Samstag18. Oktober 2025

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KunstturnenDarum sind bei der WM alle Blicke auf Quentin Brandenburger gerichtet

Kunstturnen / Darum sind bei der WM alle Blicke auf Quentin Brandenburger gerichtet
An den Ringen zeigt Quentin Brandenburger derzeit eine seiner schwierigsten Übungen Foto: Editpress/Fernand Konnen

Nach der verletzungsbedingten Absage von Céleste Mordenti ist Quentin Brandenburger der einzige FLGym-Turner, der ab Sonntag bei der WM in Jakarta antreten wird. Nach einem Sommer in Kanada möchte der Sportsoldat hier einen weiteren Schritt nach vorne machen. 

„Es ist sehr schade, dass Céleste nicht dabei ist. Vor allem auch, weil es so kurzfristig passiert ist und sie eine gute Saison hatte“, bedauert Quentin Brandenburger die Tatsache, dass er der einzige luxemburgische Turner ist, der ab Sonntag bei der WM in Jakarta am Start sein wird. Eine Fußverletzung, die nicht rechtzeitig ausgeheilt ist, macht es Céleste Mordenti, die in den letzten Jahren das große Aushängeschild der FLGym war, nicht möglich, in Indonesien anzutreten. So werden in den kommenden Tagen alle Augen auf Quentin Brandenburger gerichtet sein. 

Ein Sommer in Kanada

Nach seiner Grundausbildung bei der Armee, die er Anfang des Jahres abschloss, stand für den 21-Jährigen schnell fest, dass es ihn ins Ausland ziehen würde. Zweieinhalb Monate verbrachte er im Sommer somit im kanadischen Montreal, wo er mit gleich mehreren Olympiafinalisten trainieren konnte. „Leider machten sich in dieser Zeit die Rückenprobleme, die ich noch von der Grundausbildung hatte, wieder bemerkbar und so habe ich mich dort entschieden, eine etwas längere Pause einzulegen, damit das endgültig heilen konnte.“ Inzwischen kann der Sportsoldat wieder schmerzfrei trainieren und betont, dass das eigene Level von Woche zu Woche steigt. „Ich fühle mich in meinen Übungen auch immer wohler.“ Während seiner Zeit in Kanada hat der 21-Jährige dennoch viel hinzugelernt, wie er weiter erklärt. „Das Niveau ist einfach viel höher. Bei uns war ich vom Alter her der Erfahrenste, hier war ich jedoch der Jüngste und unter dem Level der anderen, was auch normal ist, denn sie haben bei Olympia immerhin den sechsten Rang mit der Mannschaft geholt.“

Die Puzzlestücke fangen langsam an, zusammenzufinden

Quentin Brandenburger, über seine Form

Gerade von solchen Turnern lernen zu können, habe ihm in den letzten Monaten sehr viel gebracht. Besonders an der Sauberkeit seiner Übungen, seine wohl größte Schwäche, hat er in Kanada dann auch intensiv gearbeitet, und dies an allen Geräten. „Ich habe inzwischen ein neues Element an jedem Gerät, womit ich dann auch schwierigere Übungen zeigen kann. Wir haben auch an weiteren neuen Elementen gearbeitet, doch die sind noch nicht für den Wettkampf geeignet.“ Der langfristige Blick ist in dieser Hinsicht auf die Olympischen Spiele 2028 in L.A. gerichtet, das große Ziel von Brandenburger, der enorm positiv auf seine Zeit in Montreal zurückblickt „Sie hat dazu geführt, dass ich wieder viel mehr Spaß am Turnen habe. Die Puzzlestücke fangen langsam an, zusammenzufinden.“

In den Wochen vor der Weltmeisterschaft, übrigens seine erste, bei der er alle sechs Geräte zeigen wird, hat der junge Turner Wettkampfluft bei zwei World Challenge Cups in Paris und dem ungarischen Szombathely geschnuppert, bei denen er sich auf den Barren und die Ringe konzentriert hat. „Es sind einfach die Geräte, an denen bei mir der Schwierigkeitsgrad am höchsten ist und an denen ich mich am sichersten fühle. Und bei einem Weltcup turnt man einfach auch keine sechs Geräte, sondern die, an denen ein Finale am machbarsten ist.“ In Paris sprang dann ein 15. Rang am Barren heraus, in Ungarn ein 14. an den Ringen. „Ich merke, dass ich dem Finale der besten Acht Schritt für Schritt näherkomme, was eine gute Sache ist.“

Einen weiteren Schritt nach vorne möchte er dann auch in Jakarta machen. „Ich wäre froh, wenn ich all meine Übungen durchziehe und sie sauber hinbekommen würde“, erklärt der Sportsoldat auf seine Ambitionen angesprochen. Für ihn wird es der erste Mehrkampf seit der EM im Frühling in Leipzig sein, bei der eine Gesamtwertung von 72,331 Punkten und damit ein 47. Rang heraussprang.

Zwischen Weltcup und Bundesliga

„Bei der WM erwarte ich ein hohes Niveau, weil jedes Land nur vier Turner schicken kann und es die erste nach Olympia sein wird. Hier zeigen die Turner dann auch neue Übungen. Aufgrund des neuen Wertungscodes wissen wir auch nicht, wie viele Punkte für ein Mehrkampffinale nötig sein werden.“ Einige Fragezeichen also, doch nach der Qualifikation in Jakarta wird Quentin Brandenburger genauer wissen, wo er vom Niveau her derzeit dann wirklich steht.

Neben den Weltcup-Teilnahmen sammelte er in den letzten Wochen zudem noch Wettkampferfahrung in der deutschen Bundesliga, in der er für die zweite Mannschaft der TG Saar antritt. Mit Begeisterung erzählt der 21-Jährige von dem besonderen Modus hier, bei dem die Turner an jedem Gerät in einem Duell antreten und derjenige mit der besten Note Punkte für seine Mannschaft sammelt. Auch die Stimmung bei den Wettkämpfen ist etwas, das er in dieser Form bisher kaum erlebt hat. Eine willkommene Abwechslung für Brandenburger, der in Luxemburg inzwischen meistens alleine trainiert. „Diese Wettkämpfe sind sehr wertvoll für meine mentale Vorbereitung, auch weil wir am Tag selbst anreisen, das kannte ich so bisher auch noch nicht.“

Ich wäre froh, wenn ich all meine Übungen durchziehe und sie sauber hinbekommen würde

Quentin Brandenburger, über sein WM-Ziel

Neben Quentin Brandenburger waren in den letzten Wochen bei den Weltcups in Paris und Ungarn auch Ronan Foley und Joy Palermo mit dabei. Eine weitere Tatsache, die den 21-Jährigen zusätzlich motiviert. Denn die drei Turner kennen sich von Kindesbeinen an und sind bei den Junioren bereits gemeinsam angetreten. „Es macht so Spaß, mit zwei anderen Leuten unterwegs zu sein, die ein gewisses Niveau erreicht haben. Ich sehe viel Positives für die Zukunft.“ Joy Palermo studiert übrigens inzwischen in den Niederlanden und Ronan Foley in England. Beide können dort ebenfalls auf einem hohen Level trainieren. So hat sich Foley auch bereits für die kommende EM qualifiziert, wie Brandenburger mit Begeisterung erklärt. Hier wird auch Céleste Mordenti dann wieder dabei sein. In Zukunft könnte dadurch auch der Mixed-Wettbewerb, eine der Neuerungen für die Olympischen Spiele 2028 in L.A., interessant werden. Dass hier ein Team aus einer Frau und einem Mann besteht, ist dabei besonders interessant für ein kleines Land wie Luxemburg, dessen Aussichten, sich einmal mit einem Frauen- oder Herrenteam für ein solches Event zu qualifizieren, eher gering sind. 

Nun möchte sich Quentin Brandenburger aber erst einmal bei der Weltmeisterschaft beweisen.

Im Überblick

Kunstturn-WM in Jakarta mit Quentin Brandenburger:
Mehrkampf-Qualifikation am Sonntag um 20.20 Uhr (Ortszeit)
Subdivision 6 von 8