Eine erste Reifeprüfung für den Mann, der bei den Bundesliga-Trainern Thorsten Fink und Thomas Tuchel in die Lehre ging.
Erfahrung als Cheftrainer besitzt der diplomierte Sportlehrer nämlich fast keine. In der Saison 2008/09 übernahm er zwar vier Monate lang das Amt des erkrankten Michel Leflochmoan, dabei blieb es aber bis dato. Nach dem Abschied vom F91 war er kurzzeitig Co-Trainer bei der Jeunesse unter Jacques Muller.
Priorität hatte aber in den letzten zwei Jahren der Erwerb seiner UEFA-Pro-Lizenz, die höchste Ausbildungsstufe für angehende Fußballlehrer. Während der Ausbildung beim Schweizer Fußballverband leistete er drei zweiwöchige Praktika bei Thomas Tuchel (FSV Mainz/D), Thorsten Fink (damals FC Basel/CH) und Ariel Jacobs (Anderlecht/B) ab. Mit Fink und Tuchel lernte er zwei sehr unterschiedliche Charaktere kennen, die ihn beeinflussten. „Tuchel ist hoch impulsiv und bereitet seine Mannschaft aufgrund von Spielanalysen akribisch auf den nächsten Gegner vor. Thorsten Fink hingegen bewundere ich für seine Ruhe und Offenheit“, sagt Origer über seine Lehrmeister.
Schnelle Entscheidung
Besonders angetan hatte es ihm aber Heiko Vogel, der vom Fink- Assistenztrainer in Basel zum Cheftrainer aufstieg. Vielleicht wegen der Parallelen in ihrer Karriere als aktiver Fußballer. Vogel kickte während ein paar Jahren für den unterklassigen SV Edenkoben in der Pfalz, während Origer in Luxemburg zuerst in Christnach spielte, dann in den Nachwuchs des CS Grevenmacher wechselte und später für Daring Echternach auflief. Früh entdeckten beide, dass ihre Stärken eher auf der Bank als auf dem Platz liegen. Origer setzte seiner Laufbahn nach einem Bänderriss früh ein Ende.
Seit Sonntagabend steht er nun beim RFCUL in der Verantwortung und soll den Hauptstadtverein, so schnell es geht, aus der Abstiegszone führen. Vor allem seine psychologischen und pädagogischen Fähigkeiten, die er sich an der Schweizer Sporthochschule angeeignet hat, sollen ein probates Mittel im Kampf um den Klassenerhalt sein. „In dieser Hinsicht war Michel Leflochmoan ein guter Lehrmeister. Er hat die Spieler nie angebrüllt, sondern die Situation sachlich analysiert und Lösungen vorgegeben.“
„Verantwortung übernehmen“
Origer zur Seite stehen wird Co-Trainer und Ex-F91-Spieler Alex Franceschi. Ein Verhältnis wie Fink und Vogel es in Basel führten, als der jetzige HSV-Coach viele Aufgaben delegierte, will Origer nicht. „Ich werde Alex mit einbinden, aber ich werde Verantwortung übernehmen. Anders kann ich auch gar nicht.“
Zusammen mit ihm will Origer die Situation in den nächsten Tagen in Ruhe analysieren. Welche Hauptprobleme beim hauptstädtischen Racing vorliegen, will Origer aus Respekt vor seinem Vorgänger Sébastien Allieri nicht ganz verraten. „Fakt ist aber, dass die Spieler jetzt in der Verantwortung stehen. Mit einem Trainerwechsel allein ist es nicht getan. In Zukunft müssen Automatismen einstudiert werden wie das Umschalten von Defensive auf Offensive“, erklärte Origer gestern vor seinem ersten Training mit der Mannschaft.
Premiere feiert Origer am Sonntag gegen Déifferdeng 03. „Ein einfacher Gegner, da wir nichts zu verlieren haben. Die Spiele, die danach kommen, sind wichtiger für uns.“
De Maart
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