Mittwoch5. November 2025

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Boonens Traum vom doppelten Doublé

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Nach seinem Sieg bei der „Ronde van Vlaanderen“ geht Tom Boonen auch als großer Favorit bei Paris-Roubaix an den Start. Sein größter Rivale Fabian Cancellara wird fehlen, doch können auch andere wie Hushovd dem Belgier das Leben schwer machen.

Paris-Roubaix, das an Ostersonntag zum 110. Mal ausgetragen wird, steht vor dem Start im Zeichen zweier großer Fahrer.

Der eine ist der 31-jährige Tom Boonen (geb. am 15.10.1980). Er hat den Klassiker bereits dreimal gewonnen (2005, ’08, ’09). Im Fall eines weiteren Erfolgs würde er nicht nur als erster Fahrer zum zweiten Mal nach 2005 das Double „Ronde-Roubaix“ schaffen, sondern auch seinen Landsmann Roger De Vlaeminck einfangen, der die „reine des classiques“ bisher als einziger vier Mal gewamm (1972, ’74, ’75, ’77).

Rekordteilnehmer

Der andere Star am Start heißt Frédéric Guesdon. Er wurde genau wie Tom Boonen im Oktober geboren, allerdings neun Jahre und einen Tag vor dem Belgier (14.10.1971). Guesdon, 40-jährig, zieht bei Paris-Roubaix einen Strich unter seine 17-jährige Laufbahn. Seinen ersten Erfolg feierte er 1997 bei der „Classic Haribo“. Wenig später gelang ihm der bis größte Triumph seiner Karriere. Er gewann Paris-Roubaix durch einen mächtigen Sprint auf den letzten 200 m, wobei er die Prominenz mit u.a. Johan Museeuw im „Vélodrome“ auf die nächsten Plätze verwies.

Guesdon ist der letzte französische Sieger von Paris-Roubaix. Mit dem US-Amerikaner George Hincapie ist er Rekordteilnehmer am „schönsten Rennen der Welt“. Beide steigen am Sonntag zum 17. Mai in Compiègne in den Sattel.

Guesdons Nachfolger?

Ein Franzose als Nachfolger von Guesdon ist höchstens in Tom Boonens Mannschaft in Sicht, falls man dort die Karte Sylvain Chavanel ausspielen würde.

Andere trauen in absehbarer Zeit dem jungen Tony Gallopin aus dem Luxemburger RadioShack-Nissan-Team diese Rolle zu. Vor einer Woche bei der „Ronde van Vlaanderen“ hat der Neffe von Sportdirektor Alain Gallopin gute Ansätze gezeigt. Im Finale war er nahe daran, an die Spitzengruppe aufzuschließen, als er plattlief. Doch das gehört nun mal zum Geschäft.

Aushängeschild

Am Sonntag ist Gallopin neben dem Schweizer Grégory Rast (4. im Jahr 2011, 11. im Jahr 2010) das Aushängeschild von RadioShack-Nissan bei Paris-Roubaix. Der Luxemburger Rennstall hätte viel lieber sein Zugpferd Fabian Cancellara präsentiert, doch der muss wegen des am Sonntag auf den Straßen der „Ronde“ erlittenen vierfachen Schlüsselbeinbruchs zuhause in Ittigen bei Bern zuschauen und kann seine Kameraden höchstens vor dem Fernseher anfeuern.

Cancellara, der in der „Hölle“ bereits zweimal gewonnen hat (2006, ’10), wird dabei wehmütig an seine glanzvollen Ritte über die „Pavés“ zurückdenken, denn Paris-Roubaix, „la dernière folie du cyclisme“, wie der frühere Tour-Direktor Jacques Goddet zu sagen pflegte, ist kein Rennen wie die andern. Auf dem langen Weg vom Start in Compiègne bis ins Ziel im Velodrom von Roubaix müssen die Konkurrenten nicht weniger als 27 „Pavé“-Sektoren (51,5 km) hinter sich bringen, ehe der Sieger gekürt werden kann.

Hoffen auf trockenes Wetter

Kernstück ist dabei die „Tranchée (oder Trouée) d’Arenberg“ (Sektor 16), die 2004 wegen extremer Gefährlichkeit aus dem Streckenplan verschwunden war, nach einer gründlichen Säuberung aber schon ein Jahr danach wieder für gut befunden wurde.

Auf den 2.400 m, die bei km 172 auf Boonen und seine gefährlichsten Konkurrenten Thor Hushovd, Filippo Pozzato, Alessandro Ballan usw. warten, wurden in den letzten Jahren einige Teile ersetzt und blitzblank geputzt, und zwar in solchem Maße, dass sie verschiedenen Konkurrenten zu glatt sind.

Von den Witterungsverhältnissen hängt vornehmlich ab, wie groß die Gefahr ist, die auf die Fahrer lauert. Für Sonntag ist ein bedeckter Himmel angesagt, wobei man natürlich hofft, dass es nicht regnet.

Keine „Hooligans“

Weil nach der „Trouée d’Arenberg“ immerhin noch fast 90 km mit 15 „Pavé“-Sektoren verbleiben, ist kaum anzunehmen, dass die Entscheidung schon dort fallen wird. Viel eher in Frage kommt dafür der „Carrefour de l’Arbre“ bei km 241 (2.100 m Kopfsteinpflaster). Hier legten sowohl Cancellara als auch Boonen bereits den Grundstein zu ihren Erfolgen.

Was seit Jahren für die „Trouée“ gang und gäbe ist, gilt seit 2010 auch für den „Carrefour“. Er wird wie verschiedene andere Sektoren mit Barrieren abgesichert, so dass die Fahrer ungehindert passieren dürften. In den letzten Jahren brachten hier stark alkoholisierte „Hooligans“ die Konkurrenten oftmals in Gefahr. Bauern hatten ihre Wiesen an „Zapfmeister“ verpachtet, die die vielen Schaulustigen schon tagelang vor dem Rennen mit Flüssigem versorgten. Um all dem vorzubeugen, ist am „Carrefour“ (und verschiedenen anderen strategischen Stellen) der Ausschank alkoholischer Getränke verboten.

Zehn Fahrer (Heiri Suter/CH/ 1923, Romain Gijssels/B/’32, Gaston Rebry/B/’34, Raymond Impanis/B/’54, Fred Debruyne/B/’57, Rik Van Looy/B/’62, Roger De Vlaeminck/B/’77, Peter Van Petegem/B/2003, Tom Boonen/B/’05, Fabian Cancellara/CH/’10) haben bisher im selben Jahr die „Ronde van Vlaanderen“ und Paris-Roubaix gewonnen. Tom Boonen könnte der Erste sein, der dieses „Doublé“ zum zweiten Mal schafft.