Daniel wer? Noch zu Saisonbeginn spielte Daniel Tschofenig eher eine Nebenrolle im Skisprung-Zirkus, jetzt ist er plötzlich der Hauptdarsteller. „Als kleines Kind habe ich noch daheim gesessen und von der Vierschanzentournee geträumt“, sagte der Österreicher schon nach seinem Sieg in Garmisch-Partenkirchen. Nun hat er selbst den Goldadler gewonnen, als erster ÖSV-Adler seit zehn Jahren.
Der viermalige Junioren-Weltmeister schoss in diesem Winter in die Weltspitze, gewann als erster nach 2000 geborener Springer einen Weltcup. Der smarte und modebewusste Tschofenig hat Popstar-Potenzial, ist mit Kanadas Weltmeisterin Alexandria Loutitt liiert, die am Montag 100 Kilometer Luftlinie entfernt in Villach im Einsatz war.
Der Kärntner Shootingstar ist der Musterschüler von Cheftrainer Andreas Widhölzl, der selbst einst die Tournee gewann, ähnelt Weltcup-Rekordsieger Gregor Schlierenzauer. „Tschofi ist ein wahnsinniger Wettkämpfer“, sagt Widhölzl, TV-Experte Andreas Goldberger staunte zuletzt: „Ein Video von Tschofenig kannst du als Technik-Leitbild verwenden.“
Nur dreimal war es enger
Daniel Tschofenig hat die 73. Vierschanzentournee mit dem Vorsprung von 1,4 Punkten auf Jan Hörl gewonnen. Dies entspricht nach acht Sprüngen einem Abstand von rund 77 Zentimetern. Erst dreimal in der Geschichte der Four Hills ging es an der Spitze enger zu. Im Winter 2005/06 endete die Tournee sogar mit einem Unentschieden: Janne Ahonen und Jakub Janda lagen genau gleichauf, beide wurden Sieger. Den größten Vorsprung gab es 2000/01, als der Pole Adam Malysz 104,4 Punkte vor Ahonen lag – das entspricht 58,0 m Vorsprung.
Tschofenig verzückt Österreich: Der 22-Jährige ist smart, stets gut gelaunt und durchaus modebewusst – seine Frisur changiert je nach Tagesform und -laune irgendwo zwischen Travolta-Fönwelle und – wie derzeit – einer Art Halb-Vokuhila. „Ich habe definitiv die coolste Frisur“, sagt er selbst mit einem Augenzwinkern.
Auf der Schanze ist Tschofenig längst der Frontmann der neuen Austria-Adler-Generation. Bei der Tournee führte er nach seinem Triumph an Neujahr zur Halbzeit, fiel dann auf Rang drei – und schlug in Bischofshofen zurück. Auch im Gesamtweltcup hat er inzwischen die Nase vorn.
„Es ist cool, wenn man weiß, man hat alle Siebensachen beieinander“, sagt Tschofenig über seinen Höhenflug. Und ein Ende ist noch längst nicht in Sicht, schließlich ist der „Tschofi“ noch jung. „Daniel ist extrem ehrgeizig, extrem professionell für sein Alter. Mit ihm muss man sich mehr auseinandersetzen, weil er sehr viele Fragen hat“, sagt Widhölzl und prophezeit: „An ihm werden wir noch viel Spaß haben.“
Die Übersicht
Männer, Einzel (Großschanze): 1. Daniel Tschofenig 308,6 Punkte (136,0+140,5 m), 2. Jan Hörl 306,5 (140,5+143,0), 3. Stefan Kraft (alle Österreich) 303,2 (136,0+137,5), 4. Johann Andre Forfang (Norwegen) 301,7 (139,5+139,5), 5. Maximilian Ortner (Österreich) 300,0 (134,0+137,5), 6. Benjamin Östvold (Norwegen) 298,2 (137,5+139,0), 7. Michael Hayböck (Österreich) 296,9 (138,0+140,0), 8. Pawel Wasek (Polen) 294,1 (137,5+139,0), 9. Andreas Wellinger (Deutschland) 290,9 (133,0+135,5), 10. Ren Nikaido (Japan) 289,9 (135,5+136,5)
Endstand nach 4 von 4 Rennen: 1. Tschofenig 1194,4 Punkte, 2. Hörl 1193,0, 3. Kraft 1190,3, 4. Forfang 1154,2, 5. Gregor Deschwanden (Schweiz) 1151,9, 6. Paschke 1134,0, 7. Hayböck 1128,6, 8. Wasek 1109,3, 9. M. Ortner 1107,3, 10. Anze Lanisek (Slowenien) 1099,0,
Gesamtweltcup der Männer, Stand nach 14 von 29 Wettbewerben: 1. Tschofenig 956 Punkte, 2. Hörl 916, 3. Paschke 848, 4. Kraft 759, 5. Deschwanden 658, 6. Wellinger 468, 7. Sundal 448, 8. Ortner 405, 9. Hayböck 374, 10. Forfang 357
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