Tageblatt: Maurice Niesner, Sie haben das Amt des Direktors von Adrien Guignard übernommen. Wie kam es dazu?
Maurice Niesner: Schon vor dem ersten Turnier war ich mit Frédéric Mawet, dem technischen Direktor des Verbands, im Gespräch. Als er Ende 2022 erneut mit mir in Kontakt trat, sagte ich zu und übernahm den Posten. Seit meiner Kindheit habe ich Spaß am Organisieren. Ich habe meinem Vater oft bei der Planung seiner Badminton-Camps geholfen und recht früh im heimischen Bundesligaverein den Hallenaufbau geleitet, was dem Aufbau der YLO ähnelt. Dazu bin ich jahrelang für Yonex auf internationalen Turnieren tätig gewesen und auch als Landestrainer in Hamburg habe ich meine Kompetenzen erweitert, sodass ich mich in der Lage sah, eine solch komplexe Aufgabe zu übernehmen.

Die BWF (Badminton Word Federation) hat das Turnier erneut als „International Series“ eingestuft. Die erste Auflage wurde also von den Verantwortlichen dort positiv bewertet.
Sie waren nicht die Einzigen, die mit der Organisation vor 12 Monaten sehr zufrieden waren, sondern auch die Spieler gaben viele positive Rückmeldungen. Eine Abwertung des Turniers stand demnach außer Frage. Vielmehr könnte man in Erwägung ziehen, es künftig zumindest als „International Challenge“, also eine Stufe höher, einzustufen. Das würde aber bedeuten, dass sogar Spieler aus den Top 50 teilnehmen würden und nur noch sehr wenige Luxemburger ins Tableau kämen. Wir müssen demnach die Vor- und Nachteile abwägen, bevor wir uns auf diesen Weg begeben. Neben den ausländischen Cracks wollen die Zuschauer auch einige einheimische Spieler in der Coque sehen, wie z.B. unser derzeitiges Aushängeschild Kim Schmidt.
Sie haben die Austragungsstätte des Turniers angesprochen, einen solch idealen Standort für ein Turnier dieser Größenordnung wie den der Coque auf dem Kirchberg findet man auch im Ausland nicht oft.
Das stimmt. Neben der guten Organisation ist auch die nahezu perfekte Infrastruktur ein großer Pluspunkt für die Luxembourg Open. Das spricht sich im Spielerfeld schnell herum. Luxemburg liegt relativ zentral in Europa, der Kirchberg ist sehr nah am Flughafen und die Hotels und das Stadtzentrum sind von der Coque aus mit der Straßenbahn schnell zu erreichen. Darüber hinaus bietet dieses Juwel alles, was das Sportlerherz begehrt, um große Veranstaltungen auszurichten. Neben den beiden Hallen im Erdgeschoss, die sich aufgrund ihrer Höhe hervorragend für Badminton eignen, befindet sich in den unteren Stockwerken eine weitere Halle, die die Spieler zu Trainingszwecken nutzen können. Nur wenige Turnierorte im Ausland verfügen über eine vergleichbare Infrastruktur.
Das Programm
Donnerstag, 4. Mai: Qualifikationsspiele (9.00 bis 22.00 Uhr)
Freitag, 5. Mai: 1. und 2. Runde des Haupttableaus (9.00 bis 22.00 Uhr)
Samstag, 6. Mai: Viertel- (10.00 bis 14.00 Uhr) und Halbfinalspiele (16.00 bis 20.00 Uhr)
Sonntag, 7. Mai: Finalspiele (10.00 bis 14.00 Uhr)
Erklärt dies die hochkarätige Besetzung? Immerhin sind viele internationale Topspieler gemeldet.
Dazu ein Beispiel: Vor Jahresfrist war die beste Einzelspielerin die Nummer 128 der Weltrangliste. In diesem Jahr sind elf Teilnehmerinnen besser platziert als die Ungarin Daniella Gonda. Das Männerturnier ist nicht ganz so gut besetzt, aber auch hier sind immerhin drei Spieler aus den Top 100 gemeldet. Dies ist natürlich auf den Austragungsort und den Erfolg des ersten Turniers zurückzuführen, aber auch auf die Tatsache, dass seit dem 1. Mai Punkte für die Olympiaqualifikation vergeben werden. Alle Spitzensportler wollen bekanntlich nach Paris. In Asien zum Beispiel ist die Konkurrenz noch größer als bei uns – Badminton ist dort sehr beliebt, sodass die unzähligen Talente versuchen, auf anderen Kontinenten Punkte zu sammeln. Ein weiterer Vorteil ist, dass im Mai und Juni in Europa weitere internationale Turniere stattfinden. Spieler aus weit entfernten Ländern können demnach in einem kurzen Zeitraum mehrmals antreten und viele Punkte sammeln.
Welche Rolle nehmen die Freiwilligen bei einem solchen Turnier ein?
Viele Vereinsmitglieder, die im letzten Jahr geholfen haben, haben ihr Engagement erneuert. Genauso wie wir bei der Organisation auf die Erfahrungen aus dem Jahr 2022 zurückgreifen, tun dies auch die Linienrichter und andere. So bleibt uns noch Zeit, um uns auf die Details zu konzentrieren, die noch verbessert werden können.
Ist dieser Job für Sie die Erfüllung eines Traums?
Ganz Badminton-Luxemburg hat sich mit diesem Turnier einen Traum erfüllt. Ich selbst bin noch nicht am Ende meiner Träumereien angelangt, ich habe noch andere Projekte im Kopf, die wir hier in Luxemburg verwirklichen könnten.
Zur Person: Maurice Niesner
Die Verpflichtung von Niesner vor einigen Jahren ist für die Feluba ein Glücksgriff. Der gebürtige Wolfsburger, der aus einer Badminton-Familie stammt, sammelte viele Jahre lang Erfahrungen als Spieler und Trainer. Er war als Profi auf internationalem Parkett unterwegs, kam dort bis auf Platz 60 und besitzt den höchsten deutschen Trainerschein. Bevor er in die Nähe von Saarbrücken zog, war er über zehn Jahre lang unter anderem auch einer der Landestrainer in Hamburg. Von seinen Fähigkeiten profitieren zum einen der Itziger Verein, in dem er als Cheftrainer arbeitet, und zum anderen die Nachwuchsspieler des Nationalkaders, die er regelmäßig als Assistenztrainer betreut.
Viele Asiaten und Topspieler aus Europa am Start
Sogar Malvika Bansot (Indien), die vor kurzem in die Top 50 der Weltrangliste aufgestiegen ist und vor einigen Tagen mit 23:25, 19:21 gegen die aktuelle Nummer 1 der Frauen-Weltrangliste Akane Yamaguchi (Japan) hauchdünn verlor, zeigte Interesse an den Luxemburg Open. Sie steht als Nummer eins im Hauptfeld, hat jedoch in letzter Minute abgesagt. Die Favoritin ist nun ihre Landsfrau Rituparna Das, aber ihr Erfolg in Luxemburg wird kein Selbstläufer werden, da das Frauenfeld unglaublich stark besetzt ist.Es ist auch schwer vorherzusagen, wer die Nachfolge des Vorjahressiegers Mads Christophersen (Dänemark) im Herreneinzel antreten wird, nachdem die Nummer eins des Herrenturniers, der Jungstar Alex Lanier (Frankreich), seine Teilnahme abgesagt hat.Topgesetzt ist Ade Resky Dwicahyo (Aserbaidschan), der ebenso wie der Zweitgesetzte Sankar Muthusamy Subramanian (Indien) ein Top-100-Spieler ist.
Die Top-Gesetzten
Frauen-Einzel: Frauen-Einzel: 1. Rituparna Das (Indien, WR: 76), 2. Frederikke Lund (Dänemark, WR: 80)
Männer-Einzel: 1. Ade Resky Dwicahyo (Aserbaidschan, WR: 80), 2. Sankar Muthusamy Subramanian (Indien, WR: 91)
Frauen-Doppel: 1. Jesita Putri Miantoro/Febi Setianingrum (Indonesien, WR: 73)
Männer-Doppel: 1. Joshua Magee/Paul Reynolds (Irland, WR: 56)
Mixed: 1. Aisyah Putri Pranata/Jafar Hidayatullah (Indonesien, WR: 46)
Kim Schmidt sehr fokussiert
Die COSL-Elitekader-Athletin Kim Schmidt schaffte es im letzten Jahr, die Qualifikation zu überstehen, und scheiterte nur knapp im Achtelfinale des Hauptfeldes. Diesmal sollte sie in der ersten Runde des Hauptfeldes der an Nummer 2 gesetzte Léonice Huet (WR: 52), einer ehemaligen französischen Meisterin im Einzel und Doppel, gegenüberstehen. Huet hat jedoch vor einigen Tagen ebenso wie ihr Landsmann Lanier abgesagt, so dass Schmidt ihre Gegnerin erst heute Abend beim Managermeeting zugelost bekommen wird. Zuletzt holte sie zwei Einzelsiege in der 1. Bundesliga für Bischmisheim, den deutschen Meister 2022/23, und spielte bei den Dutch Open ein hervorragendes Dreisatzmatch gegen Cecilia Wang, eine Asiatin, die für Schweden spielt. Damit gibt sich die Neunzehnjährige aber nicht zufrieden: „Mittlerweile stehe ich auf Platz 200 der Weltrangliste, aber meine Entwicklung ist noch lange nicht abgeschlossen“, sagt sie. „Um das Spielniveau der Top-100- oder sogar Top-50-Spielerinnen zu erreichen, von denen einige in der Coque anwesend sein werden, muss ich mein Trainingspensum weiter erhöhen und noch individueller trainieren. Ich hoffe, dass dies in meiner Trainingsgruppe möglich sein wird. Am Freitag werde ich feststellen können, wo ich in meiner Entwicklung stehe.“ Ihr männliches Pendant, Jérôme Pauquet, wird versuchen, gegen den Deutschen Matthias Kicklitz, der für Neumünster in der 1. Bundesliga spielt, für eine Überraschung zu sorgen. Nationaltrainer Alen Roj äußert sich zu den Aussichten seiner Athleten: „Obwohl das Turnier sehr stark besetzt ist, hoffen wir erneut auf gute Leistungen unserer Spieler. Wie in den beiden Einzelwettbewerben sind wir auch im Mixed mit Zoé Sinico und Yannick Feltes im Hauptfeld vertreten. Beide Doppelpaare haben gute Chancen, sich morgen Donnerstag in der Qualifikation durchzusetzen.“
Frauen-Einzel: Kim Schmidt (WR: 203)
Männer-Einzel: Jérôme Pauquet (WR: 469)
Frauen-Doppel: Zoé Sinico/Mara Hafner
Männer-Doppel: Yannick Feltes/Jérôme Pauquet
Mixed: Zoé Sinico/Yannick Feltes
De Maart
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