Mittwoch29. Oktober 2025

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Ski alpin„Bei einem Fehler ist man schnell draußen“: Alpin-Coach Gilles Osch vor den Meisterschaften im Gespräch

Ski alpin / „Bei einem Fehler ist man schnell draußen“: Alpin-Coach Gilles Osch vor den Meisterschaften im Gespräch
Freuen sich nach drei Jahren Covid-Pause auf die Meisterschaften: Alpin-Coach Gilles Osch (l.) und seine rechte Hand Marc Bock Foto: privat

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Am Wochenende finden im schweizerischen Adelboden im Ski Alpin und Ski Nordisch die luxemburgischen Meisterschaften statt, dies in Zusammenarbeit mit der Lasel. Im Vorfeld nahm sich Alpin-Coach Gilles Osch Zeit, dem Tageblatt Rede und Antwort zu stehen.

Tageblatt: Freuen Sie sich, dass die Meisterschaften nach der Covid-Unterbrechung wieder stattfinden?

Gilles Osch: Natürlich freue ich mich nach drei Jahren Pause sehr auf diese Meisterschaften. Aber weniger, das ganze Wochenende zu arbeiten und Schnee zu schippen. (lacht) Es ist auch toll, dass endlich wieder unser eingeschworenes Team dort zusammenfindet.

Die Alpen waren mit ihrem Schneemangel in den Medien. Wie werden die Bedingungen bei den Meisterschaften sein?

Meterologisch wird es schwierig. Am Freitag kommt ordentlich Schnee, der Samstag sollte gehen, aber am Sonntag ist dann viel Schneeregen gemeldet mit der Schneefallgrenze ungefähr zur Mitte der Piste. Aber Ski ist halt eine Natursportart.

Am Start stehen auch die beiden Olympioniken. Wie finden Sie das?

Das ist natürlich eine tolle Sache und das hatten wir noch nie. Gleich zwei Olympioniken haben auch sonst nicht viele Verbände bei ihren Meisterschaften.

Haben Gwyneth ten Raa und Ihr Sohn Matthieu ihre Rennen dann schon vor dem Start gewonnen?

Mit ihrem derzeitigen Niveau sind die Chancen ganz groß, dass sie gewinnen. Wenn sie runterkommen. Beim Ski ist es halt so, dass man mit einem Fehler auch schnell draußen ist. Gwyneth kann sich dabei erlauben, mit 80 Prozent zu fahren und zu gewinnen. Matthieu vielleicht mit 90. Aber man muss dennoch sehr konzentriert bleiben und darf sich keinen Fehler erlauben. Für sie sind die Meisterschaften schon eine Herausforderung. Sie wollen den Titel, haben diese Ambition. Und damit haben sie dann auch ein wenig Stress. Aber es ist eine ‚étape obligée‘, die sie gerne angehen.

Bereits am Freitag geht es gemeinsam mit dem Kletterverband Flera dann zum dritten Mal um den Titel im Tourenski …

Ich finde das eine schöne Tradition, die sich etabliert. Es ist ein schönes Event mit steigenden Teilnehmerzahlen, dieses Mal sind wir zu 27 mit einer Handvoll Frauen, wo sich das einzige Mal im ganzen Jahr dann auch die Wege der Langläufer und alpinen Skifahrer kreuzen und auch einige Alpinisten dabei sind. Wir haben alle das gleiche Ziel auf 1.730 Metern. Aber nicht alle die gleichen Ambitionen, denn während manche mit viel Tempo um den Titel kämpfen, will ich mit einigen anderen vor allem erst einmal den „Chuenisbärgli“ schaffen.

So kurz vor den Meisterschaften, wie ist das Niveau der FLS nach der Covid-Unterbrechung?

Wie man an den drei COSL-Kaderathleten sieht, hat sich das Niveau bei der Elite sogar noch weiter verbessert. Aber in der Breite und beim Nachwuchs sind die Zahlen zusammengeschmolzen. Auch wenn wir bei einem Training in Amnéville jetzt wieder viel begeisterte Jugend hatten, so wird es doch dauern, das Loch aufzufüllen.

Die Meisterschaften läuten die Saisonhöhepunkte ein

Den Jahresanfang haben die meisten der sechs regelmäßig bei FIS-Rennen startenden Luxemburger für viel Training genutzt. Am Wochenende geht es jedoch um den nationalen Meistertitel und anschließend stehen die großen Saisonhöhepunkte an bzw. weiteres Punktesammeln, um auch bei größeren Rennen starten zu dürfen.
Vielstarter Nikolaj Lindfors hat in den letzten knapp zwei Monaten bereits 21 Starts hingelegt. In allen vier Disziplinen. Noch am Mittwoch verbesserte er bei zwei Super G im italienischen Cortina d’Ampezzo als 8. und 12. mit 80,68 und 80,85 FIS-Punkten seinen Schnitt um gleich 15 Punkte. Damit verbessert er sich in der nächsten Weltrangliste auf einen Platz unter den weltbesten 600 und nimmt gleich nach den Meisterschaften an der Junioren-WM in St. Anton teil. Als 64. hatte der 20-Jährige am Donnerstag im Riesenslalom dann zwar deutliche sechs Sekunden Rückstand. Wie bereits beim SuperG hatte sein älterer Bruder William dort als 109. fast den doppelten Rückstand.
Doch die 100,89 Punkte als 55. am 5. Januar am österreichischen Spieljoch liegen nicht weit von den Bestleistungen des COSL-Promotionsathleten Joachim Keghian entfernt. Dessen Schnitt von 90,07 Punkten im Riesenslalom stammt noch aus der letzten Saison. Bei zwei Riesenslalomläufen im französischen Val Thorens vor knapp einem Monat schied er aus bzw. wurde 54. Mit relativ schwachen 121,43 Punkten, weshalb er bis zur Meisterschaft versucht, seinen Trainingsrückstand aufzuholen.
Aufs Training hat sich auch Matthieu Osch seit dem Jahreswechsel fokussiert. Allerdings mit Hinblick auf die Universiade in den USA, zu der er direkt von der Meisterschaft aufbricht. Auch wenn er bei seinen elf Starts diese Saison erst drei Mal das Ziel sah und auch nicht an seine Bestleistungen herankam, so ist der amtierende Landesmeister am Wochenende unter den insgesamt 50 Startern, davon 15 der FLS, dennoch klarer Favorit.
Die Landesmeisterin 2023 wird bei den 31 Frauen, davon acht der FLS, aller Wahrscheinlichkeit nach Ten Raa heißen. Bei den Rennen Ende des letzten Jahres lief es für die 17-jährige Olympionikin Gwyneth zwar nicht ganz nach Wunsch, doch sammelte sie zumindest Erfahrung im schwierigen Euopacup. Neben Training mit u.a. der neuseeländischen Weltklassefahrerin Alice Robinson und dem kanadischen Weltcupteam holte sie sich Anfang dieses Jahres als Siegerin von kleineren Slalomrennen am 2. Januar in Telfs und am Mittwoch in Nova Ponente Selbstvertrauen für die EYOG, die am 21. Januar beginnen und auf denen ihr aktueller Fokus liegt. Die größte Konkurrenz kommt dabei aus dem eigenen Haus: Nach ihrer schweren Trainingsverletzung vor einem knappen Jahr ist Joyce – wenn auch meist mit Ausfall – im letzten Monat wieder mit ihrem gewohnten Ehrgeiz acht Mal gestartet. Und nach längerer Wettkampfpause will auch die Jüngste, Laurene, um Medaillen mitfahren. (ChB.)