Einmal, als junge Spielerin, verpasste Michèle Orban den Gewinn des Meistertitels mit der Résidence Walferdingen nur sehr knapp. Passend zu ihren beiden Hauptstationen war die Paarung des Endspiels im Mai 2009 die gleiche wie heute, Düdelingen gegen Walferdingen. Orbans Erinnerungen an diesen Moment sind noch immer sehr präsent: „Es war eine gute Saison für Walferdingen, denn nach dem Pokalgewinn konnten wir uns als Vierter fürs Finale qualifizieren. Im Entscheidungsspiel lagen wir eigentlich die ganze Zeit über in Führung. Ich saß die letzten Minuten mit fünf Fouls auf der Bank und Kugi (Alex Kugener, d. Red.) hat in der letzten Sekunde einen Korbleger gegen Julie (Kremer) getroffen.“
Mittlerweile haben Orban und Kremer, als Assistant-Coach, die Seiten gewechselt und treten nun gegen ihren Ex-Verein im Finale an. „Oft haben wir zusammen an dieses Spiel zurückgedacht. Das war unser gemeinsames Trauma. Nach meinem Wechsel war das schon ein komisches Gefühl, mich im Düdelinger Dress zu sehen, weil dies immer negative Erinnerungen an dieses verlorene Finale hervorrief.“ Mittlerweile, in der neunten Saison, ist Orban richtig in der „Forge du Sud“ angekommen. Und die beiden Verliererinnen von damals hoffen auf eine Revanche gegen ihr Schicksal. Die 35-jährige Basketballspielerin möchte die letzte Gelegenheit nutzen, den Meistertitel zu erringen, denn nach dieser Saison ist Schluss. „Ein Entschluss, den ich schweren Herzens getroffen habe, denn ich liebe Basketball sehr. Aber in dieser Saison bin ich, trotz der Unterstützung meiner Familie, an meine Grenzen gestoßen. Es ist definitiv nicht so einfach, Familie, Beruf, Hausbau und Training unter einen Hut zu bekommen.“ Viel Verständnis hat die Lehrerin bei ihrem Trainerteam gefunden.
Vierter Anlauf zum Titel
Zum vierten Mal in Folge befinden sich die T71-Damen in den Top zwei. Dreimal hat es nicht zum Titel gereicht, dieses Mal soll es endlich klappen. 2018 scheiterte Düdelingen im Finale an Steinsel, das seinen vierten Titel in Folge gewann. „Das erste Spiel hatten wir deutlich verloren. Im Rückspiel lagen wir kurz vor Schluss klar in Front, aber irgendwie waren wir zu nervös und haben noch knapp verloren.“ Ein Jahr später überraschte der Gréngewald den T71. „In dieser Saison war ich in der Babypause und habe kein Spiel bestritten. Aber ich kann mich sehr gut an den dramatischen Schluss erinnern. Hier tun sich Parallelen zum Vorjahr auf. Beide Male waren wir um zwei winzige Punkte unterlegen. Gegen Steinsel ging es ums Erreichen des Entscheidungsspiels, gegen Hostert um den Titelgewinn. Vielleicht hat uns beide Male die Angst vorm Gewinnen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Aber es braucht wohl solche Erfahrungen, um dann irgendwann oben anzukommen.“
In der letzten Saison kam es im März frühzeitig zum Abbruch. „Unser Beginn war etwas schwierig, aber im Januar und Februar fanden wir endlich unseren Rhythmus. Wer weiß, vielleicht hätte es für uns in dieser äußerst spannenden Meisterschaft schon mit dem Titel klappen können.“ Und wie im letzten Jahr hat Corona auch die diesjährige Saison nicht verschont. „Es war schon anstrengend und die privaten Kontaktbeschränkungen gingen manchmal an die Moral. Aber wir Basketballspieler hatten ein enormes Privileg, wir durften unseren Sport ausüben. Alles Dinge, die anderen Leuten verwehrt blieben. Dies war für mich eine große Chance, den Corona-bedingten Stress besser zu meistern.“ Im Gegensatz zu den T71-Herren kam es bei den Damen jedoch zu keinen Spielausfällen. „Wir hatten einen positiven Fall in der Saisonvorbereitung und zwei Fälle während des Lockdowns im Winter. Vielleicht haben wir somit eine gewisse Immunität innerhalb des Teams erreicht.“ Indirekt hatte die Pandemie dennoch einen Einfluss auf das Spielgeschehen der Düdelingerinnen, denn wegen der Corona-Infektionen in der Steinseler Mannschaft wurde die Halbfinalserie nicht fertig gespielt. „Es ist unheimlich schade, denn so will keiner gewinnen. Es tut mir leid für Steinsel. Man möchte auf dem Spielfeld gewinnen und verlieren, aber nicht so. Wir waren nicht erfreut über diese Situation.“
Nach einer kleinen Spielpause zwischen Halbfinale und den Endspielen freut sich die Dienstälteste der Liga nun auf den Schlussakt der Saison und ihrer Karriere. „Ich erwarte einen ganz starken Gegner. Das macht auch ein Finale aus, wenn die Konkurrenz ebenbürtig ist. Jeder kann den Titel gewinnen, ich hoffe allerdings, dass das Los auf uns fällt. Es wäre schön, mit einem Titel abzuschließen.“
Viele Freundschaften
Was nimmt man denn nach einer solch langen Karriere mit? „Ohne Zweifel behalte ich die Saison 2008/09 in Erinnerung, mit meinem ersten Pokalerfolg zusammen mit Julie, aber auch das verlorene Finale, nach dem wir dennoch gut gefeiert haben. Es war eine Mannschaft mit einem großen Zusammenhalt. Das war definitiv ein Höhepunkt. Nicht zu vergessen der zweite Pokalsieg, diesmal mit Düdelingen. Aber es sind nicht nur die Titel, die eine Karriere ausmachen. Es zählen vor allem die Freundschaften, die sich entwickeln und über den Basketball hinweg Bestand haben. So war mein Junggesellinnenabschied eigentlich ein Total-League-Fest, mit Spielerinnen aus meinen Vereinen, BC Mess, Walferdingen, Düdelingen, und der Nationalmannschaft.“
Ein FLBB-Team, das Michèle Orban nicht missen möchte. „Es klingt vielleicht kitschig, aber ich empfand es immer als eine Ehre, das Nationaltrikot zu tragen. Unvergesslich sind hier unser A-Capella-Singen der Nationalhymne, aber auch der Gewinn der Goldmedaille bei den Spielen der kleinen Staaten in der Coque. Nach meinem Kreuzbandriss konnte ich zwar nicht spielen, aber ich war anwesend. Diese Atmosphäre war einmalig, denn die ganze Halle stand hinter dem Team. Anschließend haben wir noch die Goldmedaille in Island gewonnen. Überhaupt muss ich die Stimmung bei diesen Spielen hervorheben. Nicht zu vergessen unsere Kampagne gegen die Spitzenteams aus der Ukraine und Serbien, wo wir mit Polizeieskorte zur Halle begleitet wurden und dort Autogrammwünsche erfüllen mussten. Nach einer Klatsche im Hinspiel konnten wir in Serbien sogar das erste Viertel für uns entscheiden.“
Ob Orban ein weiteres Highlight erleben kann, wird sich in den nächsten zwei oder drei Partien entscheiden. Los geht es mit der Finalserie am Mittwochabend um 20 Uhr in Düdelingen.
Programm
Play-off-Finale („best of three“):
Spiel 1:
Mittwoch, 26. Mai:
20.00: Düdelingen – Walferdingen
Spiel 2:
Samstag, 29. Mai:
19.00: Walferdingen – Düdelingen
Evtl. Entscheidungsspiel:
Samstag, 5. Juni:
20.00: Düdelingen – Walferdingen

Archivbild: Editpress/Julien Garroy
De Maart
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