Samstag1. November 2025

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Radsport-WMChef de Mission Christian Helmig blickt auf die WM zurück: „Bilanz ist durchwachsen“

Radsport-WM / Chef de Mission Christian Helmig blickt auf die WM zurück: „Bilanz ist durchwachsen“
Christian Helmig zieht ein gemischtes Fazit der Straßenrad-WM in Zürich  Foto: Pascal Gillen

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Ein vierter Platz, ein Top-15-Resultat und in den Hauptrennen in den Ausreißergruppen vertreten: Die luxemburgischen Radsportler haben sich bei der WM in Zürich gezeigt. Völlig zufrieden ist Christian Helmig, Technischer Direktor der FSCL und Chef de Mission in der Schweiz, damit aber nicht – doch das positive Gefühl überwiegt auch bei ihm. Im Gespräch mit dem Tageblatt blickte er am Sonntagabend auf die WM zurück. 

Tageblatt: Christian Helmig, mit welchem Gefühl treten Sie die Rückreise aus Zürich an?

Christien Helmig: Die Bilanz der WM ist an sich ein bisschen durchwachsen. Aber die letzten drei Wochen waren extrem positiv für uns. Bei den Damen und den U23 können wir uns noch auf schöne Jahre freuen, da ist einiges an Potenzial vorhanden. Und auch bei den Herren-Elite sind wir schön als Mannschaft gefahren, jeder hat seine Aufgabe gemacht. Wir waren da vertreten und sind auf einem guten Weg. Es ist ein positiver Trend zu sehen, aber es bleibt noch Arbeit. 

Durch starke Resultate über die Saison sind die Ambitionen bei der WM gestiegen. Nicht alle FSCL-Sportler waren zufrieden. 

Es sind schon gemischte Gefühle, die wir nach der WM haben. Mit Marie (Schreiber) sind wir knapp an einer Medaille vorbeigeschrammt. Sie hat aber eine super Leistung gezeigt. Gwen (Nothum) hatte bei den Juniorinnen auch ein starkes Zeitfahren (wurde 16.). Das schlechte Wetter hat uns aber insgesamt nicht in die Karten gespielt. Im Straßenrennen ist Gwen (Nothum) nicht schlecht gefahren, sie war aber nicht zufrieden (wurde 41.). Sie hat Erfahrung gesammelt, es war ihre erste WM. Bei den Espoirs ziehe ich vor allem vor Arno (Wallenborn) den Hut. Es war ein tolles Rennen von ihm, auch wenn er selbst nicht so zufrieden war. Er hatte sich mehr als Platz 14 erhofft. Aber wenn man mit einem Top-20-Ergebnis bei einer WM nicht zufrieden ist, dann sind die Standards doch sehr hoch. Er hat keine Fehler gemacht, die anderen waren einfach stärker. Mats (Wenzel, musste aufgeben) war extrem enttäuscht. Er hatte sich richtig viel vorgenommen. Nach einer starken EM und Tour de Luxembourg kam die WM eine Woche zu spät. Insgesamt ist das Gefühl sicher eher positiv als negativ. Wir müssen auch die ganze Saison betrachten. Nach der EM und den Resultaten der Espoirs haben wir und die Latte selbst ziemlich hoch gelegt. Es ist schwierig, bei einer WM da noch einen draufzusetzen. Dann ist man schnell enttäuscht. Aber insgesamt steht Platz vier zu Buche, einmal Top 15 und zwei Ausreißer in den beiden Hauptrennen. Die Mannschaft funktioniert. 

Gilt es nun, bei den jungen enttäuschten Sportlern, Aufbauarbeit zu betreiben?

Ich denke, dass sie das selbst hinbekommen. Wir unterstützen sie aber, so gut es geht. Klar, die WM ist ein Höhepunkt. Da ist die Enttäuschung im ersten Moment groß. Den Radsportlern ist auch klar, dass sie nicht jedes Mal um eine Medaille mitfahren. Deswegen ist es nicht ganz einfach, damit umzugehen. Aber das relativiert sich nach der ersten Nacht. Eine WM ist eben ein Eintagesrennen, da muss alles zusammenkommen. Bei den Sportlern muss alles stimmen, zudem brauchen sie Glück. Sonst wird es schwer. Es sind immerhin die besten am Start. Man hat bei Marie (Schreiber) gesehen, dass die Erwartungen hoch sind. Dann kommt der Druck und es wird schwierig. In dem Alter fehlt vielleicht noch etwas an Erfahrung, aber da müssen wir mit den Sportlern dran arbeiten. Wir haben die Möglichkeiten, über das LIHPS daran zu arbeiten. Aber es ist ein Lernprozess. Marie (Schreiber) war im Straßenrennen bei den ersten fünf U23-Fahrerinnen dabei. Es wäre was drin gewesen. Sie hat Potenzial. Aber man hat es auch schon im Cyclocross gesehen: Wir müssen am Tag des Rennens die Feineinstellungen noch finden, damit sie physisch und psychisch ihre Leistung voll abrufen kann, wenn es drauf ankommt. 

Wie schätzen Sie die Leistungen der anderen Damen ein?

Nina (Berton) ist ein starkes Rennen gefahren und hat sich vorne gezeigt. Christine (Majerus) ist auch ein überragendes Rennen gefahren. Es ist schön, dass sie sich für das Team eingesetzt hat und Luxemburg ins Rampenlicht gebracht hat. 

Was ist Ihr Fazit vom Männerrennen?

Luc (Wirtgen) ist ein hervorragendes Rennen gefahren. Er hatte den richtigen Riecher für die Gruppe. Sie hat auch länger gehalten, als wir dachten. Kevin (Geniets) hat leider immer noch Nachwehen von der Vuelta und Michel (Ries) ist auch noch nicht ganz auf der Höhe. Bob (Jungels) ist mit dem Hauptfeld angekommen, das ist ein respektables Ergebnis. Insgesamt ist es das, was wir erwarten konnten. Mit Glück und einem besseren Rennverlauf wäre vielleicht mehr drin gewesen. Wir sind aber ein schönes Rennen gefahren und haben uns gezeigt. Es ist immer schön, jemanden in einer sinnvollen Spitzengruppe zu haben, die das Rennen mitbestimmt.