Am frühen Sonntagnachmittag deutete nicht viel darauf hin, dass das „Centre National de Tennis“ in Esch wenige Stunden später Dramatik pur bieten würde. Auf dem Papier war die Rollenverteilung nämlich allzu klar. Die Herren des TC Esch und die Damen von Tennis Spora waren deutlich favorisiert. Aber im Tennis schreibt der Pokal eben auch seine eigenen Geschichten. So konnten die Damen des TC Arquebusiers die Titelverteidiger vom Thron stoßen. „Es war ein glückliches Wochenende“, meinte die ehemalige Fed-Cup-Spielerin Claudine Schaul. „Am Samstag gegen Grevenmacher fehlte uns Mandy (Minella). Aber die ganze Mannschaft hat aufopferungsvoll gekämpft und wurde dafür belohnt.“
Der Finaltag begann für Schaul und Co. nicht gerade vielversprechend. Der erste Punkt war schnell weg, als Sporas Caroline Daxhelet die junge Mila Savic erwartungsgemäß vom Platz fegte (6:1, 6:0). Die für Spora startende Argentinierin Agustina Chlpac gewann ihr Einzel gegen Tiffany Cornelius ebenfalls im Eiltempo (6:4, 6:1). Für Schaul nicht gerade unerwartet. „Im Pokal kommt es oft auf die Auslosung an und die lief nicht zu unseren Gunsten.“ Unter Zugzwang mussten die Außenseiter wenigstens eines der verbleibenden Einzel gewinnen, um ihre Chance zu wahren. Minella spulte gewohnt souverän ihr Pensum ab (6:2, 6:0 gegen Kerfs) und es lief auf ein Schlüsselmatch zwischen Schaul und Marie Weckerle hinaus. Es war die routinierte Schaul, die den ersten Satz für sich entscheiden konnte, in der Folge fand jedoch Weckerle ihr starkes Grundlinienspiel und ging schließlich als verdiente Siegerin vom Platz (1:6, 6:4, 6:3). „Ich war enttäuscht, das Niveau vom Anfang nicht halten zu können. Mir fehlt die Konstanz“, erklärte Schaul.
Entscheidung im Super-Tiebreak
So musste die Entscheidung im Doppel fallen und für die „Schéiss“ war die Aufgabe klar: beide gewinnen. Kein leichtes Unterfangen, wenn man bedenkt, dass Spora mit Daxhelet/Rodier und Weckerle/Chlpac (die schon beim ITF-Turnier in Petingen zusammen spielten) zwei starke Paare stellte. Arquebusiers hatte mehrere Optionen zur Auswahl und man entschied sich für Minella/Mihalache und Schaul/Cornelius. Kaum 20 Minuten waren gespielt, da hatten Minella/Mihalache den ersten Satz mit 6:0 in der Tasche. Die ehemalige Profispielerin erwies sich als die perfekte Partnerin für Minella. Auf dem nebenliegenden Platz zogen Schaul/Cornelius nach und schon sah die Arquebusiers-Welt ganz anders aus.
Kurz darauf fuhren Minella/Mihalache den Sieg ein und alle Augen waren auf die letzten Partie gerichtet. Auf Spora-Seite hatte Kapitänin Rodier Probleme mit ihrem Aufschlag, zeigte aber „fighting spirit“ im zweiten Satz, den sie mit 6:4 gewannen. Der Super-Tiebreak, der über den Titel entschied, war fesselnd, ging aber relativ klar mit 10:2 an die Arquebusiers-Damen. Mandy Minella war happy, einen heimischen Titel feiern zu können, und verriet nach Spielende ein wenig von der Doppeltaktik. „Wir haben die Doppel wirklich mit viel Intensität gespielt. Als klar war, dass wir beide gewinnen mussten, haben wir gedacht, dass ich Magda (Mihalache) mitreißen könnte, und das hat hervorragend funktioniert.“
Nastasi und Vandenbulcke trumpfen auf
Bei den Herren verlief es nicht weniger spannend. Da der Spora Rafael Calzi (Covid) schon im Vorfeld nicht zur Verfügung stand und man am Sonntag auch noch Laurent Daxhelet (Fuß) ersetzen musste, ging das Team aus dem Baumbusch als krasser Außenseiter in das Duell gegen die Heimmannschaft TC Esch. In den ersten beiden Duellen zeigten die Hauptstädter jedoch, dass mit ihnen zu rechnen war. Marlon Vankan sorgte für eine kleine Überraschung mit einem Sieg über Lucas Szewczyk. In seiner unnachahmlichen Art und Weise konnte der Deutsche die Partie mit 7:5, 6:3 für sich entscheiden. Sein Teamkollege Charles Berna bot zur gleichen Zeit dem Escher Ugo Nastasi Paroli. Nastasi, der schon oft Luxemburg im Davis Cup vertrat, musste gegen Berna in den dritten Satz. Dort überzeugte der 28-Jährige wieder mit starker Beinarbeit und enormem Speed und brachte dem TC Esch den Ausgleich. In den zwei nächsten Einzeln rückten die Hausherren die Kräfteverhältnisse wieder zurecht. Der junge Noé Plique (15) hatte gegen Yannick Vandenbulcke (31), Sieger von fünf Future-Turnieren, nicht den Hauch einer Chance (0:6, 1:6). Auch Can Ayral stand gegen Eschs Kapitän Olivier Mutis auf verlorenem Posten (2:6, 2:6).

Nur wenige Fans glaubten an ein Comeback der ersatzgeschwächten Spora vor den Doppelpartien. Spora-Kapitän Frédéric De Fays nahm den Platz von Ayral im Doppel ein und bildete ein Duo mit Berna. Das Problem für die Spora lag auf der anderen Seite des Netzes. Nastasi und Vandenbulcke waren nicht nur die besten Einzelspieler, sondern auch das beste Doppel. Im zweiten Match standen sich Mutis/Szewczyk und Vankan/Plique gegenüber. Eschs Kapitän Mutis warnte vor zu viel Optimismus. „In einem Pokalspiel kann in einem Doppel alles passieren, besonders mit dem Super-Tiebreak.“ – Und genau so sollte es kommen: Mit Partner Szewczyk musste Mutis im angesprochenen Tiebreak den Kürzeren ziehen. Vankan nahm Plique unter seine Fittiche und die zwei harmonierten prächtig.
Auf Platz 1 wehrten sich De Fays/Berna nach Kräften und forcierten einen Tiebreak im zweiten Satz. Das hochklassige Duell endete mit einer Vandenbulcke-Vorhand aus dem Halbfeld und die Escher Party konnte beginnen. „Es ist eine große Genugtuung, zu gewinnen. Wir hatten das Glück, keine Verletzten oder Erkrankten zu haben, aber es freut mich für den Klub. Denn wir sind wie eine Familie“, so Mutis.
Im Überblick
Männer, Halbfinale:
TC Howald – Tennis Spora 3:5
Aleksandar Elezovic – Can Ayral 6:3, 7:6
Tim Pauly – Laurent Olivier Daxhelet 1:6, 0:6
Daniel Pinto Gonçalves – Marlon Vankan 2:6, 5:7
Amaury Raynel – Charles Berna 4:6, 4:6
Raynel/Elezovic – Daxhelet/Vankan 6:2, 7:5
Pinto Gonçalves/Planchard – De Fays/Berna 0:6, 1:6
TC Esch – TC Cap on Line 5:3
Ugo Nastasi – Mathias Najfeld 6:1, 6:0
Lucas Szewczyk – Tom Diederich 6:4, 6:3
Yannick Vandenbulcke – Peter Torebko 6:4, 4:6, 2:6
Olivier Mutis – Mike Scheidweiler 7:6, 6:3
Mutis/Szewczyk – Najfeld/Torebko 6:2, 6:3
Nastasi/Vandenbulcke – Scheidweiler/Diederich 6:3, 3:6, 0:10
Finale:
Tennis Spora – TC Esch 3:5
Marlon Vankan – Lucas Szewczyk 7:5, 6:3
Noé Plique – Yannick Vandenbulcke 0:6, 1:6
Can Ayral – Olivier Mutis 2:6, 2:6
Charles Berna – Ugo Nastasi 3:6, 7:6, 1:6
De Fays/Berna – Nastasi/Vandenbulcke 5:7, 6:7
Vankan/Plique – Mutis/Szewczyk 6:4, 5:7, 10:7
Frauen, Halbfinale:
TC Arquebusiers – TC Grevenmacher 5:3
Magda Mihalache – Maya Pardee 6:1, 6:4
Claudine Schaul – Lara Dimmer 6:0, 6:0
Mila Savic – Tatiana Silbereisen 2:6, 1:6
Tiffany Cornelius – Jo Weisen 6:4, 6:2
Schaul/Cornelius – Gerber-Bickendorf/Weisen 3:6, 6:1, 9:11
Mihalache/Savic – Silbereisen/Dimmer 3:6, 6:1, 10:8
Tennis Spora – TC Junglinster 8:0 (kampflos)
Finale:
TC Arquebusiers – Tennis Spora 5:3
Mandy Minella – Deborah Kerfs 6:2, 6:0
Tiffany Cornelius – Augustina Chlpac 4:6, 1:6
Claudine Schaul – Marie Weckerle 6:1, 4:6, 3:6
Mila Savic – Caroline Daxhelet 1:6, 0:6
Minella/Mihalache – Weckerle/Chlpac 6:0, 7:5
Schaul/Cornelius – Daxhelet/Rodier 6:3, 4:6, 10:2
		    		
                    De Maart
                
                              
                          
                          
                          
                          
                          
                          
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