BasketballStart der Finalserie: Heimstärke gegen beste Offensive

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Es ist das Finalduell zwischen den beiden stärksten und konstantesten Mannschaften der Saison, die auch die reguläre Saison auf Platz eins und zwei beendet haben. Doch wer wird am Ende den Meistertitel feiern können? Der Meister von 2022, die Amicale Steinsel, die ihr drittes Endspiel in Folge bestreitet, oder doch der Konkurrent aus dem Norden, die Etzella Ettelbrück, die ein letztes Mal 2019 triumphieren konnte? Tageblatt-Redakteurin Jenny Zeyen und Basketball-Korrespondent Olivier Jeitz blicken auf die Argumente, die für die jeweiligen Finalisten sprechen.

Amicale Steinsel

Finalerfahrung: Zum dritten Mal in Folge steht die Amicale Steinsel im Meisterschaftsfinale, feierte in einer unvergessenen Serie gegen den T71 vor zwei Jahren, im entscheidenden fünften Spiel, den Titel. Im letzten Jahr platzte der Traum hingegen in der vierten Partie gegen den Basket Esch. In all diesen Begegnungen waren Spieler wie Bobby Melcher, Jonas Theisen oder US-Spieler Jarvis Williams dabei. Der Kern der Mannschaft hat sich in den letzten Jahren nicht geändert und die Endspielerfahrung ist somit ein Plus für die Amicale. 

Bobby Melcher: Es gibt Spieler, die leben für Begegnungen, in denen es um alles oder nichts geht. Bobby Melcher ist so ein Kaliber. Dann, wenn es darauf ankommt, ist der Steinseler in der Lage, eine wahre Meisterleistung abzurufen, kann sich von der Atmosphäre in der Halle mitreißen lassen. Vor zwei Jahren war es Melcher, der im entscheidenden fünften Finalspiel aufdrehte und den Gegner in der ersten Halbzeit fast alleine abschoss. Bereits zuvor hatte er den gegnerischen Profi Jimmie Taylor mit seiner hartnäckigen Manndeckung zum Verzweifeln gebracht. Hier könnte in diesem Jahr ein Déjà-vu winken, denn Taylor läuft inzwischen für die Etzella auf. Auch in dieser Saison hat Melcher einmal mehr seine defensiven Qualitäten unter Beweis gestellt, als er im ersten Halbfinalspiel den Topscorer der Liga, den Walferdinger Leon Ayers, gar nicht zum Zuge kommen ließ.

Rotation: Scott Morton, Noah Medeot oder Lou Demuth, alles Spieler, die bei Steinsel von der Bank kommen und entscheidende Impulse setzen können. Kein anderer Coach der Liga kann so, wie Daniel Brandão, mit acht Spielern rotieren, ohne dass das Niveau deutlich sinkt. Kein Wunder, dass keine andere Mannschaft der Liga eine so hohe Trefferquote aus dem Feld heraus hat wie die Amicale, die fast 49 Prozent ihrer Würfe versenkt.

Alex Laurent, der X-Faktor: Der ehemalige Profispieler brauchte eine Weile, um sich an das neue Leben zurück in Luxemburg und der LBBL zu gewöhnen. In den letzten Wochen hat Alex Laurent jedoch immer mehr zu seinem Rhythmus gefunden und ist zu dem Spieler anvanciert, der bei Steinsel den Unterschied macht. Zum wichtigsten Zeitpunkt der Saison ist der 30-Jährige in einer starken Form, glänzte in den beiden Halbfinalspielen gegen Walferdingen mit 25 bzw. 21 Punkten. Kann die Etzella Laurent nicht stoppen, dürfte es sehr schwer werden.

Heimstärke: Der erste Platz in der regulären Saison könnte für die Amicale durchaus noch wertvoll sein, denn ein Entscheidungsspiel dürften sie vor heimischer Kulisse austragen. In dieser Saison hat Steinsel nur eine einzige Partie in ihrer Spielstätte „Alain Marchetti“ verloren, das erste Heimspiel der Saison gegen die Résidence. Damals fehlte jedoch der verletzte Williams und auch Alex Laurent lief noch nicht für seinen Jugendklub auf. (J.Z.)

Etzella Ettelbrück

Identifikation: Fast der gesamte Kader besteht aus Eigengewächsen der Etzella. Das große Geld im nationalen Basketball verdient man anderswo, und daher ist die Verbundenheit mit dem Verein eine Herzensangelegenheit für die Spieler. Zudem sind Philippe Gutenkauf und Yann Wolff im Etzella-Vorstand und mit Frédéric Gutenkauf ein dritter Spieler der Starting-Five ehrenamtlich im Verein engagiert. Eine wohl einmalige Konstellation bei einem Titelaspiranten.

Jetzt oder nie: Die Schlüsselspieler nähern sich dem Spätherbst ihrer Karriere oder sind schon dort angekommen. Viele Chancen auf einen großen Titel werden sich für diese Generation nicht mehr bieten. Zudem dürfte demnächst die neue, noch schlummernde Großmacht Sparta erwachen und eine neue Ära prägen, in der weniger Raum für Ettelbrücker Titelträume bleibt. Darüber hinaus würde es in der Patton-Stadt schmerzen, wenn es in den vergangenen 18 Jahren, trotz eines immer starken Kaders, nur beim Meistertitel von 2019 bleiben würde.

Sticky, der X-Faktor: Mit Liga-MVP Philippe „Sticky“ Gutenkauf hat die Etzella den derzeit stärksten und konstantesten einheimischen Spieler in ihren Reihen. Der 29-Jährige kann das Spiel lenken, explosionsartig zum Korb ziehen und hat ein gutes Händchen aus der Distanz. 19,3 Punkte im Schnitt und ein „Season-High“ von 43 Zählern unterstreichen die Gefährlichkeit des Aufbauspielers. Zudem kann er sich sein eigenes Denkmal setzen, indem er als Leader die Etzella zum ersten Meistertitel nach der Delgado-Ära führt.

Offensiv-Power: Mit fast 90 Punkten im Schnitt ist Ettelbrück das offensivstärkste Team der Liga, und zudem das treffsicherste aus der Distanz. Die Gutenkauf-Brüder laufen derzeit zur Hochform auf, das Ami-Duo Jimmie Taylor/Brandon Johnson harmoniert hervorragend mit dem Team, und auch das zweite Brüderpaar Gilles Polfer/Dominique Benseghir kann, wenn auch nicht mehr am Zenit ihres Schaffens, von der Bank kommend direkt für Gefahr aus der Distanz sorgen. Die vom englischen Coach Gavin Love perfekt orchestrierte Offensive wird daher nur schwer zu stoppen sein.

Bisherige Saisonbilanz: In der Liga konnten sich beide Kontrahenten jeweils einmal durchsetzen, im einzigen „Do or die“-Aufeinandertreffen im Rahmen des Pokalviertelfinales behielt jedoch die Etzella in eigener Halle die Oberhand. Zu verschmerzen sollte es auch sein, dass der Heimvorteil nicht aufseiten der Ettelbrücker ist. Sechs Niederlagen kassierte die Etzella in der Liga mitsamt den beiden ersten Play-off-Runden, und zwar jeweils drei zu Hause und auswärts.


2:1 für Ettelbrück

Dreimal trafen beide Mannschaften in dieser Saison bereits aufeinander. Im Oktober setzte sich Steinsel, nach Verlängrerung, zu Hause 89:81 durch. Auch im Rückspiel im Januar ging es knapp zu, hier behauptete sich die Etzella 86:82. Das bisher wichtigste Duell, das Pokalviertelfinale, gewannen jedoch Gutenkauf und Co. (74:68). In allen drei Auseinandersetzungen trennten die beiden Finalisten somit acht oder noch weniger Punkte.


Dauergäste

Ettelbrück holte den Titel 2019, Steinsel triumphierte ein letztes Mal 2022. Seit 2013 stand eine von beiden Mannschaften – mit einer Ausnahme, 2021, als sich Esch und Düdelingen duellierten – immer im Meisterschaftsendspiel. Ein Duell zwischen den beiden diesjährigen Finalisten gab es jedoch nicht. Zweimal trafen Steinsel und Ettelbrück in der rezenten Vergangenheit jedoch im Pokalendspiel aufeinander. 2018 setzte sich die Amicale durch, 2019 die Etzella.


Programm

Play-off-Finale („best of five“):
1. Spiel, am Samstag:

19.30: Steinsel – Ettelbrück
2. Spiel, Mittwoch, 24. April:
20.30: Ettelbrück – Steinsel
3. Spiel, Samstag, 27. April:
19.30: Steinsel – Ettelbrück
4. Spiel, Sonntag, 5. Mai (falls nötig):
18.00: Ettelbrück – Steinsel
5. Spiel, Mittwoch, 8. Mai (falls nötig):
20.15: Steinsel – Ettelbrück