Donnerstag13. November 2025

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KunstturnenDarum lebt Quentin Brandenburger derzeit seinen Traum

Kunstturnen / Darum lebt Quentin Brandenburger derzeit seinen Traum
Quentin Brandenburger will in den kommenden Monaten seinen Trainingsschwerpunkt nach Kanada verlegen Foto: Editpress/Hervé Montaigu

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Nach einem Jahr Pause wird Quentin Brandenburger am Donnerstag bei den Luxembourg Open ins Wettkampfgeschehen zurückkehren. In den letzten Monaten ist bei dem 21-jährigen Kunstturner viel passiert. Das Ziel L.A. 2028 jedoch konkreter als je zuvor.

Lange hat man ihn nicht mehr gesehen: Um genauer zu sein fast auf den Tag genau ein ganzes Jahr, nämlich bei den Luxembourg Open im vergangenen April. Bereits damals erklärte Quentin Brandenburger, dass das Jahr 2024 für ihn ein Übergangsjahr sein soll, in dem die Weichen für die zukünftige Karriere gestellt werden. Und so liegen dann auch ereignisreiche Monate hinter dem 21-Jährigen. Im Frühling machte er seinen Schulabschluss, im September begann er die Grundausbildung bei der Armee, die er als Zweitbester seiner Ausbildungsklasse abschließen sollte. Sich als Sportsoldat komplett auf das Turnen konzentrieren zu können, es ist ein Karriereweg, den er bereits seit langer Zeit so im Kopf hatte: „Eigentlich von klein auf“, meint er mit einem Lachen. Vorbild für Brandenburger war nämlich schon in seiner Kindheit Sascha Palgen, der bisher letzte luxemburgische Turner, der sich für Olympische Spiele qualifizieren konnte. „Sascha ist da ein großes Vorbild. Er ist diesen Weg auch gegangen und für mich war das eigentlich schon immer der einzig logische Schritt.“

Dieses Niveau an so starken Turnern hilft einem enorm, um weiterzukommen, sie ziehen einen wirklich mit

Quentin Brandenburger, über das Training in Kanada

Über die letzten Monate spricht der ehrgeizige Turner dann auch mit großer Begeisterung. „Ich habe Erfahrungen gesammelt, die ich sonst sicher nicht gemacht hätte. Menschlich habe ich mich wirklich weiterentwickelt. Man ist in einer Gruppe mit unterschiedlichsten Leuten, lernt, sich nach oben zu drücken, was man sonst im Turnen, was doch eher ein Einzelsport ist, nicht unbedingt so hat.“ In einer Sportart, in der man sowieso schon einiges an Disziplin mitbringen muss, hat er noch einmal eine ganz neue Art hiervon gelernt. Dies wird ihm, davon ist der 21-Jährige überzeugt, in den kommenden Jahren auf jeden Fall weiterhelfen.

Über den Atlantik

Dass der nächste Karriereschritt, wie ihn Quentin Brandenburger plant, ohne die Armee nicht möglich wäre, das ist ihm bewusst, denn dieser soll ihn über den Atlantik, nach Kanada, führen. Hier will der junge Turner zukünftig im Trainingszentrum in Montreal mit dem kanadischen Nationalkader trainieren. Eine Gruppe, mit der er schon Anfang des Jahres mehrere Wochen verbringen konnte und von der er nur Positives zu berichten hat. „Es ist schon beeindruckend. Sie sind rund zwölf Turner und waren schon bei Olympia dabei, einige von ihnen sind sogar Olympiafinalisten.“

Es wäre die perfekte Möglichkeit, in den nächsten Jahren einen großen Schritt, vielleicht sogar hin zu seinem großen Ziel, den Olympischen Spielen in L.A., zu machen. Davon ist auch Brandenburger überzeugt. „Ich glaube, es tut gut, aus seiner Komfortzone herauszukommen. Es war am Anfang nicht so einfach, dort mitzuhalten. Doch dieses Niveau an so starken Turnern hilft einem enorm, um weiterzukommen, sie ziehen einen wirklich mit.“ Etwas, das auch die derzeit beste luxemburgische Kunstturnerin Céleste Mordenti in den letzten Jahren bereits eindrucksvoll bewiesen hat. Denn ihre Entwicklung ging, seit sie ihr Studium in Amsterdam begonnen hat und auch ihren Trainingsschwerpunkt dorthin verlegt hat, rasant nach oben. „Céleste ist für mich da schon ein Vorbild. Sie hat Olympia fast geschafft und ich denke, dass sie in L.A. dabei sein wird. Das motiviert natürlich, man will sie ja auch nicht alleine dorthin schicken“, gibt Brandenburger mit einem großen Lachen zu.

Dabei weiß der Sportsoldat, dass es nicht selbstverständlich ist, von einem anderen Nationalteam aufgenommen zu werden und eine so großartige Chance zu erhalten. Dankbar ist er dann auch Nationaltrainer Jacques Renson, der dem FLGym-Kader vor einigen Monaten dort ein Trainingslager ermöglicht und somit auch einen ersten Kontakt hergestellt hat. „In Kanada sind sie einfach auch so hilfsbereit, wenn ich zum Beispiel ein Auto brauche, kriege ich es auch.“

Doch bevor es wieder zurück nach Kanada geht, gilt es für Quentin Brandenburger erst einmal wieder in den Wettkampfalltag hineinzufinden. Sein Comeback feiert er nach einem Jahr Pause dann auch genau dort, wo man ihn zum bisher letzten Mal sehen konnte, bei den Luxembourg Open in Belair. Große Schwierigkeiten, sich wieder umzustellen, hatte er nicht, wie der FLGym-Athlet meint: „Bei der Armee habe ich die Tests zum Beispiel auch als Wettkämpfe gesehen. Das hat mir geholfen. Bei einer EM im Turnen tritt man ja auch gegen 80 weitere Turner an. Dort denkt man nicht unbedingt, dass man Erster werden möchte, weil viele große Turner dabei sind. Seit der Grundausbildung gehe ich mit der Einstellung rein, dass ich gewinnen will.“

Ein erster Eindruck

Seinen letzten Wettkampf bestritt Quentin Brandenburger vor einem Jahr bei den Luxembourg Open in Belair
Seinen letzten Wettkampf bestritt Quentin Brandenburger vor einem Jahr bei den Luxembourg Open in Belair Foto: Editpress/Jerry Gerard

Auf das Turntraining hat er während seiner Grundausbildung dann auch nicht komplett verzichtet und so war der 21-Jährige an jedem Wochenende in der Trainingshalle im INS zu finden. „Ich wollte keine komplette Pause machen. Ich hatte immer die Angst, dass, was allein schon die Muskeln betrifft, ich ein halbes Jahr brauchen würde, um richtig zurückzukommen. Ich glaube, das hat mir geholfen, vor allem auch was die Gelenke betrifft, dass ich schon nach drei, vier Wochen wieder ein gutes Gefühl hatte.“ Dennoch wird Brandenburger am Donnerstag vielleicht noch nicht einen kompletten Mehrkampf bestreiten. „Wir werden sehen, wie ich mich fühle. Doch in einem Monat steht schon die EM in Leipzig an und hier möchte ich zu hundert Prozent fit sein.“

Im letzten Jahr, ohne großen Wettkampf, hat er viele neue Elemente gelernt. Diese möchte Quentin Brandenburger nun nach und nach auch in seine Übungen einbauen. Vor allem auch die Zeit in Montreal hat ihm dabei geholfen, an einer saubereren Ausführung zu arbeiten. „Sie legen gerade hierauf auch sehr viel Wert.“ Bei den Luxembourg Open wird er nun einen ersten Eindruck erhalten, wo er steht und was schon gut im Wettbewerb klappt. Der ehrgeizige Sportler will am liebsten an den Ringen, dem Reck und dem Barren, das weiterhin sein Paradegerät ist, ins Open-Finale einziehen, vielleicht auch die ein oder andere Medaille holen. Dass es ihm nicht an Ehrgeiz mangelt, das hat der Turner, der bei der Etoile Rümelingen groß geworden ist, schon in ganz jungen Jahren bewiesen, 

Ich weiß, wie wichtig es ist, auch hier im Land Vorbilder zu haben

Quentin Brandenburger

Neben der EM in Leipzig stehen mit den Weltcups in Paris und Ungarn sowie der WM in Jakarta dann noch weitere Höhepunkte im Jahr 2025 auf dem Programm. Die nächsten Jahre könnten allgemein ein schönes Kapitel des luxemburgischen Kunstturnens schreiben, denn mit Ronan Foley und Joy Palermo, die in diesem Jahr ihren Schulabschluss machen, wollen zwei weitere Turner einen ähnlichen Weg wie Céleste Mordenti einschlagen und Studium und Turnen im Ausland kombinieren. Weitere Turner rücken im Juniorenbereich nach. Erstmals könnte Luxemburg so dann auch bei der WM im Herbst in Jakarta bei den Männern im Seniors-Bereich ein Team stellen. Etwas, auf das sich auch Quentin Brandenburger bereits sichtlich freut, der dem luxemburgischen Turnsport auch nach seiner Karriere am liebsten noch als Trainer erhalten bleiben möchte: „Ich weiß, wie wichtig es ist, auch hier im Land Vorbilder zu haben.“ Doch sollte alles glattlaufen, hat er erst einmal noch zehn oder mehrere erfolgreiche Turnerjahre vor sich, die vielleicht mit der Qualifikation für die Sommerspiele in L.A. in drei Jahren einen absoluten Höhepunkt finden.