Montag10. November 2025

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Billie Jean King CupClaudine Schaul vor ihrem Debüt als Kapitänin: „Diesen Zusammenhalt hat man sonst nicht“

Billie Jean King Cup / Claudine Schaul vor ihrem Debüt als Kapitänin: „Diesen Zusammenhalt hat man sonst nicht“
Claudine Schaul übernimmt die Rolle der Kapitänin von Anne Kremer Foto: Editpress/Julien Garroy

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Die luxemburgischen Tennis-Damen sind ab Montag auswärts in Moldawien in der Europagruppe III des Billie Jean King Cup im Einsatz. Dabei gibt Claudine Schaul ihr Debüt als Kapitänin des FLT-Teams. Das Tageblatt hat sich vorab mit der ehemaligen Nummer 41 der Welt unterhalten.

Tageblatt: Claudine Schaul, vor einem Jahr standen Sie im Billie Jean King Cup noch als Spielerin auf dem Platz. Jetzt stehen Sie vor Ihrem Debüt als Kapitänin. Was hat sich für Sie persönlich geändert?

Claudine Schaul: Es ist ganz neu für mich. Als Spielerin ist es dein Job, nach dir selbst zu schauen und dich bestmöglich vorzubereiten. Als Kapitänin musst du andere vorbereiten und sie auch während der Spiele so gut wie möglich unterstützen. Es ist eine ganz andere Rolle.

Wie gefällt Ihnen diese Rolle?

Ich habe zuschauen schon immer schlimmer gefunden, als selbst zu spielen (lacht). Vor allem, wenn es enge Spiele sind. Ich bin aber mittlerweile schon ein bisschen daran gewöhnt. Auch im Verein bin ich Kapitänin. Da spiele ich zwar manchmal noch selbst, sitze aber eben auch oft auf der Bank. Ich hatte jetzt auch noch die JPEE in Andorra, um mich vorzubereiten. Ich mache das mittlerweile auch gerne. Es ist schön, wenn man im Nachhinein das Gefühl hat, dass man ein bisschen helfen konnte.

Sind Sie mit zwei Gold- und zwei Silbermedaillen bei den JPEE als Generalprobe zufrieden?

Die Generalprobe ist definitiv gelungen. Im Großen und Ganzen haben alle einen guten Job gemacht und wir können zufrieden sein.

Bei der Pressekonferenz der FLT, auf der Sie als Kapitänin der luxemburgischen Nationalmannschaft vorgestellt wurden, sagten Sie, der Billie Jean King Cup (vorher Fed Cup) sei ein „besonderer Wettbewerb“. Warum?

Als Tennisspieler ist man meistens alleine unterwegs. Es ist eine Einzelsportart. Das Zusammenkommen in der Mannschaft hat mir in meiner Karriere immer extrem Spaß gemacht. Diesen Zusammenhalt hat man sonst nicht auf der Tour. Wenn ich etwas am Tennis auszusetzen hätte, wäre es genau das. Man ist oft auf sich alleine gestellt und das kann belastend sein. Ich habe mich deswegen immer sehr auf den Fed Cup gefreut. Das war eine mental befreiende Woche. Als Spielerin habe ich es dann auch oft hinbekommen, da noch ein, zwei Prozent mehr herauszukratzen, weil man eben ein ganzes Team hinter sich hat, für das man kämpft. 

Sie haben bis heute drei luxemburgische Rekorde im Billie Jean King Cup. Was bedeuten Ihnen diese?

Ich denke nicht wirklich an diese Rekorde. Ich weiß selbst gar nicht so genau, welche es überhaupt sind … (lacht) 

Die meisten Siege im Doppel (34), die meisten Matches (76) und die meisten Jahre gespielt (23).

Natürlich bin ich stolz darauf, dass ich diese Rekorde habe. Aber wie gesagt, ich habe sie nicht wirklich im Kopf. Ich habe einfach immer nur gerne im Fed Cup gespielt.

Die beiden erfahrensten Spielerinnen im luxemburgischen Team: Marie Weckerle (l.) und Eleonora Molinaro
Die beiden erfahrensten Spielerinnen im luxemburgischen Team: Marie Weckerle (l.) und Eleonora Molinaro Foto: Editpress/Julien Garroy

Welche Erinnerungen verbinden Sie damit?

Es ist schwer, einen Moment herauszupicken. Es ist nicht ein Spiel, das mir besonders in Erinnerung geblieben ist. Jedes Jahr war besonders. Manchmal klappte nicht alles perfekt, im Nachhinein sind es aber trotzdem coole Erinnerungen. Auch wenn man das in dem Moment nicht so fühlte. Das Heimspiel 2019, als wir aufgestiegen sind, ist sicherlich eine der schönsten Erinnerungen. Wir haben nämlich nicht oft die Möglichkeit, ein Heimspiel zu bestreiten – das ist sofort eine ganz andere Atmosphäre als wenn wir, wie in den letzten Jahren, auswärts in Moldawien oder Nordmazedonien spielen.

Würden Sie sich erneut ein Heimspiel wünschen?

Warum sollten wir in Zukunft nicht der jungen Generation diese Erfahrung einmal bieten? Man muss bei einer Bewerbung natürlich viele Faktoren in Betracht ziehen, aber ich meine schon, dass wir darüber nachdenken sollten.

Welche Faktoren sind das?

Es muss sich ein Organisator melden. Meistens ist es so, dass es problematisch ist, jemanden für die Austragung dieser Gruppenphase, in der wir spielen, zu finden. In unserer Gruppe spielen zwölf Mannschaften, da muss man eine gewisse Anzahl an Plätzen zur Verfügung haben. Zudem braucht man eine Menge ehrenamtlicher Helfer. Es ist eine heavy Woche, die sich für den Organisator nicht unbedingt finanziell lohnt. Das ist nichts, was man jedes Jahr macht. 

Onalee Wagner ist erstmals für den Billie Jean King Cup nominiert
Onalee Wagner ist erstmals für den Billie Jean King Cup nominiert Foto: Editpress/Julien Garroy

Ab Montag treten Sie nun auswärts in Moldawien in der Europagruppe III an. Von zwölf Mannschaften, die erst in drei Gruppen antreten und danach einen Sieger ausspielen, steigt am Ende nur ein Team auf. Was halten Sie von dem Modus?

Der Aufstieg ist extrem schwer. Dafür muss über die ganze Woche wirklich alles perfekt klappen. Ich glaube aber, dass der Modus für eine junge Mannschaft wie unsere relativ gut ist. Wir werden viele Spiele bekommen. Das kann für die Nummer eins ein Nachteil sein, da sie sehr viel spielen muss. Ich meine aber, das ist für uns insgesamt ein Vorteil, da wir rotieren können und jeder spielen und Erfahrungen sammeln kann. Es geht in einer ersten Phase nämlich darum, Spielpraxis zu sammeln und als Team zusammenzuwachsen.

Ich habe das Gefühl, dass die Leute relativ hohe Erwartungen haben, weil wir in den letzten Jahren drei Spielerinnen in den Top 100 hatten. Das war aber eher ein Ausnahmefall.

Claudine Schaul, über die Entwicklung des Damentennis

Wie ist die aktuelle Konstellation des Teams zustande gekommen?

Das Niveau war natürlich entscheidend für die Selektion. Damit sind, sowohl Ergebnisse auf nationaler als auch auf internationaler Ebene gemeint – natürlich mit Akzent auf international. Marie (Weckerle) ist aufgrund ihres WTA-Rankings (693) klar unsere Nummer eins. Eleonora (Molinaro) hat zwar kein Ranking mehr, hat aber letztes Jahr sowohl das Freiluft-Championat als auch die Masters in Luxemburg souverän gewonnen. Dazu hat sie im Billie Jean King Cup schon zehn Jahre Erfahrung – was auch nicht zu unterschätzen ist. Danach haben wir bei den jüngeren Spielerinnen geschaut, wer ein Projekt hat und gut auf der ITF Juniors Tour unterwegs ist. Die Spielerinnen, die jetzt im „cadre de préselection“ sind, sehe ich auch über die nächsten Jahre im Aufgebot. Ich glaube, mit der Gruppe können wir über die kommenden Jahre etwas Gutes aufbauen. 

Haben Sie schon eine Strategie, wer an Position eins und zwei sowie im Doppel spielen wird?

Marie ist unsere Nummer eins. Das ist kein Geheimnis. Dahinter steht nichts fest. Wir müssen gucken, wie wir die Woche am besten angehen und überstehen. Es hängt natürlich auch davon ab, welche Spielerinnen unsere Gegner aufbieten. Ich habe einen Trainer an meiner Seite. Vielleicht können wir uns so aufteilen und uns einige Spiele unser Gegner ansehen, ihren Spielstil analysieren und dann gucken, wer von uns vielleicht die besten Waffen hat, um dagegen anzutreten. Wir werden daher von Tag zu Tag schauen, wer spielt. Das gilt fürs Einzel und das Doppel. Jeder muss bereit sein und wenn er zum Einsatz kommt, alles geben.

Gibt es eine ausgesprochene Zielsetzung?

Ich will keine Platzierung nennen. Wir wollen einfach versuchen, unsere Spiele zu gewinnen, und schauen dann, was passiert. Langfristig wollen wir aber klar aus dieser Division rauskommen. 

Das FLT-Team beim Abschlusstraining
Das FLT-Team beim Abschlusstraining Foto: Editpress/Julien Garroy

Wie sehen Sie insgesamt die Entwicklung im luxemburgischen Damentennis?

Das ist eine Frage, die mir oft gestellt wird. Ich habe das Gefühl, dass die Leute relativ hohe Erwartungen haben, weil wir in den letzten Jahren drei Spielerinnen in den Top 100 hatten (Claudine Schaul selbst, Anne Kremer und Mandy Minella; Anm. d. Red.). Das war aber eher ein Ausnahmefall. Als kleines Land wie Luxemburg kann man immer wieder eine solche Spielerin hervorbringen. Dass man aber so nah nacheinander direkt drei Spielerinnen in den Top 100 hat, ist eher außergewöhnlich. Und wir werden wahrscheinlich lange darauf warten, bis das noch mal passiert. Man darf aber jetzt nicht enttäuscht sein, dass das nicht mehr so ist. Denn es ist extrem schwierig, dorthin zu kommen. Marie hat sich mittlerweile auf dem ITF Pro Circuit gut installiert. Wir wären natürlich froh, wenn wir ein paar mehr dort hätten. Es müssen aber viele Faktoren zusammenspielen, damit es wirklich funktioniert und man es auf Weltniveau schafft. Bei Elé waren die Voraussetzungen gut, sie hat sich dann aber entschieden, einen anderen Weg zu gehen. Wir haben aber auch jetzt wieder ein paar Spielerinnen, die Potenzial haben, und müssen gucken, wie weit es gehen kann.

Im Überblick

Das FLT-Aufgebot:
Marie Weckerle, Eléonora Molinaro, Laura Palumbo, Onalee Wagner, Lucie Rabiot

Die Teams in Europagruppe III:
Gruppe A: Finnland, Luxemburg, Montenegro, Island
Gruppe B: Moldawien, Irland, Albanien, Aserbaidschan
Gruppe C: Armenien, Malta, San Marino, Andorra

Gespielt wird vom 16. bis 21. Juni im Chisinau Arena Tennis Club (MDA)