Donnerstag16. Oktober 2025

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Kap Verde sichert sich Ticket für WM„Das Timing war perfekt, um die Überschwemmungen kurz zu vergessen“

Kap Verde sichert sich Ticket für WM / „Das Timing war perfekt, um die Überschwemmungen kurz zu vergessen“
Wie hier in São Vicente gab es kein Halten mehr bei den Fans von Kap Verde Foto: AFP/Queila Fernandes

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Als die Sensation perfekt war, kannte der Jubel im Nationalstadion von Praia keine Grenzen mehr. Die Kapverden hatten sich am Montag durch einen 3:0-Erfolg gegen Eswatini (ehemals Swasiland) zum ersten Mal für eine Fußball-WM qualifiziert. Auch in Luxemburg wurde dieser historische Erfolg gefeiert. 

Gemessen an der Einwohnerzahl wird Kap Verde zum zweitkleinsten Teilnehmer der WM-Geschichte werden – nach Island, das 2018 in Russland debütiert hatte. Die Inselgruppe kann jedoch auf eine große Diaspora zurückgreifen. Laut Schätzungen leben 1,5 bis 2 Millionen Kapverdier im Ausland. Vor allem in Portugal, den USA, den Niederlanden, aber auch in Luxemburg. Wir haben mit drei Akteuren aus der einheimischen Sportszene, die kapverdische Wurzeln haben, über dieses historische Ereignis geredet.

Nelson Delgado wurde während seiner aktiven Laufbahn dreimal Basketball-Meister mit der Etzella und achtmal Pokalsieger. Mittlerweile betreut er in Ettelbrück die Jugend: „Die Basketballer und Handballer waren bei einer WM, aber diese Erfolge bewegen unsere Gemeinschaft nicht so sehr wie die Resultate der Fußballer. Auch bei mir als Basketballer ist das so. In den vergangenen Tagen und Wochen war die mögliche WM-Teilnahme das Thema Nummer eins. Die Regierung hat den Menschen sogar einen halben Tag Urlaub gegeben, damit jeder sich das Spiel irgendwo ansehen konnte. Leider konnte ich die entscheidende Partie nicht live sehen, da ich mein Jugendtraining abhalten musste. Ich habe mich jedoch ständig auf dem Laufenden gehalten und nach dem Training in den sozialen Netzwerken alles verfolgt. Dieses Spiel hat Jung und Alt in den Kneipen und Restaurants zusammengebracht. Ich kenne viele Leute, die auf die Kapverden gereist sind, um das Spiel live anzuschauen. Wir haben nur auf diesen Moment gewartet. Ich hoffe, dass Luxemburg auch irgendwann dieses Ziel erreichen kann. Ich würde gerne sehen, wie die Bevölkerung auf einen solchen Erfolg reagieren würde. Für die Menschen auf den Kapverden war das Timing auch perfekt, um die Überschwemmungen vom August und die damit verbundenen Probleme kurz zu vergessen. Aus Luxemburg wurden viele Hilfsgüter geschickt, doch es ist noch immer nicht alles in Ordnung.“

Nelson Delgado
Nelson Delgado

Ronny Souto gewann mit Düdelingen und der Fola achtmal den Fußball-Meistertitel und einmal den Pokal. 2013 war er Nationalspieler von Kap Verde, als das Land das erste Mal an der Afrikameisterschaft teilnahm: „Es war ein großer Tag für uns. Jeder hat auf diesen Moment gewartet. Da ich sehr nervös war, habe ich es bevorzugt, das Spiel zu Hause mit meiner Frau und meinem Sohn anzusehen. Als ehemaliger Nationalspieler hab ich sehr stark mitgefiebert. Einige Jungs wie Ryan Mendes, Stopira oder Torwart Vozinha haben noch mit mir zusammengespielt. Trainer Bubista kenne ich sehr gut, da er von derselben Insel wie ich kommt. Damals, als wir zum ersten Mal an der CAN (Afrikameisterschaft, Anm. d. Red.) teilgenommen haben, war die Begeisterung schon sehr groß, aber jetzt wurde überall auf der Welt, wo es Kapverdier gibt, gefeiert. Ich hoffe, dass wir in den nächsten Jahren eine noch stärkere Mannschaft aufbauen können, und dass sich auch Auswandererkinder für Kap Verde entscheiden werden und nicht für Portugal, die Schweiz oder Frankreich auflaufen wollen. Aber aktuell sollten wir erst einmal feiern und danach bestmöglich die WM vorbereiten.“

Ronny Souto
Ronny Souto Foto: Editpress/Gerry Schmit

Elledy Semedo ist Handballspieler der Red Boys Differdingen und nahm mit seinem Land 2021 und 2023 an der Handball-WM teil: „Die Teilnahme an einer Weltmeisterschaft ist ein sehr wichtiger Schritt für unseren Sport im Allgemeinen. Es ist die dritte Mannschaft, die dieses Ziel erreicht. Angefangen haben wir Handballer, danach kamen die Basketballer und jetzt kommen die Fußballer. Aber man muss schon sagen, dass die Fußballer mehr gefeiert werden. Ich will mich jedoch nicht beschweren. Als wir damals zur WM gefahren sind, war die Stimmung im Land auch sehr gut und die Menschen haben nach und nach immer mehr unsere Spiele angesehen. Aber Fußball ist einfach anders. Dieser Erfolg ist eine sehr gute Werbung für unser Land. Ich freue mich auch für meinen Onkel, der Präsident des kapverdischen Fußballverbandes ist. Bei der Weltmeisterschaft werden wir mit viel Herz auftreten – so wie wir es immer machen. Ob wir etwas erreichen können, hängt auch von der Gruppenauslosung ab. Ich gehe aber davon aus, dass Kap Verde in der Lage sein wird, mindestens ein Spiel zu gewinnen.“

Elledy Semedo
Elledy Semedo Foto: Editpress/Fernand Konnen

Verlust an Talenten

Rund 1,5 bis 2 Millionen Menschen mit kapverdischen Wurzeln wohnen nicht mehr auf den Inseln. Kap Verde hat deshalb in den vergangenen Jahren so einige Talente verloren – auch an Luxemburg. Aus der aktuellen FLF-Auswahl hätten Christopher Martins und Marvin Martins auch für die afrikanische Mannschaft auflaufen können. Gleiches gilt für Gerson Rodrigues. Andere prominente Beispiele, die für Kap Verde hätten spielen können, sich aber für das Land entschieden haben, in dem sie aufgewachsen sind, sind Nani, Gelson Martins, Rolando, Renato Sanches, Danilo Pereira (alle Portugal), Patrick Vieira (Frankreich), Gelson Fernandes, Edmilson Fernandes (beide Schweiz) sowie Bruno Martins Indi (Niederlande). (del)

Die kapverdischen Inseln bestehen aus insgesamt 15 Inseln, neun von ihnen sind bewohnt
Die kapverdischen Inseln bestehen aus insgesamt 15 Inseln, neun von ihnen sind bewohnt Grafik: ginkgomaps