Diese Erfahrung müssen derzeit die beiden Luxemburger Vorzeigeprofis Frank und Andy Schleck machen, die aus diversen Gründen bei den Ardennen-Klassikern in der vergangenen Woche nur die zweite Geige spielten.
Die (eigenen!) Erwartungen waren im Jahr 2011 bereits riesig, als Flavio Becca damals das Team Leopard-Trek um die Gebrüder Schleck sowie den Schweizer Superstar Fabian Cancellara mit großem Pomp in der Coque vorstellte. Gleichzeitig war es auch der Anfang der ersten Unmutsäußerungen, denn die Erfolge ließen auf sich warten. Nicht richtig einzuschätzen wussten viele sogenannte Fans auch später die historischen Leistungen bei der Tour de France im Sommer und zuvor im Frühjahr bei Liège-Bastogne-Liège, als die Schleck-Brüder dort jeweils gemeinsam auf dem Podest standen. „Du jamais vu“ und wohl so schnell auch nicht mehr zu toppen.
Vor zwölf Monaten schien auch am Himmel (noch) die Sonne. Seitdem zogen Wolken auf. Erste Gewitter brachte der Zusammenschluss der LEOs mit RadioShack mit sich. Für viele waren Lance Armstrong, der bei den Amerikanern immer noch im Hintergrund aktiv ist, sowie Johan Bruyneel, mit Armstrong und Alberto Contador immerhin neunfacher Tour-de-France-Gewinner, ein Dorn im Auge. „Die Luxemburger Identität geht verloren“, wurde geklagt.
Nicht problemlos
Inzwischen scheint sich zu bewahrheiten, wie es u.a. auch Ex-Profi Kim Kirchen bereits ansprach, dass der Zusammenschluss beider Mannschaften nicht ganz problemlos über die Bühne geht: „Normalerweise wird ein Team sehr feinfühlig zusammengestellt. ‚Elo mussen déi zwou Halschente mateneen eens ginn.’“
Das sollten sie schnellstens, soll es was werden mit dem großen Ziel, dem Sieg bei der Tour de France. Einem, der auf der Straße errungen wird und nicht am grünen Tisch wohlverstanden. Und das ist, was viele nicht verstehen wollen bzw. können. Andy Schlecks Vorbereitung ist voll und ganz auf nur dieses eine Ziel ausgerichtet. Alles andere ist in diesem Jahr zweitrangig; was natürlich auch in die Hose gehen kann. Daher wäre es zum derzeitigen Zeitpunkt noch etwas verfrüht, alles infrage zu stellen.
„Et soll keng Excuse sinn“
Frank Schleck stellte sich am Montag den Kollegen von RTL, statt es am Sonntag zu machen. Der Aufschrei wäre nicht derart groß gewesen: „Et soll keng Excuse sinn, mä d’Course ass e bëssche verfälscht ginn duerch d’Wieder“, sagte er zum Rennen und zu seinen Kritikern so viel: „Wir brauchen keinen Mensch, wenn wir oben stehen. Wir brauchen die Leute und unsere Fans, wenn wir in einer schwierigen Situation sind und wenn Pech und alles andere hinzukommen. Das, was wir im Moment haben. Wir glauben fest daran und wir haben nicht viel zu ändern. Die vergangenen sechs, sieben Jahre haben wir den Leuten viel Freude bereitet. Ich denke nicht, dass wir viel ändern müssen.“
Von Andy Schleck ist eigentlich nur ein Zitat hervorzuheben und das soll Mut machen: „Den nächste Rendez-vous ass den Tour de France. Ech sinn iwwerzeegt, dass et do geet.“
Möge er recht behalten.
De Maart
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