Mittwoch29. Oktober 2025

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„Subside qualité+“Das unsichtbare Raster: Darum haben rund 900 Luxemburger Sportvereine keine Anträge gestellt

„Subside qualité+“ / Das unsichtbare Raster: Darum haben rund 900 Luxemburger Sportvereine keine Anträge gestellt
Es ist wenig überraschend, dass die Fußballvereine ein Viertel der gesamten Anträge eingereicht haben Foto: Editpress/Didier Sylvestre

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Im großen Tageblatt-Interview mit Sportminister Georges Mischo wurde vergangene Woche eine Zahl angesprochen, die Fragen aufwirft. Warum haben von den 1.300 Luxemburger Sportklubs nur 400 die Formulare für den „Subside qualité+“ eingereicht? 

„Über die Gründe hat das Sportministerium keine Kenntnis.“ Kurz und knapp war die Formulierung von Georges Mischo in einer parlamentarischen Antwort vom Dezember 2024. So pauschal lässt sich das Thema aber nicht abfertigen. Denn: Von den 1.287 Sportvereinen haben nicht alle ein Anrecht auf das „Subside qualité+“. Um überhaupt förderungsfähig zu sein, müssen die Vereine eine Reihe von Kriterien erfüllen (siehe Kasten). Dazu gehört die wichtigste Bedingung, die besagt, dass im Jugendbereich qualifizierte Trainer eingesetzt werden müssen. Gleichzeitig kommen nur Sportvereine infrage, die einem Verband angehören, der als Wettkampfsportart auch aktiv an Turnieren oder Meisterschaften teilnimmt. So fallen also schon einmal eine ganze Menge Vereine durch das Raster – ohne dass diese Zahl im Moment irgendwie erfasst werden kann.

Schwarz auf weiß von der Mischo-Ministerium festgehalten worden ist dagegen das Budget des „Qualité+“: Nach den vier Millionen Euro, die 2024 verankert wurden, sind es für 2025 noch 500.000 Euro mehr. Laut dem letzten Aktivitätsbericht wurden im vergangenen Jahr 4.547.350 Euro an 324 Sportvereine ausgezahlt. Es handelte sich dabei um einen finanziellen Bonus für fachgerechte Ausbildung für 36.761 junge Athleten. Im Jahr zuvor waren es 4.348.825 Euro, aufgeteilt auf 325 Klubs (und 26.423 Kinder). Heißt also, dass die Zahl an Klubs, die von dem Zuschuss profitieren, nicht bedeutend gestiegen ist. Es gab allerdings eine deutliche Steigerung der Anzahl an jungen Sportlern.

Es ist keine Überraschung, dass die Fußballvereine mit Abstand das größte Kontingent an Klubs stellen, die im vergangenen Jahr eine Anfrage eingereicht haben. Anders ausgedrückt: Von den 401 Sportvereinen, die ihre Dokumente an das Sportministerium geschickt haben, handelte es sich bei 89 um Fußballklubs. Auch beim Tischtennisverband FLTT haben 50 der bestehenden 76 Vereine die nötigen Papiere eingereicht. Der Tennisverband FLT (33), der Basketballverband FLBB (29) und die FLGym (28) gehören zu den weiteren Sportarten, bei denen die Informationen bezüglich der Finanzspritze angekommen zu sein scheinen. Zu den Musterschülern gehört die FLH: Von den 14 Handballklubs mit Jugendabteilung haben alle das „Subside“ beantragt.

Die Dokumente einzureichen bedeutet aber nicht gleichzeitig, dass das Geld am Ende tatsächlich auf dem Vereinskonto landet: Von den 401 Anträgen (2024) wurden 44 abgelehnt, da die Vereine im Jugendbereich nicht die nötigen 50 Prozent an ausgebildeten Trainern eingesetzt hatten. Mischo hat bereits im vergangenen April in einer Sitzung der Sportkommission auf Betrugsfälle aufmerksam gemacht, weshalb eine Reform des „Qualité+“ opportun sei. Damals erklärte der Sportminister, dass festgestellt worden sei, dass Vereine falsche Angaben bezüglich der Diplome ihrer Trainer gemacht hätten. Es sei nicht möglich, systematische Kontrollen durchzuführen, allerdings sollen verstärkt Stichproben durchgeführt werden. 

Das sagt die Vereinswelt

Tom Greisch ist Präsident des CSN (Cercle sportif du Nord) in Clerf. Der Multisportverein ist sowohl im Triathlonverband als auch in der FLA vertreten. Mittlerweile zählt der Klub 290 Mitglieder aller Altersgruppen, von denen aber viele in die Loisirs-Kategorie fallen und demnach nicht lizenziert sind. Zieht man diese Personen ab, bleiben immerhin 100 Kinder und Jugendliche, die auf der Liste für den „Subside qualité+“ eingetragen werden können. „Dieses Geld hilft uns sehr viel. Es sind um die 6.000 Euro pro Jahr.“ Mehr als die Hälfte dieser Summe wird in diesem Jahr in ein Trainingscamp für die Kinder investiert. Hinzu kommt jedes Jahr noch ein Budget für die Trainerkosten, weshalb das „Subside“ allein nicht reicht, wie Greisch hinzufügte.

Im Tageblatt-Interview erklärte Mischo vergangene Woche, dass ein Verein aufgrund der „Qualité+“ 105.000 Euro erhalten hatte. Eine beachtliche Summe, die eigentlich Motivation genug für alle andern sein sollte. Doch es gibt eben auch Vereine, die aus ganz unterschiedlichen Gründen noch nie eine Anfrage abgeschickt haben. Beim Schéiss-Klub Kayl waren die Informationen bezüglich des Zuschusses offenbar noch nicht bis zum Präsidenten durchgesickert. Zwar haben die Kayler Schützen jedes Jahr einen „Subside“ von der Gemeinde erhalten, aber keine weiteren Schritte beim Sportministerium unternommen. Und dann gibt es noch diejenigen, die bisher immer noch nicht vom „Subside qualité+“ überzeugt werden konnten – warum auch immer. 

In der Tat ist der erste Antrag schwerfällig: Der Klub muss sämtliche Trainerdiplome des Jugendbereichs anfügen. Heißt auch, dass Papiere aus dem Ausland möglicherweise erst einmal in der Heimat angefordert und dann noch in Luxemburg anerkannt wurden müssen. Das kann in einigen Fällen sehr zeitaufwendig sein. Bei den lizenzierten Kindern sind mehrere persönliche Informationen auszufüllen. Es ist eine administrative Herkulesarbeit, die in den allermeisten Fällen auf die „Bénévoles“ zurückfällt. „Unsere Sekretärin erhält einen Blumenstrauß und der Verein in den vergangenen Jahren im Durchschnitt 10.000 bis 12.000 Euro, um sich auch weiterhin gute Trainer zu leisten“, brachte es Fred Charlé, Oberhaupt des Differdinger Karateklubs, auf den Punkt. 

Die Reform

Die von Mischo angekündigte Reform des „Subside qualité+“ sieht vor, dass die Sportvereine in Zukunft alle ihre Lizenzierten bei den Einträgen auflisten können. Heißt, dass die Summen für einige Vereine deutlich höher ausfallen werden, je mehr Mitglieder über 16 Jahre alt sind. Was bleibt, ist logischerweise die Voraussetzung, dass die Trainer weiterhin qualifiziert sein müssen. Zudem entfällt dann auch die Regel, dass es sich nur um wettkampforientierte Sportarten handeln darf. Erst dann wird sich ein wahres Bild der Situation ergeben.

„Subside qualité+“ kurz erklärt

Um überhaupt berechtigt zu sein, das „Subside qualité+“ zu erhalten, müssen Sportvereine gewisse Bedingungen erfüllen. Der Grundgedanke ist, dass es eine Finanzspritze für die Qualität der Ausbildung im Jugendbereich gibt. Grundvoraussetzung ist, dass mindestens die Hälfte der Trainer und Ausbilder – die sich um die Jugend kümmern – ein Diplom der Kategorie Lux-QF3 (C-Schein) besitzen. Es gibt ein paar Sonderfälle: Beim Fußballverband gilt die Basis-Ausbildung (C1) als gleichwertig, auch ein Masterabschluss in Sportwissenschaften entspricht den Voraussetzungen. Alle weiteren Vereinstrainer müssen eine Grundausbildung abgeschlossen haben, sprich die Vorstufe zum C-Schein. Ebenso können Trainer, die über zehn Jahre Erfahrung haben, eine Sonder-Bescheinigung beim Sportministerium beantragen.

Sind diese Bedingungen erfüllt, kann die Finanzspritze angefragt werden: Sie wird über myguichet.lu eingereicht. Pro Jugendlichen unter 16 Jahren kann der Verein bis zu 150 Euro bekommen. Ist das Kind in mehreren Sportvereinen eingeschrieben, wird die Summe (auf maximal drei Vereine) aufgeteilt.

Noch ist es so, dass der „Subside qualité+“ ausschließlich für Disziplinen vorgesehen ist, die an Wettkämpfen teilnehmen. Das, so hat es der Sportminister bereits angekündigt, soll sich bei der Überarbeitung der Texte aber ändern. Fortan soll es dann auch keine Altersbegrenzung mehr geben – und alle Lizenzierten auf den Formularen eingetragen werden dürfen.