Sonntag19. Oktober 2025

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2. Handball-BundesligaVor dem Rückrundenstart – Tommy Wirtz: „Nicht einfach immer positiv zu bleiben“

2. Handball-Bundesliga / Vor dem Rückrundenstart – Tommy Wirtz: „Nicht einfach immer positiv zu bleiben“
Tommy Wirtz spielt in der Saison 2020/2021 in der 2. Bundesliga für die Rimpar Wölfe Foto: DJK Rimpar Wölfe

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Zu Beginn der Saison wurde Tommy Wirtz vom Zweitbundesligisten Rimpar Wölfe als Handball-Profi verpflichtet. Nach recht akzeptablen Leistungen in der Hinrunde geht es heute Samstag wieder los in der Meisterschaft, vorab mit zwei Nachholpartien. Nach einer verkürzten Winterpause sind Tommy Wirtz und die Wölfe bereit für die kommenden Aufgaben. Das Programm für die kommenden Wochen hat es in sich. Mit sieben Spielen in vier Wochen stehen die Wölfe vor einer Mammutaufgabe. Vor dem ersten Pflichtspiel des Jahres am 30. Januar gegen Fürstenfeldbruck spricht der Nationalspieler im Tageblatt-Interview über seine Eindrücke und Erlebnisse in seiner ersten Profisaison.

Tageblatt: Wie gefällt Ihnen das Leben als Handballprofi?

Tommy Wirtz: Es ist sicherlich eine interessante Herausforderung, leider gestaltet die Corona-Pandemie das Leben außerhalb des Sports etwas schwierig. Wir sind eingesperrt in unserer „Bubble“, aus der wir nicht hinaus dürfen. Außer dem Sport bleibt dir nichts. Man hat nichts von der Stadt, da alles geschlossen ist, man kann weder Kontakte knüpfen noch mit Freunden zusammensitzen. Das nervt schon, aber ich bin nicht der Einzige, die anderen Profis sind in derselben Lage. Man muss seinen Job machen und anschließend nach Hause gehen. Mir fehlen die sozialen Kontakte. Man darf nur zum Training aus dem Haus, oder zum Physiotherapeuten oder zweimal die Woche zum Corona-Test. Das war’s auch schon. Es ist also nicht so einfach, mental auf der Höhe zu bleiben.

Und sportlich gesehen?

Etwas, das mich natürlich traurig stimmt, sind die Spiele ohne Zuschauer. Ein gutes Beispiel war kürzlich unser Spiel in Hamburg. Wir haben dort gegen den HSV gespielt. Abgesehen davon, dass man sich diese schöne Stadt nicht ansehen kann, kommt man in eine wunderschöne Arena mit Platz für 10.000 Fans. Aber leider sitzen nur wenige Leute in den Rängen. Ansonsten totale Leere, keine Stimmung, keine Anfeuerungen. Eigentlich war, neben der sportlichen Herausforderung, die Aussicht auf solch große Kulissen auch ein Grund für meinen Wechsel. Und so ist es nicht einfach, immer positiv zu bleiben. Ich bin trotzdem dankbar, dass ich hier in Deutschland meinen Sport noch ausüben kann. In Luxemburg durfte ja überhaupt nicht gespielt werden.

Wie sieht denn die nahe Zukunft für den Verein aus?

Die Winterpause ist vorbei und nun geht es wieder richtig los. Gleich zu Beginn gibt es zwei wichtige Spiele, in denen wir unbedingt punkten wollen. Bis jetzt verlief die Saison eigentlich ganz ordentlich. Wir haben gegen Spitzenmannschaften immer gut gespielt, leider hat es in den Schlussminuten oft nicht zum Erfolg gereicht.

Wie groß ist der Unterschied zwischen dem HBD und den Rimpar Wölfen?

Wir spielen mit dem gleichen Ball, das ist die einzige Gemeinsamkeit zwischen dieser und der Meisterschaft in Luxemburg (lacht). Bei einer solchen Erfahrung in der zweiten Bundesliga wird dir eigentlich erst bewusst, wie weit man in Luxemburg noch von einem professionellen Umfeld entfernt ist. Hier im Profibereich wird alles dafür gemacht, dass der Sportler im Spiel seine beste Leistung abrufen kann. Auch die kleinsten Wünsche werden berücksichtigt, doch dann verlangt man vom Spieler, dass er jedes Mal eine Topleistung abruft. Als Spieler musst du in jedem Training und in jeder Partie alles geben, ansonsten winkt die Bank. Die Spiele sind so intensiv, dass es, trotz der Topfitness der Akteure, kaum möglich ist, 60 Minuten durchzuspielen. Natürlich spielt auch das Geld eine Rolle. Jeder will seinen Vertrag behalten und vielleicht sogar verbessern und das merkt man sowohl im Training als auch in den Spielen.

Wie zufrieden sind Sie bis jetzt mit dem sportlichen Verlauf?

Sportlich gesehen bin ich sehr zufrieden. Ich bin glücklich darüber, dass der Trainer mir von Anfang an Vertrauen geschenkt hat. Ich bekomme genügend Einsatzzeit, ich kann mich zeigen und beweisen. Meine Trefferquote war am Anfang sehr zufriedenstellend, zuletzt hat sie etwas nachgelassen und daran habe ich in der Winterpause gearbeitet. Persönlich habe ich, was das Sportliche anbelangt, absolut nichts zu meckern. Es läuft hervorragend. Auch die Mannschaft ist im Soll. Wir haben die Spiele gewonnen, die wir gewinnen mussten. Leider haben wir gegen Spitzenteams einige Punkte liegen lassen. Es waren immer ausgeglichene Spiele, doch leider brachen wir dann in den Schlussminuten ein. Das muss besser werden, um unser Ziel, unter den ersten sechs zu landen, erreichen zu können.

Wie sehen die weiteren Ziele für den Rest der Saison aus?

Wie gesagt, ein Platz unter den besten sechs wäre zufriedenstellend. Im Moment liegen wir auf dem zehnten Tabellenplatz. Wir besitzen eine der besten Abwehrreihen der Liga, was uns zuversichtlich stimmt, dass wir auch gegen die Spitzenmannschaften der Liga positive Ergebnisse erzielen können. Auch der Trainer ist mit der Einstellung und der Willenskraft seiner Truppe zufrieden, was ihm sehr wichtig ist. Denn das ist sicherlich die Voraussetzung, um unser Ziel zu erreichen.

Läuft Tommy Wirtz auch in der kommenden Saison für die Wölfe auf?

Ich muss erst wissen, was im nächsten Jahr läuft und wie die Mannschaft nächstes Jahr aussieht. Außerdem gibt es einen Trainerwechsel. Also muss ich noch einige Gespräche mit den Vereinsverantwortlichen führen, da es noch Klärungsbedarf in verschiedenen Bereichen gibt. Im Moment liegt der Fokus darauf, dass ich meine gute Leistung der Hinrunde auch in der Rückrunde bestätigen kann. Um alles andere mache ich mir noch keine Gedanken.

Wie steht es um die luxemburgische Nationalmannschaft?

Es ist wirklich schade, dass zurzeit in puncto Nationalmannschaft nichts läuft. Viele Nationalmannschaften sind trotz Corona bei Welt- und Europameisterschaften im Einsatz, Qualifikationsturniere werden ausgetragen, nur unsere Qualifikation wurde abgesagt. Die Nationalmannschaft hätte für mich eine willkommene Abwechslung zu meinem „deutschen“ Alltag bedeutet. Es wäre schön gewesen, Freunde wiederzusehen.
Was die luxemburgische Meisterschaft anbelangt, bin ich skeptisch, dass sie fertig gespielt wird. Was fehlt, ist einfach ein Konzept, das die Ansteckungen verhindert. In der HBL wurden wirkungsvolle Konzepte ausgearbeitet, daran müssen wir uns streng halten. Ich weiß natürlich, dass die Spieler in der AXA League neben dem Handball noch einen Beruf ausüben, sodass die Situation sich ganz anders darstellt. Außerdem würde ein solches Konzept die Vereine und den Verband finanziell an ihre Grenzen bringen. Doch anders wird es wahrscheinlich nicht funktionieren.

Was sind Ihre Eindrücke von der laufenden Weltmeisterschaft?

Es ist eigentlich schade, ich habe das Gefühl, dass einige Mannschaften es etwas lockerer angehen, als das früher der Fall war. Vielleicht entsteht dieser Eindruck auch dadurch, dass einige Spitzenspieler fehlen. Das ist vielleicht auch der Grund, weshalb das Interesse bei vielen, außer bei den aktiven Handballspielern, nicht so groß ist, wie es eine solche Weltmeisterschaft verdient. Doch diejenigen, die sie verfolgen, sehen interessante Spiele. Viele Überraschungen gab es allerdings bisher nicht. Das Wichtigste ist, dass alle Beteiligten gesund bleiben.