An den Telefonanruf erinnert sich Ben Kovac noch ganz genau. Am anderen Ende der Leitung war ein Agent, der fragte, ob er nicht Interesse hätte, beim „Quai54“ dabei zu sein. Er hätte da ein Team, das noch einen Spieler für die Position 3 sucht und der werfen kann. Dass dies eine einmalige Chance sei, das wusste der Luxemburger sofort. „Ich war zwar selbst nie da, doch Freunde von mir haben sich das Turnier schon live in Paris angesehen und ich habe das auch durchaus verfolgt. Man kriegt ja auch mit, dass das alles von Jordan gesponsert ist.“
Ich muss sagen, am zweiten Tag, als die Tribünen richtig voll waren, war ich unten auf dem Spielfeld doch schon nervös
So sagte der Nationalspieler, der in der abgelaufenen Saison in der dritten französischen Liga für Besançon auflief und in der kommenden Spielzeit eine Etage höher, bei Evreux, spielen wird, auch direkt zu. Bei welch gutem Team er antreten würde, das wurde ihm aber erst bewusst, als er mit Teamkollegen darüber sprach. „Ich kannte mich jetzt mit den einzelnen Mannschaften nicht so gut aus, wusste jedoch, dass einige durch die Qualifikation müssen, andere aber direkt gesetzt seien. Als ich sagte, es sei ‚Le Cartel’, da machten sie mir klar, dass es ein wirklich gutes Team sei.“ Jedes Jahr wird diese Mannschaft nämlich aus Profis zusammengestellt, die in Frankreich spielen, somit fast ausschließlich Spieler aus den ersten beiden Ligen, der Pro A und der Pro B. Mathias Lessort oder Guerschon Yabusele sind so etwa zwei bekannte Namen, die bereits für „Le Cartel“ aufliefen.
20.000 Zuschauer
Das größte Streetballturnier der Welt
„Quai54“ dürfte nicht wenigen in der Basketballwelt ein Begriff sein. Das Streetballturnier wurde 2003 von Hammadoun Sidibé und Thibaut de Longeville in Paris gegründet und vermischt Basketball mit der Hip-Hop-Kultur. Mit der Unterstützung von Nike – das inzwischen jedes Jahr eine eigene Jordan-Kollektion für das Turnier entwirft – wuchs es schnell zu einem globalen Event. Im Fokus stehen hochkarätige Wettkämpfe, urbane Kultur und künstlerische Darbietungen: eine bunte Mischung aus Sport und Musik. In diesem Jahr wurde das Turnier in Roland Garros auf dem Court Suzanne-Lenglen ausgetragen und zog rund 20.000 Zuschauer an.
Dass er einmal auf dem Court Suzanne-Lenglen in Roland Garros bei einem Event antreten würde, das an einem Wochenende 20.000 Zuschauer anlockt, damit hätte der 25-Jährige jedenfalls nicht gerechnet. „Ich bin ehrlich, ich war schon etwas perplex, als dieser Anruf kam“, meint er mit einem Lachen. „Das Ganze hat sich doch irgendwie surreal angefühlt.“ Umso mehr, da es sein Team sogar bis ins Halbfinale geschafft hat, wo es dann gegen eine deutsche Mannschaft, in der viele Bundesligaspieler angetreten sind, unterlag. „Ich habe es eher nach dem Motto gesehen: ‚Dabei sein ist alles.’ Doch bei meinen Teamkollegen habe ich gemerkt, dass sie das Ding unbedingt gewinnen wollten und schon niedergeschlagen waren, als wir ausgeschieden sind.“ Vom Niveau bei diesem Event, bei dem nicht nur der Sport im Blickpunkt steht, zeigt sich Ben Kovac jedoch tief beeindruckt. „Ich kannte meine Mitspieler nicht und musste wirklich aus meiner Komfortzone herauskommen, was man in Luxemburg ja eher nicht so gerne tut“, gibt er zu. „Doch es war eine wertvolle Erfahrung, auf der größten Streetballbühne der Welt spielen zu dürfen und mich mit Spielern messen zu können, die im richtigen Basketball auf jeden Fall ein, zwei Schritte weiter sind als ich.“
Mit offenen Armen wurde der erste Luxemburger, der beim „Quai54“ antreten durfte, von seinem Team auf jeden Fall empfangen. „Die Basketballwelt ist klein und man findet auch ganz schnell Themen. Denn man kennt sicher jemanden, mit dem der andere schon einmal zusammengespielt hat.“ Was Kovac jedoch mehr wundert, ist, dass andere Spieler wussten, wer er ist. „Ich wurde in eine Gruppe aufgenommen, in der Spieler aus der ProA schrieben, das ist einer, der sehr gut werfen kann. Das hat mich dann doch schon erstaunt.“ Der Beweis dafür, dass sich der Luxemburger im französischen Basketball bereits einen Namen gemacht hat.
Viele Stars
Nach Hause kam Ben Kovac, neben einer kompletten Jordan-Quai54-Kollektion, die die Spieler erhalten haben, mit vielen besonderen Eindrücken. Denn neben dem Basketball stehen bei diesem Event in der französischen Hauptstadt auch ganz viel Show und Musik auf dem Programm. Kein Wunder, dass sich dieses Spektakel auch viele bekannte Stars aus der Basketball- und Fußballwelt nicht entgehen lassen wollen. „Beim Finale saß etwa Dennis Schröder zwei Sitze neben mir. Ich muss sagen, am zweiten Tag, als die Tribünen richtig voll waren, war ich unten auf dem Spielfeld doch schon nervös.“ Am Ende hat das französische Team „La Fusion“, bei dem zwei Nationalspieler dabei waren, übrigens den Turniersieg geholt. Laut Kovac waren sie absolut nicht zu schlagen. Doch auch der Luxemburger konnte, nicht zuletzt mit einem spektakulären Vier-Punkte-Wurf – genau, solche gibt es bei diesem Turnier – auf sich aufmerksam machen.
„Ich bin froh, diese Chance genutzt zu haben“, fasst der Luxemburger sein „Quai54“-Wochenende zusammen. Eine Erfahrung, die ihm auf jeden Fall niemand mehr nehmen kann.
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