Freitag24. Oktober 2025

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RadsportDas Profigeschäft im Visier: die Zukunftspläne von Gwen Nothum

Radsport / Das Profigeschäft im Visier: die Zukunftspläne von Gwen Nothum
Gwen Nothum fährt dieses Jahr noch im Cyclocross, will sich aber in Zukunft auf die Straße konzentrieren Foto: Editpress/Jeff Lahr

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Gwen Nothum gehört zu Luxemburgs hoffnungsvollsten Nachwuchs-Sportlern. Im Dezember 2024 erhielt sie bei der Sportgala den „Prix du jeune espoir féminin“. Im Gespräch mit dem Tageblatt erklärt die 18-jährige Radsportlerin, wohin ihr Weg führen soll. 

Mit gerade erst 18 Jahren wirkt Gwen Nothum schon ziemlich aufgeräumt und routiniert. Das Scheinwerferlicht bei der Sportgala, bei der sie den Preis des „Jeune espoir féminin“ gewann, machte ihr kaum was aus und auch die Fragen der Journalisten beantwortete sie abgeklärt. „Für mich ist es aber schon überraschend, was dieser Preis bewirkt“, sagt Nothum. „Es melden sich viele Leute bei mir. Es ist aber schön zu sehen, dass so viele das mitbekommen.“ 

Zusammen mit Triathlet David Lang gewann sie am 4. Dezember den Nachwuchspreis bei der Sportgala im Mondorfer Casino. Ein Preis, der vielleicht auch Druck auslösen könnte – immerhin gehört Nothum nun offiziell zu Luxemburgs Sporthoffnungen der Zukunft. Die UC-Dippach-Radsportlerin geht aber gelassen damit um. „Bei mir löst das nicht viel Druck aus. Es macht mich eher froh. Ich habe morgens die Zeitung aufgemacht und mich gesehen. Ich stand da, wo ich sonst zu anderen Sportlern aufgeschaut habe. Das war schön.“

Start im Schwimmbecken

Dass Nothum, die aus Hovelingen bei Beckerich stammt, mittlerweile nur noch auf dem Rad sitzt, hat sie vor allem einigen Verletzungen zu „verdanken“. Sie begann mit dem Schwimmen, ging dann als Triathletin mit zwölf Jahren ins Sportlycée  – doch wegen Entzündungen in den Knochen und einer Sehnenentzündung in der Schulter musste sie den Triathlon-Sport aufgeben. „Ich musste oft das Lauftraining unterbrechen. Auf dem Rad war meistens alles gut“, erinnert sie sich, weswegen sie sich also auf den Radsport konzentrierte – und das erst seit 2023. 

Doch die Ergebnisse kamen schnell: Nach den Juniorinnen-Landemeistertiteln im Straßenrennen und im Zeitfahren 2023 konnte sie 2024 auch im Ausland auf sich aufmerksam machen: Platz 6 beim EM-Zeitfahren und Platz 8 beim EM-Straßenrennen in Belgien; bei der WM in der Schweiz wurde sie im Kampf gegen die Zeit 16. und beim Straßenrennen 41. Sie fuhr bei mehreren Rennen in die Top Ten (7. auf der 3. Etappe der European Junior Cycling Tour Assen, 2. auf der 1. Etappe der internationalen Oderrundfahrt oder 10. beim Herenthout). Zudem sammelte sie Erfahrung auf hohem Niveau beim Festival Elsy Jacobs, das sie auf Platz 60 und 65 beendete. 

Überraschend gute Resultate

„Für mich waren ein paar Ergebnisse schon überraschend. Ich weiß, dass ich beim EM-Zeitfahren gut in Form war und dass mir das Rennen liegen würde. Aber ein 6. Platz war schon überraschend. In Zürich bin ich vor allem in der zweiten Halbzeit des Zeitfahrens stark gefahren, da war ich sehr zufrieden. Das Straßenrennen war dann wirklich hart. Es war nicht so perfekt, wie die drei Rennen vorher. Aber es war meine erste Rad-WM, eine tolle Erfahrung.“ 

Logisch also, dass ihr Name auch international auf der Liste einiger Scouts firmierte. So kam es, dass sie einen Vertrag beim belgischen Team Belco/Van Eyck unterschrieben hat. „Ich habe meine Mannschaft im Dezember kennenlernen dürfen. Es ist der wichtigste Schritt für mich, um mich 2025 weiterzuentwickeln.“ Kontakt zu den Belgiern hat sie auch durch FSCL-Nachwuchskoordinator Brian Nugent und Koordinator Fränk Schleck erlangt. „Ich denke, dass ich ein attraktives Rennprogramm erhalten werde und ich dann bereit bin für den nächsten Schritt.“ 

Was der nächste Schritt sein wird, steht noch offen. Sicher ist jedoch, dass Nothum plant, in den Profibereich integriert zu werden. „Ich will Schritt für Schritt gehen und mir keine Grenzen setzen“, sagt sie. 2025 wird sie zudem ihren Schulabschluss am Sportlycée absolvieren – danach will sie sich voll auf den Sport konzentrieren. 

Eine Familienangelegenheit

In diesem Winter ist Nothum auch bei den luxemburgischen Cyclocross-Rennen zu sehen. Aktuell führt sie den Skoda Cross Cup an und wird diesen auch gewinnen. Somit geht sie auch bei den Landesmeisterschaften am kommenden Wochenende als Favoritin an den Start – seit diesem Jahr wird sie bei den Espoirs starten. „Die Straße bleibt aber meine Präferenz. Ich bin technisch noch nicht so gut.“ Mit 18 Jahren befindet sie sich noch in der Findungsphase. Welcher Fahrertyp sie mal sein wird, kann sie noch nicht sagen. „Ich kann verschiedene Sachen sehr gut, andere weniger gut. Ich weiß zum Beispiel, dass mir Zeitfahren und Sprint schon gut liegen.“ 

Hilfe bekommt Nothum nicht nur von ihrem Trainer Misch Wolter, sondern auch von ihrer Familie, die sich im Radsport bestens auskennt. Vater Luc ist beim Verband als Jugendtrainer aktiv und war selbst ein talentierter Radsportler. Ihre drei Jahre jüngere Schwester June ist ebenfalls talentiert, und Onkel Mario verfolgt schon seit vielen Jahren den Radsport aus nächster Nähe als Korrespondent für das Tageblatt

Für Gwen Nothum geht es nun im Februar nach Mallorca ins Trainingslager, dann folgt ein Mannschaftscamp über ein Wochenende in Maastricht. Die ersten Rennen sollen dann im März mit der Mannschaft gefahren werden. Es ist der nächste Schritt für Nothum, die wie viele andere Nachwuchssportlerinnen von den ganz großen Rennen träumt. „Die Tour de France, das ist schon ein Ziel, das ich mir markiere.“