Ob Max Verstappen auch ein schwarz-goldenes Gewand um die Schultern gelegt bekommt wie Lionel Messi? Keine zehn Monate nach dem Finale der Fußball-WM jedenfalls darf sich Katar wieder auf einer bedeutenden Bühne des Sports präsentieren – und das Sahnehäubchen gibt es gleich gratis dazu: Der dritte WM-Titel von Formel-1-Allesgewinner Max Verstappen, er wird wohl auf ewig mit dem schwerreichen Wüstenstaat verbunden sein.
Drei WM-Pünktchen reichen dem 26-Jährigen, um sich schon bei der sechstletzten Saisonstation aus eigener Kraft die Krone aufzusetzen. Dieses „Hauptziel“ will der Red-Bull-Star bereits im Sprintrennen am Samstag (19.30 Uhr) erreichen – und dann feiern: „Hoffentlich wird es ein denkwürdiges Wochenende!“
Es dürfte ein Leichtes werden für Verstappen, der mit Ausnahme des Singapur-Rennens (Rang fünf) in diesem Jahr immer gewonnen hat oder wenigstens Zweiter wurde. Verstappen könnte unter Flutlicht der erste Fahrer seit Nelson Piquet 1983, dem Vater seiner Freundin Kelly, werden, der schon samstags den Titel klarmacht.
Formel 1 in Katar als „positive Kraft“
Daneben gibt es nicht viele heiße Themen auf der Strecke, und auch das Drumherum spielt in der Formel 1 eine nicht ganz so große Rolle wie vor Jahresfrist im Vorfeld der Fußball-WM. Katar ist für die Motorsport-Königsklasse eben nur eines von 22 Rennen in diesem Jahr. Saudi-Arabien, wo im März gefahren wurde, ist international noch schlechter beleumundet.
Und doch lohnt ein Blick auf die Entwicklungen in Katar seit der Fußball-WM 2022. Denn auch wenn das Land innerhalb der Region von Menschenrechtsorganisationen als eher fortschrittlich eingeordnet wird, ist wenig passiert, seit das Emirat nicht mehr im Brennglas der Öffentlichkeit steht.
„Die katarischen Gesetze diskriminieren nach wie vor Frauen sowie lesbische, schwule, bisexuelle und transsexuelle Personen“, urteilte die Organisation Human Rights Watch in ihrem Report 2023. Der Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen zeigt sich ganz aktuell „sehr besorgt über Berichte über die Diskriminierung religiöser Minderheiten“, auch das Kafala-System bestehe „in der Praxis“ weiterhin.
Wenn man es positiv betrachten will: Die Formel 1 wird bis mindestens 2032 alljährlich dafür sorgen, dass die Welt regelmäßig nach Katar blickt. Solange läuft der hochdotierte Vertrag mit der Königsklasse, die allerdings für ihre Zurückhaltung in gesellschaftlichen Fragen bekannt ist.
Die Formel 1 könnte nach Angaben von Geschäftsführer Stefano Domenicali auch Verträge mit Streckenbetreibern auflösen, „wenn wir etwas sehen, das nicht in die richtige Richtung geht“. Allerdings sieht sich die Serie vor allem in der Position, „eine positive Kraft zu sein“ und „Grenzen und Kulturen zu überwinden und Länder und Gemeinschaften zusammenzubringen“.
Diese Haltung teilt auch George Russell. „Ich glaube, wir sind hier aus den richtigen Gründen. Es ist wichtig, dass es einen Wandel gibt, und der stellt sich ein mit der Zeit“, sagte der Mercedes-Pilot am Donnerstag. Die Formel 1 könne „einen sehr positiven Einfluss ausüben“.
In Katar werden solche Sätze noch sehr lange einer Prüfung unterzogen. Mindestens bis 2032, wenn die Formel 1 vorbeischaut.
De Maart
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