfach 110 Prozent geben.“
clc  h gut gefühlt“, so Bestgen, „aber ab der 500-m-Marke wurde es dann sehr schwer.“ Früher nach vorne gehen war keine Option, „dafür waren andere da in diesem Lauf als ich“. Womit er Recht hatte bei Kalibern zwischen 1.43.84 und 1.47.95 (Bestgens Bestzeit steht bei 1.49.66), ansonsten er sich komplett aufgerieben hätte.

Somit ging es ab dem schwer verdaulichen Rhythmuswechsel nicht mehr um eine Bestzeit, sondern nur noch um die Platzierung. Bis 600 m hielt Christophe Bestgen Anschluss ans Feld, ehe er dann nach und nach in der Zielkurve auch den Belgier Jan van den Broeck ziehen lassen musste. Womit Bestgen ab dem ersten Meter der Zielgerade alleine im Gegenwind war und nichts mehr zuzusetzen hatte: „De Jus huet gefeelt“. Auch für den komplett einbrechenden Schweden Mattias Claesson – er hatte sich in der Tempoarbeit aufgerieben – reichte es knapp nicht mehr.

Fazit: Bestgen blieb fast drei Sekunden über seiner Bestzeit und lief sein langsamstes Rennen der Saison. Das Dumme daran: es ging nicht anders. Hätte er selbst versucht Tempo zu machen, wäre er am Ende bestraft worden. In Lauf zwei wäre wohl auch Christophe Bestgen eine bessere Zeit gelungen, wagen wir zu behaupten. Dieser wurde schneller gelaufen, wegen der Bestimmung der vier Qualifikanten über die Zeit. Drei dieser Vier sollten denn auch aus Lauf zwei kommen, die sechs Ersten der Scratch-Wertung sind die sechs Schnellsten des zweiten Laufs.

In Bestgens Vorlauf siegte schlussendlich der Favorit Marcin Lewandowski (Polen), der sich bis zur 500-m-Marke stets hinter dem Luxemburger im Feld aufgehalten hatte, in 1.49.78 Minuten. Der Franzose Oualich (1.49.92) und der Spanier Bustos (1.50.01) zogen als Zweit- und Drittplatzierte ebenfalls ins Halbfinale ein, sowie der viertplatzierte Rumäne Vorovenci (1.50.05) als letzter Qualifikant über die Zeit.
In der Scratch-Wertung wurde Christophe Bestgen (langsamste Meldezeit) 30. von 31, nur ein Schwede lag noch hinter ihm. Auch eine Disqualifikation gab es: Im zweiten Lauf nahm der Niederländer Robert Lathouwers die wohl größte Abkürzung der Leichtathletik-Geschichte (auf der Bahn) und stieß, als er aus Weitsprunggrube und Innenraum wieder zurück auf die Laufbahn kam, auch noch zwei Konkurrenten zur Seite (Video auf www.nos.nl). Sachen gibt’s!

EM in Zahlen

800 m Männer, 1. Vorlauf: 1. Marcin Lewandowski (POL) 1.49.78 Q, 2. Hamid Oualich (FRA) 1.49.92 Q, 3. David Bustos (ESP) 1.50.01 Q, 4. Cristian Vorovenci (ROM) 1.50.05 q, 5. Jozef Pelikan (SVK) 1.51.29, 6. Jan van den Broeck (BEL) 1.51.79, 7. Mattias Claesson (SWE) 1.52.53, 8. Christophe Bestgen (LUX) 1.52.64

Scratch: 1. Holusa (CZE) 1.47.94 Q, 2. Lopez (ESP) 1.48.13 Q, 3. Etes (MON) 1.48.54 Q, 4. Ananenka (BLR) 1.49.29 q, 5. McCarthy (IRL) 1.49.53 q, 6. Scapini (ITA) 1.49.76 q, 7. Lewandowski 1.49.78 Q, 8. Oualich 1.49.92 Q, … 12. Bustos 1.50.01 Q, 13. Vorovenci 1.50.05 q (letzter Qualifikant über die Zeit), 17. Rifesser (ITA) 1.50.40 Q (letzter Qualifikant über den Platz), 21. Pelikan 1.51.29, 25. v.d. Broeck 1.51.79, 26. Bube (DEN) 1.51.91, 27. Smout (BEL) 1.2.04, 28. Kozlov (LTU) 1.52.18, 29. Claesson 1.52.53, 30. Bestgen 1.52.64, 31. Asplund (SWE) 1.55.23, DSQ: Lathouwers (NED) 

JPEE: Etès „siegt“ 

Mit Brice Etès (Monaco) war neben Christophe Bestgen ein weiterer Athlet einer JPEE-Nation am Start. Etès, 26 Jahre, ist ein gebürtiger Franzose, der seit 2010 auch international für Monaco startberechtigt ist. Seine Bestzeit von 1.47.03 datiert von 2008, in diesem Jahr lief er bisher 1.47.61.

Etès startete gestern in Lauf zwei, dem schnellsten, und profitierte von der gleichmäßig schnellen zweiten Runde, um sich als Dritter in 1.48.54 für das Halbfinale zu qualifizieren. Eine Premiere für das Fürstentum, bei der erst dritten EM-Teilnahme überhaupt.

Bei den JPEE darf Brice Etès schon länger für Monaco starten. 2005 und 2007 gewann er die 800 m. 2009, als der Luxemburger Mike Schumacher siegte und Landsmann Bestgen Dritter wurde, platzierte sich Etès auf Rang vier.

2010 waren Etès und Bestgen noch nicht direkt aufeinandergetroffen, waren in Forbach und Nivelles jeweils anderen Läufen zugeteilt worden.

Der derzeit berühmteste und beste JPEE-Athlet, Hochspringer Kyriakos Ioannou – u.a. WM-Silber 2009 und WM-Bronze 2007 –, stand zwar in der Startliste, war am Dienstag in der Hochsprung-Qualifikation aber nicht am Start.

clc