Aus Barcelona berichtet „T“-Redakteur Claude Clemens
Die Distanz ist die gleiche geblieben: Wie Schumacher tritt Bestgen über 800 m an (morgen). Während Fiegen seit seinem Vize-Europameistertitel 2006 in Göteborg das Pech an den Füßen klebt, Abenzoar nach einer Achillessehnen-OP nun seiner beruflichen Karriere den Vorrang gibt und Schumacher wegen wieder aufgetretenen Atem- und Verletzungsproblemen 2010 nicht richtig in die Gänge kam, setzt Bestgen die Luxemburger Mittelstrecken-Tradition fort.
Die begann mit Josy Barthel, „und das ist so weitergegangen. In meinem Bereich, unter 1.50 Min., stehen sehr viele Namen in den Bestenlisten“, weiß Bestgen: „Das liegt vielleicht daran, dass man auf der Mittelstrecke Talent braucht, aber auch mit viel Arbeit etwas erreichen kann.“ Außerdem habe die Luxemburger Leichtathletik stets gute und kompetente Trainer gehabt, sowie starke TC. BESTGEN STECKBRIEF
o Geboren am: 18. April 1988
o Verein: CSL (früher Spora)
o Leichtathletik seit dem Alter von 5 Jahren
o Leistungsentwicklung über 800 m:
2010: 1.49.66, 2009: 1.50.27, 2008: 1.54.11, 2007: 1.50.51, 2006: 1.52.41, 2005: 1.56.60
o Zeiten 2010: 1.49.66 (1.), 1.50.79 (3.), 1.50.55 (1.), 1.51.87 (2.), 1.50.11 (7.)
o Internationale Meisterschaften: U18-WM 2005 in Marokko, 36. von 55 in 1.57.43, 5. seines Vorlaufs; Junioren-EM 2007 in Finnland, 14. von 25 in 1.53.49, als 4. seines Vorlaufs um eine Hundertstel an der Halbfinal-Qualifikation vorbeigeschrammt
o JPEE: Eine Teilnahme, Bronze 2009 in Zypern in 1.53.64 rainingsgruppen: „Nur so kommt man voran“, sagt Bestgen, der beim CSL unter Coach Camille Schmit mit u.a. François Kauffmann, Charel Grethen und Christian Thielen trainiert. Zweimal die Woche kommt unter Nationaltrainer Yves Göldi zusätzliche anspornende „Konkurrenz“ dazu.
Dass der 22-Jährige sein Saisonziel 2009, die U23-EM, nicht erreichte, hatte denn auch nichts mit der Trainingsgruppe zu tun: „Ich hatte ständig Probleme mit der hinteren Oberschenkel-Muskulatur, immer leichte Zerrungen, und konnte keine drei Wochen am Stück richtig trainieren.“ So wurde es 2009 „nur“ eine erste JPEE-Teilnahme, nachdem er 2007 wegen Examen passen musste. 2007 startete der Athlet aus dem COSL-Promotionskader bei der Junioren-EM. Mit seinem Start in Barcelona bei den Senioren hat er quasi eine Etappe „übersprungen.“ Dies dank einer Wildcard des nationalen Verbandes FLA. „Dafür bin ich natürlich dankbar“, sagt der Student (wechselt zum kommenden Schuljahr von Jura zu Wirtschaftswissenschaften), „glaube aber nicht, dass ich meinen Platz hier geklaut habe.“
Im ersten Saisonrennen lief Christophe Bestgen gleich persönliche Bestzeit, und wollte eigentlich noch viel näher an die EM-Norm von 1.48.20 herankommen: „Dass die Saisonbestzeit aus dem ersten Rennen noch steht, ist nicht normal. Aber meine Rennen waren alle nicht ideal, ich gehörte immer zu den Schnellsten, konnte aber nie ‚am Pak‘ einfach mal mit- und eine richtig gute Zeit laufen. Ich wollte die Norm laufen, in einem optimalen Rennen wäre es im Bereich des Möglichen gewesen. Vielleicht kann ich im Nachhinein ja noch einmal bestätigen.“
„Unter 1.47“
Die EM wäre natürlich eine gute Gelegenheit … und ein Anfang? „Ich will hier lernen für die nächsten Jahre, was ich noch besser machen kann. Im Training habe ich noch nicht alles ausgereizt.“ Um was zu erreichen? „Ich will irgendwann unter 1.47 laufen.“ Und nach einer kleinen Pause: „Am besten vor Olympia.“ London 2012 „ist im Moment eher noch ein Traum als ein Ziel, aber mit so einer Zeit würde es gehen“, so Bestgen, „und so eine Zeit kann man auch erreichen, wenn man gleichzeitig noch studiert. Für alles, was schneller ist, muss man Profi sein.“ Eine wohl realistische Einschätzung, „aber so weit sind wir noch lange nicht. Ich sehe von Tag zu Tag.“
Was hier in Barcelona zunächst bedeutet, die heutige Vorlauf-Auslosung abzuwarten. Morgen wird’s dann ernst, mit den ersten Schritten auf der großen internationalen Bühne.
De Maart
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