Freitag28. November 2025

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Liège-Bastogne-LiègeAugen auf ein episches Duell: Pogacar gegen Evenepoel – Drei Luxemburger am Start

Liège-Bastogne-Liège / Augen auf ein episches Duell: Pogacar gegen Evenepoel – Drei Luxemburger am Start
Die zwei großen Favoriten auf den Sieg: Remco Evenepoel (links) und Tadej Pogacar (rechts) Foto: Dirk Waem/AFP

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Die ganze Radsport-Szene richtet ihre Augen am Sonntag bei Liège-Bastogne-Liège auf das Duell zwischen Tadej Pogacar und Remco Evenepoel. Doch kann, ähnlich wie beim Amstel Gold Race vergangenen Sonntag, den Topstars jemand gefährlich werden? Mit dabei sind auch drei Luxemburger, die ihren Kapitänen zur Seite stehen. 

Wenn man in Luxemburg von Liège-Bastogne-Liège spricht, dann gerät der eine oder andere Radsportfan doch schon ins Schwärmen. Zu präsent ist noch der Wahnsinnsritt von Bob Jungels 2018, der 20 Kilometer vor dem Ziel attackierte und sich bis zum Schluss nicht mehr einfangen ließ. Mit diesem Sieg verbindet man direkt auch den Erfolg von Andy Schleck bei der „Doyenne“ 2009: Genau wie Schleck attackierte nämlich auch Jungels in der Roche-aux-Faucons.

Ein Foto für die Ewigkeit: Bob Jungels gewann 2018 Liège-Bastogne-Liège
Ein Foto für die Ewigkeit: Bob Jungels gewann 2018 Liège-Bastogne-Liège Foto: Francois Walschaerts/AP

„Er hat einfach Copy-Paste gemacht. Ich hätte ein Patent auf diese Taktik anmelden sollen“, scherzte damals Andy Schleck nach dem Sieg seines Landsmanns. Nicht zu vergessen ist außerdem der erste Sieg eines Luxemburgers in Liège: 1954 attackierte Marcel Ernzer in der Côte de la Reid rund 34 Kilometer vor dem Ziel – auch ihn sah bis ins Ziel kein anderer Radsportler mehr. Die Nähe des ältesten Monuments zum Großherzogtum spielt dabei eine weitere Rolle – jährlich zieht es viele luxemburgische Fans auf die Strecke.

In Erinnerungen schwelgen kann manchmal eine schöne Sache sein. Vor allem, wenn zur Wahrheit gehört, dass solche Siege wohl erst mal der Vergangenheit angehören. Drei Luxemburger sind in diesem Jahr beim vierten Monument der Saison im Einsatz, doch über einen luxemburgischen Sieg zu reden, wäre utopisch. 

Jungels im elitären Kreis

Verstecken müssen sich die Luxemburger dennoch nicht. Sie erledigen ihre Arbeit für ihre Kapitäne. Allen voran zeigt Kevin Geniets (Groupama-FDJ) jüngst starke Leistungen. Der luxemburgische Landesmeister bewies am vergangenen Mittwoch bei der Flèche Wallonne, dass seine Form stimmt. Stets aufmerksam fuhr der 28-Jährige an der Spitze des Pelotons, positionierte seinen Leader Romain Grégoire, der am Ende Siebter wurde. Am Sonntag gehört Grégoire, der letztes Jahr 24. in Liège wurde, zum erweiterten Kreis der Favoriten. Für Geniets ist es nach 2022 (Platz 58) und 2023 (Platz 53) die dritte Teilnahme an dem Monument. 

Einen ähnlich starken Job machte auch Bob Jungels (Ineos Grenadiers) am Mittwoch. Auch er schützte und platzierte seine Leader Magnus Sheffield und Axel Laurance, die am Ende 17. und 20. wurden. Jungels kann am Sonntag eine wichtige Rolle für sein Team spielen, kennt er die Strecke doch sehr gut. Es wird sein siebter Start bei Liège-Bastogne-Liège und er gehört am Sonntag zu einem elitären Kreis: Neben Tadej Pogacar (UAE), Remco Evenepoel (Soudal Quick-Step) und Jakob Fuglsang (Israel-Premier Tech) ist er einer von vier Radsportlern am Start, die das Rennen bereits gewinnen konnten. 

Auch Luc Wirtgen (Tudor) hatte eine Helferjob und arbeitete vor allem für Julian Alaphilippe, der 22. wurde. Doch das luxemburgische Trio einen vor allem zwei Dinge: Zum einen blieb das große Ergebnis bei den Ardennen-Klassikern noch aus. Zum anderen stellt sich ihnen alle eine Frage: Wie soll der große Favorit Tadej Pogacar geschlagen werden?

Ein Duell, dass es so noch nie gab

Eine Frage, die sich wohl auch Evenepoel stellen wird. Der Belgier hat wohl die besten Chancen, den Slowenen zu stürzen. Sowohl Pogacar als auch Evenepoel haben beide bereits zwei Mal das älteste Monument gewonnen. Am Sonntag treffen sie in einem Duell aufeinander, das es so noch nie gegeben hat: 2021 gewann Pogacar, doch Evenepoel erholte sich noch von seinem schweren Sturz bei der Lombardei-Rundfahrt. Ein Jahr später gewann der Belgier, doch Pogacar war bei der Beerdigung seiner Schwiegermutter. Auch 2023 kam es nicht zum großen Duell: Pogacar stürzte bei Kilometer 85, brach sich das Handgelenk und überließ Evenepoel kampflos den Weg zum Triumph. Im vergangenen Jahr fiel Evenepoel nach seinem Sturz bei der Baskenland-Rundfahrt aus, Pogacar siegte.

Die Radsport-Szene freut sich also auf ein episches Duell – das vielleicht in den steilen Anstiegen „La Redoute“ oder „Roche-aux-Faucons“, den traditionellen Schlüsselpunkten des Rennens, die dieses Jahr 34 bzw. 13 Kilometer vor dem Ziel in Liège liegen, entschieden wird. Es ist das dritte Aufeinandertreffen der Superstars binnen einer Woche. Beim Amstel Gold Race setzte sich Pogacar vor Evenepoel durch, den Sieg holte jedoch überraschend der Däne Mattias Skjelmose (Lidl-Trek), der auch am Sonntag wieder zu den Geheimfavoriten zählen könnte – falls er sich von seinem Sturz bei der Flèche Wallonne erholt hat.

Am Mittwoch an der Mur de Huy ließ Pogacar jedoch keine Zweifel aufkommen. Evenepoel hingegen wurde nur Neunter, machte sich Vorwürfe: Er hatte zu früh seine Regenjacke ausgezogen und sich erkältet – „ein kleiner Fehler“, den er „am Ende teuer bezahlt hat“. Am Sonntag trifft er nun auf ein Terrain, das seinen Stärken besser entspricht: ein langer, kräftezehrender Kurs über 252 Kilometer mit 4.405 Höhenmetern – ideal für den Soudal-Quick-Step-Kapitän.

Pogacar wie Merckx?

Doch auch Pogacar liebt solche Bedingungen – auch wenn man ihm die Erschöpfung mittlerweile ansieht. Trotzdem versichert er, noch genug Energie für eine „letzte große Show“ vor einer wohlverdienten Pause zu haben. „Drei Tage sollten reichen, um sich von der Flèche zu erholen. Ich fahre alle großen Klassiker, aber nicht die Halbklassiker wie das E3 zum Beispiel. Ich bin bereit für ein letztes Rennen, bevor ich auf Reset gehe“, sagt der UAE-Kapitän, der voraussichtlich erst im Juni beim Critérium du Dauphiné wieder antritt.

Und wie bei jeder Fahrt des slowenischen Phänomens stehen auch diesmal wieder historische Vergleiche im Raum – und wie so oft fällt dabei der Name Eddy Merck. Der „Kannibale“ ist bislang der einzige Fahrer, der im selben Jahr sowohl die Flandern-Rundfahrt als auch Liège-Bastogne-Liège gewinnen konnte. Pogacar könnte am Sonntag auf diese exklusive Liste aufgenommen werden – als krönender Abschluss einer furiosen Klassiker-Saison.

Zur Seite stehen ihm jedoch starke Rivalen: Mattias Skjelmose und Tom Pidcock – Letzterer wurde 2023 Zweiter hinter Evenepoel und am Mittwoch Dritter bei der Flèche. Die Franzosen treten erneut als geschlossenes Team auf, mit rund einem halben Dutzend Podiumsanwärtern: darunter Romain Bardet, der im Vorjahr Zweiter wurde und noch am Freitag bei der Tour of the Alps im Einsatz war, Kévin Vauquelin, frisch gebackener Zweiter der Flèche Wallonne, und Romain Grégoire, der vor drei Jahren bereits die U23-Version der Doyenne gewann.