Haben die Kooperativ-Sportvereine Anrecht auf „Congé sportif“? Muss ein Arbeitgeber diesen Sonderurlaub genehmigen? Die Antwort darauf lautete zweimal „Nein“. Es waren teils technische Fragen, aber auch grundlegende Sorgen, mit denen sich die 180 Teilnehmer des „Gamechangers“-Events am Mittwochmorgen im Stade de Luxembourg beschäftigten. Und sie zeigten ein weiteres Mal auf, dass nicht jeder Sportverband oder Verein wirklich über bestehende Möglichkeiten und Bedingungen informiert ist. Es war Sportminister Georges Mischo selbst, der dabei noch einmal unterstrich, dass 2024 viel weniger Sonderurlaub als erhofft angefordert wurde.

Um diese Informationslücken zu schließen, bietet das „Institut national de l’activité physique et des sports“ (Inaps) seit Jahren gezielte Ausbildungen und Webinare an – eben auch zu spezielleren Themen wie dem „Congé sportif“. „Uns ist bewusst, dass wir noch mehr Menschen erreichen müssen“, formulierte es Inaps-Direktor Charles Stelmes. Ab September wird das Inaps seine Zelte deshalb sogar in ausgewählten Gemeinden aufschlagen, um das neue Handbuch („Guide fir Bénévolatskoordinatioun am Sportveräin“) unter die Leute zu bringen. „Es geht jetzt darum, das Material zu verbreiten, und wir haben uns dazu entschlossen, bei der Herbst-Tour auf lokaler Ebene zu informieren.“
Das Handbuch
Wie kann ich als Verein „Bénévoles“ gewinnen? Wie kann ich sie an den Verein binden? Wie kann ich die richtige Aufgabe für die jeweiligen Personen finden? Das sind nur einige der Fragen, auf die es im „Guide fir Bénévolatskoordinatioun am Sportveräin“ eine Antwort gibt. Das praxisorientierte Handbuch, mit QR-Codes, Tipps und Tricks für Anerkennung, Abschlussfeste und Co., gibt es bereits als Download auf der Internetseite der Inaps.
Denn Bereitschaft, sich zu engagieren, gibt es noch immer – bloß anders. Sportminister Georges Mischo sieht die Ausweitung des „Subside qualité+“ – also mehr finanzielle Einnahmen für die Vereine – als einen von mehreren Lösungsansätzen. Sich dadurch im administrativen Bereich professionelle Unterstützung leisten zu können, war für einen Fragesteller im Publikum aber auch ein Risiko für interne Spannungen und Frustration im Verein.
Interministerielle Zusammenarbeit
Laut Zahlen des Statec werden jährlich 1,2 Millionen Stunden ehrenamtliche Arbeit in Sportvereinen verrichtet – von 17.230 Menschen. Anders ausgedrückt sind das pro Kopf etwa zwei Arbeitswochen im Dienste der Gesellschaft. Wie viele davon wissen, dass sie möglicherweise Anrecht auf „Congé sportif“ haben, kann nicht bestimmt werden – allerdings war der Sonderurlaub eines der dominierenden Themen der Diskussionsrunde.

Auch Familienminister Max Hahn hatte ein paar Zahlen zum Ehrenamt im Gepäck: „69% der Menschen, die sich noch nicht engagieren, wären bereit, es zu tun. Wir, auch die Politik, müssen uns an die aktuellen Gegebenheiten anpassen. Wir dürfen nicht den Fehler machen und uns auf das berufen, was vor zehn Jahren war.“ Weshalb Hahn mit seinem Ministerium an einem Statut des „Bénévole“ arbeitet, damit die Versicherungsfragen offiziell geklärt sind.
Obschon das Projekt eines nationalen „Bénévolat“-Abzeichens noch in den Kinderschuhen steckt, hofft Hahn, das Ergebnis noch vor Ende der Legislaturperiode vorstellen zu können. Es handelt sich bei der Idee (die im Koalitionsvertrag festgehalten wurde) um eine Art digitalen Badge: „Einerseits ist es eine Art Pin, den man als Anerkennung für geleistete Dienste bekommt, gleichzeitig ist es aber auch ein Beweis für eine Kompetenz, die man als Ehrenamtlicher gelernt hat und beispielsweise bei einem Vorstellungsgespräch vorlegen kann. Ich sehe es als ein Instrument, um Menschen zu motivieren, sich zu engagieren. Das Ganze muss aber noch weiter durchdacht werden. Wir möchten eine Art Gaming-Faktor hineinbekommen, damit man sich sogar mit anderen messen kann.“
Fest steht, dass dieses Abzeichen auf einer nationalen Plattform für sämtliche Richtungen, wie Sport, Kultur oder den sozialen Bereich, gleichermaßen gelten soll. Die Koordination dafür hat das Familienministerium. „Es soll Kategorien geben, die sinnvoll sind, sei es über die Dauer oder die Kompetenzen. Das könnten Dienste in den sozialen Medien sein, bis hin zu einem Abzeichen für die Person, die im Verein für die Kontakte mit dem Schöffenrat zuständig ist. Weshalb die Kategorien auch interministeriell und mit der ‚Agence du bénévolat’ ausgearbeitet werden.“

Eine Athletin mittendrin
Olympionikin Vera Bertemes-Hoffmann ist Verantwortliche des Inaps-Projekts „Gamechangers“. „Als Athletin weiß man, dass der Sport ohne ‚Bénévoles’ nicht funktionieren würde“, sagte sie. „Ich bin selbst auch ehrenamtlich aktiv. Ich sehe, wie es ist, wenn mein Klub vor einem Wettkampf verzweifelt nach Personen sucht, die bereit sind, einen ganzen Tag zu opfern. Obschon die Stimmung gut ist, wird es immer schwerer.“
Das Handbuch wurde am Mittwoch offiziell vorgestellt – jetzt aber steht der praktische Schritt bevor: „Wir müssen jetzt ‚op den Terrain’, um darauf aufmerksam machen und die Menschen anzusprechen, die das Ehrenamt täglich betrifft. Das wird die nächste große Herausforderung.“
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