Mittwoch22. Oktober 2025

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NationalmannschaftDas Ende einer Ära: Paul Philipp über die Entscheidung, den Vertrag von Luc Holtz nicht zu verlängern

Nationalmannschaft / Das Ende einer Ära: Paul Philipp über die Entscheidung, den Vertrag von Luc Holtz nicht zu verlängern
Nun brodelt es in der Gerüchteküche: Sitzen dort etwa der aktuelle und der zukünftige Nationaltrainer? Dass Mario Mutsch (r.) den Posten übernimmt, ist eine von vielen Optionen. Foto: Editpress/Gerry Schmit

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Der 9. Juli 2025 wird in die Geschichte des Luxemburger Fußballs eingehen: Gerade, als es nach einem turbulenten Monat wieder etwas ruhiger um den Verband geworden war, kündigte die FLF per Pressemitteilung an, dass man den auslaufenden Vertrag von Nationaltrainer Luc Holtz nicht verlängern werde. Geht es nach den Plänen des Gremiums um Präsident Paul Philipp, endet demnach im Dezember eine Ära der „Roten Löwen“ – dies dann nach exakt 150 Länderspielen unter dem 56-Jährigen.

Sechs Monate wird Luc Holtz noch Nummer zwei der dienstältesten Fußballnationaltrainer der Welt sein, danach endet seine Amtszeit, am 31. Dezember. Vorausgesetzt, es bleibt bei den am Mittwoch angekündigten Plänen des FLF-Verwaltungsrats. Dessen Entscheidung ist aufgrund der Spannungen der vergangenen Wochen nicht völlig überraschend, der Zeitpunkt der Pressemitteilung dagegen schon: Der Vertrag des 56-Jährigen läuft erst Ende des Jahres aus. Bis dahin wird das Nationalteam allerdings in der WM-Qualifikation gegen Nordirland, die Slowakei und Deutschland um ein Ticket bei der nächsten Weltmeisterschaft kämpfen. „So ist es für alle möglich, die Kampagne mit der nötigen Ruhe und vollen Konzentration anzugehen, was die Priorität des Verbandes ist“, hieß es in dem Schreiben.

Inwiefern das unter diesen Bedingungen allerdings möglich ist, steht auf einem anderen Blatt. FLF-Präsident Paul Philipp erklärte gegenüber dem Tageblatt: „Es war wichtig, es jetzt zu tun. Das Ganze passierte in Absprache mit dem Trainer, denn in sieben Wochen steht der nächste Länderspieltermin ins Haus. Wir wollten Klarheit für alle schaffen, transparent und sauber sein. So wissen alle Bescheid, damit nicht während der Spiele über mögliche Verträge diskutiert wird. Ich habe mich sehr lange mit Luc unterhalten. Er wird mit dem nötigen Professionalismus an die Sache herangehen müssen. Wir versprechen uns nämlich alle etwas von den beiden ersten Spielen. Dass die Latte so hoch liegt, ist nun einmal sein Verdienst.“ Fest steht: Selbst wenn Luxemburg sich für die WM qualifizieren würde, gäbe es bei den „Roten Löwen“ keine Zukunft mehr für Holtz.

Neuanfang gewünscht

Mehrere Nationalspieler reagierten in den sozialen Medien mit Treue-Botschaften: Christopher Martins postete ein Bild des Trainers und schrieb „Boss“ dazu. Gerson Rodrigues, vor den sich Holtz immer wieder schützend gestellt hatte – was ihm letztlich bei seinen Kritikern auch zum Verhängnis wurde – schrieb: „Du bist der Kapitän von einem Schiff, das nie unterging. Nicht, weil das Meer nicht ruhig war, sondern weil du es nicht hast untergehen lassen. Nach all den Jahren stehen wir noch immer da. Einmal Boss, immer Boss. Für uns bist du noch viel mehr als das.“

Man hatte jetzt eben den Eindruck, dass noch eine Herausforderung bevorsteht und es dann an der Zeit ist, ein Kapitel abzuschließen

Paul Philipp, FLF-Präsident

Der Verwaltungsrat gab in seinen Zeilen an, sich „nach einer tiefgründigen sportlichen Analyse“ dazu entschieden zu haben, Holtz’ Vertrag nicht zu verlängern. Es ist allerdings ein offenes Geheimnis, dass der Druck seitens Gesellschaft und Politik ihren Teil dazu beigetragen haben dürfte. „Vorwerfen können wir ihm sportlich nichts. Die Analyse bezieht sich ja nicht nur auf ein einziges Spiel. Man darf nicht vergessen, wo wir heute stehen. Vor ein paar Wochen haben wir Schweden 1:0 besiegt. Es geht jetzt eine Ära zu Ende. Ihm wird auch nicht gekündigt, sondern nur kein neuer Vertrag angeboten. Man hatte jetzt eben den Eindruck, dass noch eine Herausforderung bevorsteht und es dann an der Zeit ist, ein Kapitel abzuschließen“, gab Philipp zu verstehen.

Neben den Unruhen um Rodrigues, an dem Holtz trotz aller Fehltritte immer festgehalten hatte, standen sowohl der Trainer als auch der Verbandsboss in den vergangenen Wochen bekanntermaßen massiv in der Kritik: Im Juni hatte Holtz einem Journalisten des Le Quotidien untersagt, an einem neu geschaffenen „Point presse“ teilzunehmen. Unrühmliche Aussagen in der Presse, etwa die Bezeichnung „Pseudo-Politiker“, die Paul Philipp benutzte, hoben den Skandal auf eine Ebene, die es bis in die Chamber schaffte. Die FLF hatte es währenddessen als Verband verpasst, klare Kante gegen Gewalt zu zeigen und bei dem verurteilten Rodrigues ein Exempel irgendeiner Art zu statuieren sowie dem Trainer in Sachen Medienumgang genauer auf die Finger zu schauen – oder ihn zu beraten. „Unsere Entscheidung bezieht sich nicht auf den Monat Juni“, fügte Philipp hinzu. „Das eine hat nichts mit dem anderen zu tun. Ich sehe den Nationaltrainer jeden Tag. Auch 2023 wurde schon darüber geredet … Es ist auch nicht so gewesen, als wäre er vor Schreck und Überraschung vom Stuhl gefallen.“ Ob er selbst hätte verlängern wollen, ist die andere Frage, auf die es am Mittwoch keine Antwort gab.

Wer wird Nachfolger?

Was die sportlichen Ergebnisse angeht, so war tatsächlich bereits 2023 über das Ende der Holtz-Amtszeit spekuliert worden. Damals, wenige Monate vor den Play-offs für die Europameisterschaft, gab es ein weiteres (zweijähriges) Vertrauensbekenntnis der FLF. Der Ausgang ist bekannt: Die „Roten Löwen“ verpassten den größten Erfolg der nationalen Fußballgeschichte denkbar knapp. Es war einer der Knackpunkte der Amtszeit.

Infolgedessen wurde immer wieder die Frage aufgeworfen, ob Holtz dem Kader, der inzwischen bis auf vereinzelte Ausnahmen ausschließlich aus Profis besteht, noch neue Impulse verleihen könne. Für Philipp steht fest, dass die Spieler diese Nachricht akzeptieren und verarbeiten werden: „Es ist eine Situation, die gang und gäbe ist. Didier Deschamps hat bereits angekündigt, dass er seinen Vertrag nach der bevorstehenden WM nicht verlängert. An der Einstellung von Luc Holtz ändert sich nichts. Es ist sogar die Möglichkeit, noch besser aus der Amtszeit herausgehen und etwas Großes zu erreichen. Es ist jedenfalls nichts, was im internationalen Fußball unbekannt ist, auch wenn es bei uns nach so einer langen Zeit ungewohnt ist.“ Er fügte hinzu: „Wir reden von Profis. Ihr Trainer ist derjenige, den sie jeden Tag im Verein sehen. Wenn sie zu uns kommen, ist es ein Feiertag. Viele haben einen langen Weg an der Seite von Luc hinter sich, aber es ist das Geschäft.“

Mich wird man in den nächsten zwei Monaten nicht über einen neuen Trainer reden hören

Paul Philipp, FLF-Präsident

In den vergangenen 15 Jahren gab es unter Holtz Mut zu spektakulärem Fußball, spielerische Leckerbissen, Spielzeit für extrem junge Talente und den bislang besten Platz in der FIFA-Weltrangliste (82., September 2018). Wer auf den ehemaligen Spielertrainer aus Ettelbrück, der 2010 nach dem Rücktritt von Guy Hellers eingestellt worden war, folgen wird, ist jetzt die Frage, mit der sich Luxemburg beschäftigen wird – und was möglicherweise nicht dazu beitragen wird, eine entspannte und reibungslose Kampagne durchzuziehen. „Mich wird man in den nächsten zwei Monaten nicht über einen neuen Trainer reden hören“, gab Philipp zu verstehen. „Wir wollten das trennen. Heute liegt der Fokus auf der Kampagne im September. Einen Nachfolger zu suchen ist eine andere Aufgabe, die parallel läuft, aber unsichtbar bleibt. Wir haben Zeit.“

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Siege holte Luc Holtz bislang als Trainer der FLF-Auswahl. Dabei stand er in 144 Länderspielen an der Seitenlinie. Zu den absoluten Höhepunkten gehörten das 0:0 in Toulouse und die historische Kampagne mit je zwei Siegen gegen Bosnien und Liechtenstein sowie den vier Punkten gegen Island.

Jeff Strasser, Jeff Saibene (der am Mittwoch in Monnerich gesichtet wurde) oder Mario Mutsch: Es ist durchaus davon auszugehen, dass bei den früheren Nationalspielern seit dieser Pressemitteilung die Telefone heißlaufen. Die FLF geht davon aus, in den nächsten Monaten die eine oder andere Kandidatur auf dem Tisch liegen zu haben. „Gibt es denn einen idealen Kandidaten? Meist weiß man das erst später. 15 Jahre sind ein Zeichen, dass man nicht falsch lag. Gleichzeitig ist es das größte Kompliment, das man Luc machen kann. Wenn man unseren Weg sieht, ist es sein Verdienst wie auch der der Fußballschule. Luc ist damals in die Aufgabe hineingewachsen, nachdem er ins kalte Wasser geworfen worden war.“

Wie bei allen Trennungen dürfte es keiner der beiden Seiten leichtgefallen sein. Oder um es in Philipps Worten zu sagen: „Man muss sich danach nicht unbedingt küssen, sondern sich noch ins Gesicht schauen können.“

Abseits net gepaff
10. Juli 2025 - 17.51

@ Grober / Er wird par force den Kleber am Allerwertesten nicht los.

Grober J-P.
10. Juli 2025 - 11.48

Und Paulchen will nicht abtreten, noch keine Pensionsberechtigung? Könnt doch bei RTL anheuern als Moderator!