David Thinnes
Das Tageblatt hat sich vor diesem Termin mit einem der Hauptdarsteller unterhalten. Der gebürtige Iraner Mansour Bahrami gilt als der Tennis-Clown par excellence in der internationalen Tenniswelt.
Tageblatt: Beim ersten Anruf heute Morgen (gestern) haben wir Sie beim Training mit Yannick Noah erwischt. Sind Sie bereit für das Spiel in Esch/Alzette?
Mansour Bahrami: „Auf jeden Fall, wir sind bereit.“
„T“: Sie waren am Samstag beim Noah-Konzert im Stade de France. Wie war die Stimmung?
M.B.: „Ich habe kurz vor dem Konzert noch ein Showmatch in Metz gespielt und bin dann mit dem Zug nach Paris gefahren, um dem Konzert beizuwohnen. Es war grandios, fantastisch. Das Stadion war ausverkauft. Die Zuschauer haben von Anfang bis Ende nur getanzt. ‚Il y avait une ambiance de folie‘. Es war ein großes Fest.“
„T“: Zum Tennis. Kann man die Tricks, die Sie zeigen, lernen?
M.B.: „Die Leute fragen mich immer, warum ich keine Tennisschule eröffne. Aber ich habe mir alles selbst beigebracht. Der einzige Grund, dass ich das alles kann, ist, dass ich bis zum Alter von 13 Jahren keinen Schläger hatte. Ich habe mit einem Holzstück, einer Schaufel gespielt. Das sind die besten Jahre, um die Basis des Tennis zu erlernen. Als ich dann einen Schläger in der Hand hatte, wurde alles einfacher. Genau weiß ich nicht, wie ich es mache. Ich mache es einfach.“
„T“: Bedauern Sie, dass Sie mit Ihrem großen Talent nicht mehr gewonnen haben?
M.B.: „Ich bedaure nur eins: Mit der Revolution im Iran habe ich zehn Jahre auf dem Profi-Circuit verloren. Zwischen 21 und 24 Jahren konnte ich überhaupt kein Tennis spielen. Dann bin ich nach Frankreich gekommen. Während sechs Jahren durfte ich nicht ausreisen. Im Alter von 30 Jahren bekam ich dann meine Aufenthaltsgenehmigung für zehn Tage. Dann habe ich Profi-Turniere außerhalb von Frankreich gespielt.“
„T“: Sie sind im Iran geboren, mit einer Französin verheiratet und besitzen den französischen und iranischen Pass.
M.B.: „Ich fühle beide Nationalitäten. Mein Zuhause ist jedoch Frankreich. Paris ist mein Zuhause. Iran ist mein Geburtsland. Dort leben meine Familie, das ist noch das einzige, was mir dort bleibt.“
„T“: Sie verfolgen auch das internationale Herren-Tennis. Geht es dort nicht manchmal zu ernst zu?
M.B.: „Im Vergleich zu mir sicherlich. Mein Anliegen war es, die Leute zu unterhalten. Natürlich wollte ich gewinnen. Aber ich wollte Spaß haben und ich wollte, dass die Zuschauer mit mir Spaß haben. Das heutige Niveau im Tennis ist hervorragend. Aber sie spielen nicht, um sich zu amüsieren. Es steht zu viel Geld auf dem Spiel. Zu meinen Anfängen habe ich nicht des Geldes wegen gespielt. Es gab nämlich nichts zu gewinnen. Da gab es 12 oder 15 Francs bei einem Turniersieg.“
„T“: Was provoziert schlechte Laune bei Ihnen?
M.B.: „Ich denke, dass Federer noch ein oder zwei Grand Slam-Turniere gewinnen kann. Und er kann auch wieder Nummer eins der Welt. Er ist ein außergewöhnlicher Spieler und ich genieße es ihm zu zu schauen. Bereist vor drei, vier Jahre hat jeder gesagt, er ist fertig. Aber er ist zurückgekommen. Federer ist mein Lieblingsspieler, aber auch Nadal ist hervorragend.“„T“: Was provoziert schlechte Laune bei Ihnen?
M.B.: „Wenn ich Show auf dem Platz mache und mein Gegenüber versucht, dasselbe zu machen wie ich, und er ist nicht erfolgreich, werde ich wütend. Jeder soll das machen, was er am besten kann.“
„T“: Was kann sie davon abhalten auf einen Tennisplatz zu gehen?
M.B.: „Ich war einmal auf Tournee mit Ilie Nastase. Wir haben an sechs Tagen sechs Showmatches an verschiedenen Orten in Frankreich gespielt. Und ich spielte sechs Tage mit 40 Grad Fieber. Ich halte meine Verträge immer ein.“
„T“: Was haben die schwierigen Jahre im Iran Ihnen für das spätere Leben mitgegeben?
M.B.: „Ich bin ein Autodidakt. Ich komme nicht aus einer reichen iranischen Familie. Tennis spielen durfte ich nicht, ich konnte nur Balljunge sein. Ich habe alles mit dem Tennis gelernt: selbstständig sein und zurückgeben, was das Tennis mir gegeben hat. Jetzt bin ich ein glücklicher Mensch. Ich habe in einem Iran gelebt, wo ich mich frei gefühlt habe. Ich habe dort immer gemacht, wie ich wollte. Wenn ich jetzt zurückkehre, um meine Familie zu besuchen, will ich aber nach Frankreich zurückkehren.“
„T“: Auf dem Platz machen Sie den Tennis-Clown. Wie sind sie privat?
M.B.: „’Je peux être très chiant. Parfois je suis pas facile à vivre.‘ Wenn ich auf dem Tennisplatz stehe, sind das die besten Momente meines Lebens. Dann bin ich in meinem Element. ‚Je suis dans mon jardin.‘ Es ist sagenhaft, Glückseligkeit zu verbreiten. Das ist mein Leben. Ich will so lange spielen, wie es geht. Aufhören werde ich erst, wenn ich merke, dass die Leute mich nicht mehr sehen wollen.“
De Maart
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