BasketballRésidence-Profi Adam Eberhard und seine ungewöhnliche Leistung

Basketball / Résidence-Profi Adam Eberhard und seine ungewöhnliche Leistung
Die Verpflichtung von Adam Eberhard war für die Résidence ein wahrer Glückstreffer Foto: Jeff Lahr

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Es sind Zahlen, die man in der luxemburgischen Total League nur selten zu sehen bekommt: 46 Punkte, 18 Rebounds, zwölf Assists und eine bemerkenswerte Effizienz von 69. Der Walferdinger Profi-Spieler Adam Eberhard lieferte am Samstag gegen Steinsel eine Partie ab, die in Erinnerung bleiben wird. Dabei bleibt der 24-jährige US-Amerikaner weiterhin ganz bescheiden.

In der Saison 2017/18 schafften es die US-Spieler Shavon Coleman (damals Amicale Steinsel), der seitdem den Wechsel in die deutsche Bundesliga zum Mitteldeutschen BC geschafft hat, und Jarmar Gulley (damals Musel Pikes), der nach Stationen in Israel inzwischen für Darüssafaka Tekfen in der türkischen Super League spielt, die magische Grenze von 50 Punkten in einer Total-League-Partie zu knacken. Doch an einen ähnlichen Effizienz-Wert, wie der Walferdinger Adam Eberhard am Samstag gegen Steinsel aufweisen konnte, kam selbst dieses in Luxemburg noch bestens bekannte Profi-Duo nicht heran. In seiner 50-Punkte-Partie stand bei Gulley vor drei Jahren die Zahl 62, bei Coleman war es eine Effizienz von 52. Die Effizienz addiert die positiven Werte, die ein Spieler in einer Partie erzielte (Punkte, Rebounds, Assists, Steals, Blocks, Fouls, die er auf sich gezogen hat) und zieht hiervon die negativen Werte (Fehlwürfe, Ballverluste, geblockte Würfe, begangene Fehler) ab. 

Ein Vergleich, der zeigt, wie die Leistung von Adam Eberhard eigentlich einzuschätzen ist. „Ich bin wirklich dankbar, dass meine Teamkollegen mich immer wieder in solch gute Wurfpositionen gebracht haben“, erklärt der US-Amerikaner gestern Mittag ganz bescheiden. Denn 46 Punkte in einer Partie zu erzielen, davon war der Résidence-Profi in seiner Karriere bisher weit entfernt, wie er mit einem Lachen zugibt. „Da kam ich nicht einmal annähernd heran.“ Er ist vielmehr ein Spieler, der die Assists sucht, wie er anschließend betont: „Da kam ich in einer Partie schon einmal auf zehn, zwölf waren es bisher aber auch noch nicht.“ In der Total League fiel der 2,03 Meter große Spieler bisher vor allem im Rebound auf, wo er zurzeit auf einen Schnitt von 14,6 pro Partie kommt und für seine Mannschaft eine ungemein wertvolle Arbeit leistet. „Es war einfach ein Abend, an dem ich auch alles getroffen habe“, resümiert Eberhard seine Leistung, die für viel Gesprächsstoff gesorgt hat. Von der Reaktion seiner Teamkollegen, die sich nach dem Spiel riesig für den US-Amerikaner gefreut haben, ist er hingegen noch immer angetan. „Wir sind ja eigentlich ein sehr ausgeglichenes Team, in dem niemand egoistisch auftritt und die Punkte nur für sich sucht. Deshalb bedeutet es mir schon sehr viel, wie positiv meine Teamkollegen und mein Trainer reagiert haben.“

Für die Résidence, die nach elf Siegen in Folge am Mittwoch im Rückspiel gegen Esch, das mit 63:101 verloren ging, auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt wurde, war der Erfolg gegen die Amicale umso bedeutender. „Diese Partie war wichtig, um zurück in die Spur zu finden“, betont auch Eberhard. Die Niederlage gegen den amtierenden Meister bezeichnet er da als Weckruf: „Wir sind jetzt zurück in der Realität. Dass wir kein Spiel mehr verlieren würden, war ja sowieso sehr unwahrscheinlich“ Für ihn war es auch nicht die Niederlage an sich, die ihn ärgerte, sondern vielmehr die Art und Weise, wie die Partie verloren wurde: „Wir sind einfach nicht mit der Härte ins Spiel gegangen wie sonst auch. Esch hat hingegen die nötige Energie mitgebracht, die Erfahrung besitzen sie im Gegensatz zu uns ja sowieso.“ Für den 24-Jährigen kann dieses Spiel für den restlichen Verlauf der Meisterschaft jedoch noch eine ganz spezielle Wirkung haben: „Wir haben gesehen, wie eine Meister-Mannschaft spielt.“

Ein „Eye-Opener“

Für Adam Eberhard ist es die zweite Profi-Saison in Europa. Der Traum vom Profi-Basketball hat sich dabei erst recht spät entwickelt, wie der aus Indiana stammende Spieler verrät: „In der Highschool war der Plan mal, an ein College zu kommen, im College wollte ich mich dann einfach nur verbessern.“ Da die Bellarmine University, an der er studierte, zu dieser Zeit nur ein Division-II-Team war, stufte er die Chance, den Schritt in den Profibereich zu schaffen, zudem von Vorneherein als eher gering an: „Zudem war ich auch ein Spätentwickler.“ Erst in seinen letzten Jahren am College wurde die Möglichkeit dann konkreter und so unterschrieb er in der letzten Saison seinen ersten Profi-Vertrag in der zweiten deutschen Liga, bei den Heidelberg Academics. „Für mich war das wirklich ein ,Eye-Opener‘“, erklärt Eberhard. „Ich war immer ein Spieler, der nicht der beste Scorer war und sich auch viel auf seine Teamkollegen verlassen hat und auch nicht wirklich alles forciert hat. In Europa hängt das Team jedoch vom Profi ab, an diesen Mentalitätswandel musste ich mich erst einmal gewöhnen.“ So kam der 24-Jährige meistens nur auf 20 Spielminuten pro Partie, war mit seinen Leistungen nicht wirklich zufrieden. Dann schlug die Corona-Pandemie zu und die Saison war vorzeitig beendet.

Keine einfache Situation demnach für einen Profi und so war Adam Eberhard froh, dass der Total-League-Aufsteiger im Sommer Interesse zeigte. „Mit meinen Leistungen war es unmöglich, noch einmal einen Vertrag in der Pro A oder sogar in einer besseren Liga zu bekommen, hinzu kam die Covid-19-Situation und die finanzielle Ungewissheit bei vielen Vereinen“, gibt er ehrlich zu, „das machte es nur noch schwieriger.“ Dass er sich schlussendlich für Walferdingen entschieden hat, war für den luxemburgischen Verein dann ein wahrer Glückstreffer. Einen Schritt, den auch Eberhard nicht bereut: „Ich mag Luxemburg wirklich sehr. Ich komme aus einer kleinen Stadt aus dem mittleren Westen, eine Großstadt brauche ich nicht“, betont der US-Spieler, der zurzeit in der Nähe von Fels wohnt: „Ich liebe diese Landschaft wirklich.“ 

Und so wundert es auch nicht, dass der US-Amerikaner sich durchaus vorstellen kann, auch in der kommenden Saison in Luxemburg aufzulaufen. Doch bis dahin steht erst einmal die entscheidende Saisonphase der laufenden Spielzeit an. Dass der Aufsteiger Walferdingen inzwischen in einer Position ist, in der er um den Titel mitspielen kann, freut Adam Eberhard umso mehr. „Hätte man dem Klub vor der Saison gesagt, dass man ins Play-off einziehen würde, wäre man sicher schon sehr zufrieden gewesen.“ Dabei betont er immer wieder, wie wichtig der Zusammenhalt im Team ist. Und so gibt man im Alzette-Tal auch zu, dass man auf jeden Fall um den Titel spielen will. Denn ein Überraschungsteam, das ist die Résidence für Adam Eberhard schon längst nicht mehr.