Mit einem lachenden und einem weinenden Auge blickt die Luxemburgerin (Gewichtsklasse bis 49 kg) auf die EM zurück. „Insgesamt blieb ich unter den Erwartungen zurück, bin aber trotzdem ganz zufrieden“, lautet das Fazit der 31-Jährigen zu ihrer Leistung in Bulgarien. Sie war nicht die Einzige, die beim Reißen, einer technisch sehr anspruchsvollen Übung, einen holprigen Start erwischte: Die als haushohe Favoritin gehandelte Italienerin und Weltranglisten-Zwölfte musste gar aus dem Wettkampf aussteigen, da alle ihre drei Versuche misslangen. Bei Strzykala lief es nicht ganz so schlimm. Im Reißen begann sie zunächst einwandfrei mit 66 kg. Bei 69 kg war dann aber „der Wurm drin“, gibt die Sportlerin gegenüber dem Tageblatt zu – und das, obwohl sie dieses Gewicht bereits bei der EM 2023 in Jerewan geschafft hatte.

„Die Aufwärmphase verlief sehr gut, die Kraft war da – und dennoch konnte ich auf der Plattform nicht zeigen, was in mir steckt“, sagt die Athletin des KSV Grünstadt. Sie war mit viel Selbstvertrauen zur EM gereist, die letzten Bundesligawettkämpfe waren verheißungsvoll mit einem Gesamtergebnis von mehr als 160 kg gelaufen. Durch ihre Trainingswerte wusste sie aber auch, dass sie fähig ist, ein noch höheres Endresultat zu erzielen.

„Doch auch das kann passieren“, so Strzykala im Nachhinein, die sich trotz allem nicht entmutigen ließ und anschließend bei der zweiten Übung, dem Stoßen, enormen Kampfgeist und Nervenstärke bewies. Selbstbewusst nahm sie die 85 kg in Angriff und legte dann mit 89 nach – beides mit sauberer Technik und dem Wissen, dass noch Luft nach oben war. Zusammen mit ihrer Trainerin, der Athletin Sabine Kusterer, ließ die Luxemburgerin 92 kg auflegen. Dies war die Krönung einer Erfolgsserie im Stoßen: Mit diesem Gewicht brach sie ihren eigenen nationalen Rekord bei den Frauen bis 49 kg. Bei der EM 2023 hatte sie 87 kg zur Strecke gebracht.

Damit wurde sie nicht nur die fünftbeste Athletin ihrer Gewichtsklasse in dieser Disziplin, sondern freute sich insbesondere auch auf das Lob aufgrund ihrer guten Technik im Stoßen, wie Strzykala gegenüber dem Tageblatt berichtet. Mit den 158 kg ging sie als Siegerin in der B-Gruppe bzw. als Sechste insgesamt hervor.

Mara Strzykala ist aktuell Luxemburgs einzige internationale Gewichtheberin und Teil des COSL-Promotionskaders, sowie die erste Frau, die das Großherzogtum in dieser Sportart bei solch hochrangigen Turnieren vertritt. Über ihre Leistung bei der EM sagt sie selber, dass „noch mehr möglich ist“, doch sie sei froh darüber, dass sie ihr Können beweisen konnte. Das Coaching von Sabine Kusterer, die sie bei der WM 2022 kennengelernt hat, und das Krafttraining bei Alain Hammang, Trainer des SC Hamm 1970, haben Früchte getragen. „Genau die richtige Kombination“, sagt die Athletin, die weiter am Ball bleiben möchte.

Große Siegerin in ihrer Gewichtsklasse wurde die Rumänin Mihaela Valentina Combei, die mit 90 kg im Reißen und 109 kg im Stoßen eine Klasse für sich darstellte. Oliwia Drzazga aus Polen und Tham Nguyen aus Irland vervollständigten das Podium mit 74 und 96 bzw. 74 und 95 kg. Diese Ergebnisse beweisen, wie viel Arbeit in jedem einzelnen Kilogramm steckt und dass es im Stemmen sowohl auf Kraft und Explosivität als auch auf eine einwandfreie Technik ankommt.