Donnerstag27. November 2025

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Nach VerletzungspauseChris Rodesch bei den US Open: „Vollgas geben, um Wimbledon zu wiederholen“

Nach Verletzungspause / Chris Rodesch bei den US Open: „Vollgas geben, um Wimbledon zu wiederholen“
Chris Rodesch spielt in New York seine dritte Grand-Slam-Qualifikation Foto: Editpress/Fernand Konnen

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Chris Rodesch bestreitet ab Montag in New York sein drittes Grand-Slam-Turnier. Bei den US Open will der Luxemburger versuchen, seinen Hauptrunden-Einzug von Wimbledon zu wiederholen. Nach einer mehrwöchigen Verletzungspause ist er wieder fit und voller Zuversicht. Das Tageblatt hat sich vor dem Start der Qualifikation mit ihm unterhalten.

Tageblatt: Chris Rodesch, Sie hatten sich kurz nach Wimbledon verletzt und haben seitdem kein Turnier mehr gespielt. Wie geht es Ihnen nun kurz vor den US Open?

Chris Rodesch: Ein paar Tage nach meinem Hauptrunden-Match in Wimbledon wollte ich für meinen Klub, Schifflingen, im Finale der luxemburgischen Interklub-Meisterschaften antreten. Dieses wurde auf Sand gespielt und der Platz war wirklich nicht gut. Ich bin beim Aufwärmen für das erste Spiel in ein Loch im Platz gerutscht. Ich habe mir dabei einen kleinen Riss des Retinaculums im Fuß zugezogen. Es ist eine eher seltene Verletzung, das Retinaculum hält die Sehnen im Fuß zusammen. Ich bin froh, dass das jetzt so schnell geheilt ist.

Inwiefern hat das Ihre Pläne der vergangenen Wochen über den Haufen geworfen?

Das hat meine Pläne natürlich ziemlich über den Haufen geworfen. Ich hatte mir viel vorgenommen für diesen Sommer und hätte zum Beispiel die Cincinnati Masters spielen können. Leider sind Verletzungen Teil des Sports und ich muss das akzeptieren. Ich will aber jetzt nicht zu sehr an die Vergangenheit denken, sonst zermürbt mich das. Ich fokussiere mich jetzt auf die US Open. Das ist für mich mental das Wichtigste.

War es im Nachhinein ein Fehler, zu diesem Zeitpunkt Ihrer Karriere bei den Interklub-Finals zu spielen? 

Ja, im Nachhinein gesehen, hätte ich absagen müssen. Die luxemburgische Interklub-Meisterschaft soll nicht mein Ziel sein. Das muss ich klar sagen. Es war blöd von mir, da zu spielen. Ich kann aber jetzt nichts mehr daran ändern und lerne aus meinen Fehlern.

War es nach der Verletzung Ihr Ziel, rechtzeitig für die US Open zurückzukehren?

Eigentlich hatte ich geplant, schon letzte Woche ein Turnier zu spielen. Aber ich fühlte mich noch nicht ganz bereit. Ich hatte auch noch eine kleine Entzündung im Knie, was auch eine Folge der vorigen Verletzung war, und musste mich noch ein paar Tests unterziehen. Ich muss das weiter im Auge behalten, bin aber jetzt positiv eingestellt für die US Open. Die letzten Wochen konnte ich gut trainieren und mich darauf vorbereiten.

Wie sah Ihre Vorbereitung konkret aus, ganz ohne Matchpraxis?

Nach der Verletzung habe ich viel an meinem Oberkörper gearbeitet. Ich habe die Zeit genutzt, um jeden Tag Fitness zu machen. Es ist nicht so, dass ich Urlaub gemacht hätte (lacht). Ich bin jetzt richtig fit. Vor drei Wochen habe ich langsam angefangen, wieder Tennis zu spielen. Ich denke, dass ich jetzt bereit bin für Montag. Natürlich fehlt mir Spielpraxis, aber ich mache mir deswegen keine Sorgen.

Ich bin zwar froh über das, was ich in Wimbledon erreicht habe, aber damit will ich mich noch nicht zufriedengeben. Ich will Großes erreichen – das muss meine Mentalität für die nächsten Monate und Jahre sein.

Chris Rodesch

Sie haben mit Roland Garros und Wimbledon nun zwei Grand Slams gespielt. Nach dem Aus in der ersten Runde der Qualifikation in Paris haben Sie in London das Hauptfeld erreicht. Nimmt das Druck weg?

Ja. Die Erfahrung, die ich in Wimbledon gemacht habe, kann mir niemand mehr nehmen – und das hat mir sicherlich auch mental geholfen. Ich habe gezeigt, dass ich gute Gegner schlagen kann, wenn ich gut spiele. Ich habe jetzt auch keinen Druck mehr, zu beweisen, dass ich mich für die Hauptrunde eines Grand Slams qualifizieren kann. Der Druck ist weg, das ist sehr positiv. Aber ich kann mich auch jetzt nicht auf dem Erfolg ausruhen. Bei jedem Turnier geht es wieder von vorne los. Ich muss jetzt wieder Vollgas geben, um Wimbledon zu wiederholen. Ich muss weiter hart arbeiten – damit gebe ich mir eine gute Chance, dass gute Dinge passieren.

Ihr Hauptrunden-Einzug in Wimbledon hatte in Luxemburg eine kleine Euphorie ausgelöst. Immerhin sind Sie in der Open-Ära nach Gilles Muller erst der zweite männliche Spieler aus dem Großherzogtum, dem dies bei einem Grand Slam gelungen ist. Wie blicken Sie mit rund sechs Wochen Abstand darauf zurück?

Ich bin natürlich mega froh. Im gleichen Satz wie Gilles Muller erwähnt zu werden, ist sehr cool. Aber ich habe noch viel, woran ich arbeiten kann. Ich bin jetzt erst ein Jahr auf der Tour und bin sehr froh, dass bereits eine kleine Euphorie entstanden ist. Es kommen Leute auf mich zu und gratulieren mir. Ich möchte in diesem Sport aber noch mehr erreichen. Ich bin zwar froh über das, was ich in Wimbledon erreicht habe, aber damit will ich mich noch nicht zufriedengeben. Ich will Großes erreichen – das muss meine Mentalität für die nächsten Monate und Jahre sein.

Chris Rodesch hofft, in New York erneut in die Hauptrunde einzuziehen – und vielleicht im Arthur Ashe Stadium zu spielen
Chris Rodesch hofft, in New York erneut in die Hauptrunde einzuziehen – und vielleicht im Arthur Ashe Stadium zu spielen Foto: dpa/John Minchillo

Sie haben vier Jahre lang in den USA am College gespielt und in der Zeit zweimal die NCAA-Meisterschaft gewonnen. In Tallahassee haben Sie auch Ihren ersten Challenger-Titel geholt. Wie fühlt es sich an, nun erstmals für die US Open nach Amerika zurückzukehren?

Es fühlt sich ein bisschen an, wie in meinem zweiten Wohnzimmer zu spielen. Paris war schon sehr cool, weil viele Luxemburger da waren – von meinem Klub, meine Freunde und Familie. In New York werden jetzt aber auch viele Freunde von der Uni auf der Tribüne sitzen. Es haben mir schon sehr viele geschrieben, dass sie kommen werden. Einige nehmen sogar extra das Flugzeug, um nach New York zu reisen. Das wird sicherlich sehr cool und ich freue mich, sie alle wiederzusehen. Wegen der Kontakte, die ich in Amerika habe, wird das sicherlich eine sehr coole Erfahrung. Roland Garros und Wimbledon sind für uns Europäer aufgrund der Nähe vielleicht die beliebtesten Grand Slams, aber mit New York habe ich persönlich noch ein weiteres sehr spezielles Grand Slam, weil ich eben vier Jahre in dem Land gelebt habe.

Nach Roland Garros auf Sand und Wimbledon auf Rasen werden die US Open auf Hartplatz gespielt. Wie liegt Ihnen der Belag?

Hartplatz war schon immer ein Belag, der meinem Spiel mehr liegt als zum Beispiel Sand. Auch aufgrund meiner Erfahrungen an der Uni, wo auf Hartplatz gespielt wurde. Da haben wir auch schon immer die US-Open-Bälle benutzt. Ich habe vier Jahre lang an der Uni unter den gleichen Bedingungen wie bei den US Open gespielt und kenne sie daher gut. Das ist vielleicht auch ein Grund, warum allgemein College-Spieler bei den US Open oft gut spielen. Auch ich fühle mich deswegen wohl und bin sehr positiv eingestellt. Ich freue mich darauf, jetzt wieder anzugreifen.

Was haben Sie sich vorgenommen?

Alle Qualispieler haben das gleiche Ziel: sich für das Hauptfeld zu qualifizieren. Wenn man unter 128 Qualispielern dann einer der 16 ist, die es ins Hauptfeld schaffen, ist das etwas sehr Besonderes. Ich hoffe, dass ich diese Erfahrung erneut machen kann.

Coleman Wong erster Gegner

Der erste Gegner von Chris Rodesch in der Qualifikation der US Open heißt Coleman Wong. Das ergab die Auslosung am Sonntag. Der 21-Jährige aus Hongkong steht in der ATP-Weltrangliste derzeit auf Platz 177 und damit knapp hinter dem Luxemburger (159). Wong, der an der Rafael Nadal Academy trainiert, trat bisher bei drei Grand Slams in der Qualifikation an, schaffte es aber noch nie über die zweite Runde hinaus. Gewinnt Rodesch das Duell, würde er anschließend auf einen alten Bekannten treffen: Entweder auf Matteo Gigante (I), gegen den er schon in Wimbledon spielte, oder auf Edas Butvilas (LTU), den er aus dem Davis Cup kennt.

Im Überblick

US Open 2025
Qualifikation:
18. bis 21. August
1. bis 4. Runde: 24. August bis 1. September
Viertelfinale: 2. und 3. September
Halbfinale: 4. und 5. September
Damen-Finale: 6. September
Herren-Finale: 7. September
Preisgeld insgesamt: 90 Millionen US-Dollar (77,3 Millionen Euro) 
Titelverteidiger: Aryna Sabalenka und Jannik Sinner