Das erste Zeitfenster: Der Auftakt zur Vorqualifikation für die WM 2027 im letzten Februar war zweifelsohne eines der spektakulärsten Spiele, die die FLBB-Herren in der rezenten Vergangenheit gezeigt haben. Eigentlich sprach alles für Rumänien, das im dritten Viertel zwischenzeitlich schon mit 23 Punkten führte. Doch Luxemburg schaffte in Cluj ein Comeback, wie es einem nur selten gelingt, drehte in den letzten Minuten die Partie und rettete sich in die Verlängerung, in der sich das Team von Trainer Ken Diederich schließlich mit 76:72 behauptete. Damals waren es zwei Youngsters, die auf dem Spielfeld explodierten und wesentlichen Anteil daran hatten, dass die FLBB-Herren das fast Unmögliche doch noch möglich machen konnten: Malcolm Kreps und Max Logelin. Für den jungen Spartaner war es übrigens das erste Spiel im Nationaldress, in dem er dann auf Anhieb 15 Punkte erzielte.
Drei Tage später konnten Alex Laurent und Co. diese Euphorie nicht mehr ganz mit aufs Parkett der Coque nehmen. Gegen Norwegen lag Luxemburg schnell mit 13 Punkten in Rückstand, schaffte aber erneut ein Aufbäumen und ging sogar mit einem Punkt Vorsprung in das letzte Viertel, in dem man dann aber doch die Überlegenheit des Gegners anerkennen und sich schlussendlich mit 58:72 geschlagen geben musste. Mit einem Sieg und einer Niederlage endete also das erste von insgesamt drei Zeitfenstern der laufenden Vorqualifikation – das einzige, in dem die FLBB-Herren zwei Spiele bestreiten mussten.
12 aus 17
Großer Kader: Dass die Nationalmannschaft einen neuen Boom erfährt, das wurde in den letzten Jahren immer deutlicher. In einer Situation wie vor diesem zweiten Zeitfenster befand sich Trainer Ken Diederich bisher aber nocht nicht. 17 Spieler standen in den letzten Tagen zur Verfügung, um die Vorbereitung zu bestreiten, auch wenn sich einige, wie etwa Ben Kovac oder Ivor Kuresevic, in den letzten Wochen mit der einen oder anderen Verletzung herumschlagen mussten. Fünf Leute muss der Nationalcoach damit für das Rumänien-Spiel aus dem Kader streichen. „Ich bin froh, dass ich jeden habe und aus dem Vollen schöpfen kann. Entscheiden, wer berufen wird, ist aber der nicht so schöne Teil, denn ich muss schon einigen mitteilen, dass sie nicht spielen werden.“
Stofftieraktion
Wenige Minuten nach der Halbzeitsirene findet am Sonntag im Gymnase der Coque eine ganz besondere Aktion statt. Der Basketballverband FLBB bittet die Zuschauer, ein Stofftier zur Partie zwischen Luxemburg und Rumänien mitzubringen – nicht größer als 40 Zentimeter, keine Batterien, in einwandfreiem Zustand. Diese sollen in der Pause alle gemeinsam aufs Parkett geworfen und anschließend der „Croix-Rouge“ für soziale Zwecke zur Verfügung gestellt werden.
Die Profis: Der Escher Clancy Rugg, der seit Jahren die Position des Sternespielers im luxemburgischen Kader einnimmt, ist für die FLBB-Herren nach wie vor unverzichtbar und der absolute Leistungsträger. Dahinter ist Ben Kovac, mit seinen 24 Jahren, in den letzten Jahren aber mehr und mehr in eine Leaderrolle hineingewachsen, die er langsam, aber sicher von den Co-Kapitänen und früheren Profispielern Thomas Grün und Alex Laurent übernimmt. Eine Rolle, die der Sportsoldat auch nach seinem Wechsel zu Besançon in der französischen Nationale 1 immer mehr einnimmt, wie auch Ken Diederich bestätigt: „Ben muss unser bester luxemburgischer Spieler sein, das ist auch sein Anspruch. Er spielt gut in Besançon, hat Selbstvertrauen gewonnen. Er ist jetzt 24 und ist derjenige in der mittleren Generation im Team, der jetzt die Verantwortung übernehmen muss.“
Neben Kovac wird auch Malcolm Kreps, der sich in seiner zweiten Saison als Profispieler im niederländischen Den Helder befindet, ebenfalls immer wichtiger. Welchen Einfluss er auf das Spiel der Nationalmannschaft haben kann, bewies er im Februar gegen Rumänien, als er mitverantwortlich für die Wende war und defensiv wichtige Arbeit verrichtete. „Er hat einen großen Schritt in die richtige Richtung gemacht. Seine Entwicklung ist insgesamt sehr positiv, sein Wurf hat sich stark verbessert und physisch ist er einfach in einer anderen Liga“, so die Meinung des Nationaltrainers. Was den dritten luxemburgischen Profispieler betrifft, der als Sportsoldat im Ausland unter Vertrag steht, so ist Diederich froh, dass sich die Situation von Ivan Delgado in den letzten Wochen wieder zum Besseren gewendet hat. „Die Mentalität in Bulgarien war einfach anders, der Verein war zudem schwierig, doch daraus lernt man auch.“
Ein Spieler für die Zukunft
Die Youngsters: Dass Max Logelin seine Zukunft im Nationalteam vor sich hat, hat der Matchwinner im Februar in Cluj bei seinem Debüt bereits eindrucksvoll gezeigt. Neben ihm ruhen viele Hoffnungen auch auf Dorian Grosber, der mit seinen ersten Minuten für ALBA Berlin in der EuroLeague in den letzten Wochen positive Schlagzeilen schrieb. Dennoch ändert sich für Ken Diederich nichts daran, dass das Nachwuchstalent weiterhin in Ruhe ins Nationalteam eingebaut werden soll. „Wir werden ihn mehr sehen als noch gegen Kroatien oder Irland (in der vorherigen Vorqualifikation im Sommer 2023, Anm.d.Red.), als er bereits ein wenig spielen konnte. Er ist ein Spieler, auf den jeder schaut, was er in Berlin macht. Das ist auch etwas, was einen stolz macht. Er hat noch immer großes Entwicklungspotenzial vor sich, deshalb gilt das mit dem langsamen Aufbau noch immer.“
Der Umburch: Im Vorfeld der laufenden Vorqualifikation sprach Ken Diederich im Februar von einem großen Umbruch, der zurzeit in den Reihen der Nationalmannschaft stattfindet, denn nach und nach müssen sich nun auch die jüngeren Spieler zeigen. Dass Spieler wie die Ex-Profis Thomas Grün und Alex Laurent dem Team nämlich nicht mehr ewig zur Verfügung stehen werden, scheint logisch. „Wir haben ein interessantes Team und müssen schauen, dass wir die Jungen nun alle einbauen und diese Transition dann auch machen.“ Dass die nachfolgende Generation hungrig ist, das wurde in den letzten Spielen deutlich und so sind die Minuten auf dem Feld derzeit teuer erkauft, wie auch Diederich betont: „Wenn man sich die Position von Ivan Delgado anschaut, dann gibt es da noch immer einen Thomas Grün, einen ‚Sticky’ Gutenkauf und jetzt einen Max Logelin, der seine Entwicklung gemacht hat, genauso wie einen Dorian Grosber, der von Position eins bis drei alles spielen kann.“
Ein Novum?
Fast ausverkauft
Spiele der FLBB-Herren sind gefragt wie noch nie. Bereits im Februar bildete sich zwei Stunden vor Beginn der Partie gegen Norwegen vor dem Gymnase der Coque eine erste Schlange von Leuten, die eines der wenigen Resttickets ergattern wollten. Im Vorfeld der Rumänien-Partie teilte der Verband mit, dass quasi alle Tickets im Vorverkauf weggegangen sind. Dass am Sonntag überhaupt noch Karten in der Abendkasse landen werden, konnte am Freitag daher auch nicht garantiert werden, scheint sogar eher unwahrscheinlich.
Die Dreiergruppe: Dass Ken Diederich kein Fan von der Dreiergruppe ist, in die man in der Vorqualifikation fast schon regelmäßig gelost wird, ist kein Geheimnis. In diesem spielt man nämlich in manchen Zeitfenstern nur ein Spiel, was es schwerer macht, den Spielrhythmus zu finden. So testete Luxemburg am Donnerstag einmal mehr gegen den französischen Topklub SLUC Nancy. Zum Team des ehemaligen Escher Trainers Sylvain Lautié pflegt die FLBB sehr gute Beziehungen.
Der Gegner: Im Vergleich zu Februar gibt es eine wesentliche Veränderung im Kader der Rumänen, statt Patrick Richardson spielt nun der eingebürgerte US-Amerikaner Chris Richardson. „Er ist größer und wirft besser“, warnt Diederich schon einmal. Dass ein Comeback-Sieg wie im Februar einem nur selten gelingt, das weiß auch der Nationaltrainer. „Wir wissen, dass wir nicht Favorit sind, doch mit unserem Publikum im Rücken können wir vielleicht eine Überraschung schaffen.“ So lange wie möglich Paroli bieten lautet dann auch die Devise von Ken Diederich, der zurzeit auf jeden Fall noch nichts vom ersten Gruppenplatz wissen will. „Das und die mögliche Qualifikation zu erreichen, ist enorm schwer. Ich weiß, es klingt wie eine Floskel, doch wir schauen von Spiel zu Spiel.“
Ein Novum: In sämtlichen Qualifikationsspielen mit Ken Diederich als Nationaltrainer gelang es dem Nationalteam bisher noch nicht, einen Gegner zweimal in einer Kampagne zu besiegen. Würde am Sonntag ein Sieg gegen Rumänien erfolgen, wäre es ein Novum, das die FLBB-Herren einmal mehr einen Schritt weiterbringen würde. Ein Punkt, den Ken Diederich aus den letzten Spielen auf jeden Fall positiv sieht, ist zudem die Defensive. In beiden Spielen kassierte man nicht mehr als 72 Punkte.
Die Situation in der Gruppe B: Das zweite Zeitfenster der laufenden WM-Qualifikation startete bereits am Donnerstag. In der dreiköpfigen Gruppe B gewann Rumänien mit 75:62 in Norwegen, womit nun jede der drei Mannschaften eine von bisher zwei bestrittenen Partien gewonnen hat und demnach drei Zähler aufweist. Aufgrund des schlechteren Punkteverhältnisses von -10 (Rumänien liegt bei 9, Norwegen bei 1) werden die FLBB-Herren derzeit auf dem dritten und damit letzten Rang geführt. Mit einem Sieg gegen die Rumänen am Sonntag würde sich Luxemburg die Tabellenführung sichern und hätte auch den direkten Vergleich in der Tasche. Bei einem Sieg des Gegners würden sich die Rumänen an die Tabellenspitze setzen. Die drei Gruppensieger sowie der beste Gruppenzweite qualifizieren sich übrigens für die zweite Runde.
Der Luxemburger Kader:
Philippe Arendt (US Heffingen), Ivan Delgado (QSTA United/NL), Philippe Gutenkauf (Etzella Ettelbrück), Dorian Grosber (ALBA Berlin/D), Thomas Grün, Clancy Rugg (beide Basket Esch), ChristopherJack, Joé Kalmes (beide T71 Düdelingen), Ivor Kuresevic (Vienna Timberwolves/AUT), Ben Kovac (Besançon Avenir Comtois Basket/F), Malcolm Kreps (Den Helder Suns/NL), Alex Laurent (Amicale Steinsel), Max Logelin, Yannick Verbeelen (beide Sparta Bartringen), Davy Rocha (Mambra Mamer), Oliver Vujakovic (Résidence Walferdingen), DJ Wilson (Arantia Fels); Coach: Ken Diederich
Das Programm
Vorqualifikation WM 2027, Gruppe B:
Am Donnerstag:
Norwegen – Rumänien 62:75
Am Sonntag:
17.00: Luxemburg – Rumänien (im Gymnase der Coque)
20. Februar 2025:
Norwegen – Luxemburg
23. Februar 2025:
Rumänien – Norwegen
Bereits gespielt:
Rumänien – Luxemburg 72:76 n.V.
Luxemburg – Norwegen 58:72
Tabelle: 1. Rumänien 2 Spiele/3 Punkte, 2. Norwegen 2/3, 3. Luxemburg 2/3
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