Sonntag2. November 2025

Demaart De Maart

FLBB-DamenAuf einem neuen Level angekommen: Ein Rückblick auf die EM-Qualifikationskampagne

FLBB-Damen / Auf einem neuen Level angekommen: Ein Rückblick auf die EM-Qualifikationskampagne
Die EM-Qualifikation 2025 war eine Achterbahnfahrt der Gefühle Montage: Tageblatt/DKim Kieffer

Jetzt weiterlesen!

Für 0,99 € können Sie diesen Artikel erwerben:

Oder schließen Sie ein Abo ab:

ZU DEN ABOS

Sie sind bereits Kunde?

Optimaler Start in Fribourg

Immer ein Auge für ihre Mitspielerinnen: Eine der Leistungsträgerinnen im ersten Zeitfenster war Aufbauspielerin Catherine Mreches
Immer ein Auge für ihre Mitspielerinnen: Eine der Leistungsträgerinnen im ersten Zeitfenster war Aufbauspielerin Catherine Mreches Foto: FIBA

Am 9. November 2023 starteten die FLBB-Damen in die EM-Qualifikation 2025, mit einem Auswärtsspiel in der Schweiz. Ein Gegner, den man noch in guter Erinnerung hatte. Immerhin konnte Luxemburg ein Jahr zuvor, an gleicher Stelle in Fribourg, gegen denselben Konkurrenten einen ersten, in dieser Höhe kaum für möglich gehaltenen Sieg auf diesem Qualifikations-Level feiern (81:43). Damals hatten die FLBB-Damen, nach mehreren Jahren, in denen sie sich in die Kleinstaaten-Gruppe zurückgezogen hatten, gerade erst ihr Comeback auf diesem europäischen Level gefeiert. Die Vorzeichen waren vor dem Wiedersehen mit der Schweiz jedoch nicht die allerbesten, denn wie fast schon üblich musste Mariusz Dziurdzia sein Team vor diesem ersten Zeitfenster umkrempeln. Nadia Mossong und Lisa Jablonowski hatten sich nun endgültig aus dem Nationalteam zurückgezogen, die College-Spielerinnen um Anne Simon standen wie gewohnt nicht zur Verfügung und der Generationen-Umbruch ging munter weiter. Die Schweiz ihrerseits schien verstärkt in die neue Qualifikationskampagne gehen zu können. „Wir brauchen Leute, die fit sind, laufen und verteidigen können. Wenn du im Angriff nicht triffst, muss du noch mehr ackern in der Verteidigung“, so das Motto von Trainer Mariusz Dziurdzia vor dem Auftakt.

Und genau diese Worte nahmen sich seine Spielerinnen zu Herzen. In einem engen Spiel hielten die FLBB-Damen ihren Gegner auf 48 Punkte. Es war ein umkämpfter 56:48-Sieg, mit dem sie in diese Kampagne starteten. Und vor allem ein Trio stach dabei deutlich heraus: Esmeralda Skrijelj mit 16 Punkten und neun Rebounds, Spielmacherin Catherine Mreches mit 15 Punkten und sechs Rebounds und die noch immer sehr junge Ehis Etute mit jeweils zwölf Punkten und Rebounds. Es war eine kollektive Glanzleistung, mit der man an diesem Tag die Schweizerinnen niederkämpfte und mit diesem ersten Erfolg das Soll für die Kampagne bereits erfüllt hatte. 

Die große Sensation

Mit Bosnien-Herzegowina schlugen Esmeralda Skrijelj und Co. die Nummer 17 der Welt
Mit Bosnien-Herzegowina schlugen Esmeralda Skrijelj und Co. die Nummer 17 der Welt Foto: Editpress/Gerry Schmit

Drei Tage später ging es für die Spielerinnen um Kapitänin Magaly Meynadier gegen Bosnien-Herzegowina weiter, immerhin die Nummer 17 der Welt. Von einem Sieg wagte vor dieser zweiten Begegnung in Luxemburger Lager kaum jemand zu träumen. Doch mit dem Erfolg aus der Schweiz in der Tasche hatten die Luxemburgerinnen auch nichts zu verlieren. Mit dem Elan aus der ersten Begegnung gingen sie in das Spiel und überraschten den Gegner nicht nur mit ihrer disziplinierten Defensive, sondern auch mit ihrer Trefferquote in der Offensive. Es war einmal mehr eine kollektive Meisterleistung, die Luxemburg an diesem Tag im Gymnase der Coque auf das Parkett brachte. Am Ende setzten sich die FLBB-Damen mit 77:64 durch und hatten ihren physisch so überlegenen Gegner sogar in einer Sparte wie dem Rebound dominiert.

Zum MVP dieser Partie avancierte Ehis Etute, die mit ihren 25 Punkten und 14 Rebounds den Gegner zum Verzweifeln brachte. „Wir hatten mehr Energie, wir spielten mit mehr Leidenschaft, wir kommunizierten mehr als die Bosnierinnen. Zum Schluss war zwar nicht alles gut, doch die Kleinigkeiten haben den Ausschlag gegeben“, so die Worte von Catherine Mreches nach der Partie. Mit zwei Siegen aus zwei Spielen hatte Luxemburg, entgegen aller Erwartungen, gemeinsam mit Montenegro nach diesem ersten Zeitfenster die Tabellenspitze inne.

Die Serie geht weiter

Kapitänin Magaly Meynadier feierte den dritten Sieg im dritten Spiel
Kapitänin Magaly Meynadier feierte den dritten Sieg im dritten Spiel Foto: Editpress/Gerry Schmit

Nach dem ersten Zeitfenster war langes Warten angesagt, denn erst zwölf Monate später sollte die Qualifikation fortgesetzt werden. Vor dem Doppeltermin zu Hause gegen Co-Leader Montenegro und die Schweiz standen aber einmal mehr große Veränderungen im Kader an. Auf die erfreuliche Nachricht, dass die bereits lange in Luxemburg spielende Amanda Cahill endlich den luxemburgischen Pass erhalten hatte, folgte die Ernüchterung, dass mit Esmeralda Skrijelj dadurch eine der engagiertesten Leistungsträgerinnen nicht eingesetzt werden konnte. Grund ist die Sterne-Regelung, laut der nur eine Spielerin, die den luxemburgischen Pass erst nach ihrem 16. Geburtstag erhalten hat, bei diesen offiziellen FIBA-Spielen im Kader stehen darf. Die Co-Kapitänin spielte in ihrer Jugend bekanntlich für Bosnien. Während Anne Simon und Svenia Nürenberg nach ihrer College-Zeit endlich wieder für Qualifikationsspiele zur Verfügung standen und Lisy Hetting ihr Comeback im Nationaltrikot feierte, fehlte mit der langzeitverletzten Catherine Mreches derweil eine weitere entscheidende Spielerin aus dem ersten Zeitfenster. 

Doch auch nach einem Jahr Pause machten die Luxemburgerinnen dort weiter, wo sie aufgehört hatten, agierten mit viel Leidenschaft und Herz. Montenegro, ein bekannter Gegner der JPEE, gegen den man bei den letzten Ausgaben immer unterlegen war, wurde komplett auf dem falschen Fuß erwischt. Die FLBB-Damen zeigten ihrerseits bisher noch nie gesehene Qualitäten und waren einmal mehr auch im Rebound überlegen. Einen beeindruckendes Quali-Debüt kannte dabei Cahill mit 32 Punkten. Rückkehrerin Simon zeigte derweil sofort ihre Wichtigkeit für das Team und kam auf 19 Punkte und sieben Assists. Von der dritten Minute an ging Luxemburg in Führung und gab diese auch die gesamte Partie nicht mehr her. Spätestens nach diesem deutlichen 71:49-Erfolg wurde man auch in Europa auf dieses Team aufmerksam.

Der erste Rückschlag

Der erste Rückschlag folgte ausgerechnet gegen den vermeidlich einfachsten Gegner, die Schweiz
Der erste Rückschlag folgte ausgerechnet gegen den vermeidlich einfachsten Gegner, die Schweiz Foto: Editpress/Jeff Lahr

Nach drei Siegen in drei Spielen hatten die FLBB-Damen beim Rückspiel gegen die Schweiz plötzlich die Favoritenrolle inne. Eine bisher noch nicht gekannte Situation. Dass der Druck auf den Schultern lastete, machte sich drei Tage später dann auch bemerkbar. Die Schweiz spielte so auf, wie Luxemburg in den ersten Spielen, und schlug ihren Gegner schlussendlich mit seinen eigenen Waffen. Bei der ersten Niederlage (44:59) blieb man offensiv komplett unter den eigenen Möglichkeiten. Hinzu kam, dass ausgerechnet Ehis Etute, die bis zu diesem Zeitpunkt jeweils 14 Punkte und Rebounds auf ihrem Konto hatte, schwerer umknickte und in der Schlussphase nicht mehr helfen konnte. In diesem Zeitfenster hatten die FLBB-Damen mit einem Sieg ihr Soll eigentlich erfüllt. Doch diesen hatte man sich eigentlich gegen den vermeintlich leichteren Gegner, die Schweiz, erhofft. So blieb im November bereits das schlechte Gefühl zurück, eine einzigartige Chance liegen gelassen zu haben. Denn die Qualifikation für die EM-Endrunde war plötzlich so nah, wie man sie sich nicht hätte vorstellen können.

Der EM ganz nah

Isi Etute und die FLBB-Damen konnten einmal mehr als Kollektiv wichtige Ausfälle kompensieren
Isi Etute und die FLBB-Damen konnten einmal mehr als Kollektiv wichtige Ausfälle kompensieren Foto: FIBA

Neues Zeitfenster, altbekannte Sorgen: Vor den beiden letzten Partien in der vergangenen Woche musste Nationaltrainer Dziurdzia wieder den Ausfall von Schlüsselspielerinnen verkraften. Allen voran Ehis Etute, die im November noch von ihrem College freigestellt, nun jedoch in den USA bleiben musste. Doch einmal mehr trotzten seine Spielerinnen allen Umständen, legten den Grundstein für den vierten Sieg in dieser Kampagne durch eine erneut aggressiv und diszipliniert auftretende Defensive. Einstellung und Kollektiv waren auch in Sarajevo einmal mehr vorbildlich. Das Duo Cahill/Simon verstand sich blendend und zeigte, was in Zukunft noch alles möglich sein kann. Junge Talente wie Isi Etute oder Isa Hämäläinen mussten sich ein erstes Mal richtig beweisen.

Mit dem 78:37-Erfolg lebte der EM-Traum nicht nur weiter, sondern die Endrunde im Juni war ganz nah. Aber mit dem Erfolg der Schweiz, die seit dem zweiten Zeitfenster einen Lauf hingelegt hatte, gegen Montenegro blieb einmal mehr ein komisches Gefühl zurück. Denn dadurch war das vorzeitige Absichern von Tabellenrang zwei, der für die Qualifikation reichen könnte, dahin.

Ein bitterer Tag

Die Enttäuschung war am Sonntag riesengroß
Die Enttäuschung war am Sonntag riesengroß Foto. Aleksandar Djorovic

Alles entschied sich damit am Sonntag beim finalen Showdown in Montenegro. Die Situation dürfte sich für Meynadier und Co. komisch angefühlt haben, denn neben einem Sieg wäre man auch bei einer Niederlage auf zehn oder weniger Punkte Gruppensieger gewesen. Doch in dem Moment der größten Chance war der Druck einfach zu groß. Von Beginn an zeigte der bereits routinierte Endrundenteilnehmer seine Klasse und machte schnellen Prozess. Luxemburg kämpfte sich zurück, musste am Ende aber die Dominanz Montenegros anerkennen, das von der Dreier-Linie und unter den Brettern nicht zu stoppen war. In den entscheidenden Minuten waren die Luxemburgerinnen mental nicht mehr auf der Höhe und fielen durch die hohe 53:86-Niederlage noch auf den dritten Platz zurück.

Es war ein Tag, an dem gar nichts gelingen wollte. Der EM-Traum war geplatzt, die Enttäuschung riesengroß. Dennoch steht am Ende eine historische EM-Qualifikation, auf die sich in Zukunft zweifelsohne aufbauen lässt. Von einem Sieg gegen die Schweiz in der vorherigen Kampagne auf vier Siege dieses Mal. Luxemburg hat gezeigt, dass man auf europäischem Level ganz weit oben mitmischen kann.


Luxmann
11. Februar 2025 - 9.29

Was doch auffaellt ist die unbestaendigkeit der mannschaft,welche an einem tag gegen denselben gegner haushoch gewinnt und danach fast ebenso klar verliert.