HandballJacques Tironzelli behält den Traum von der  Profikarriere im Blick

Handball / Jacques Tironzelli behält den Traum von der  Profikarriere im Blick
 Foto: Luis Mangorrinha / Le Quotidien

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Jacques Tironzelli kehrt zurück zu seinen Wurzeln. Nach einem Jahr beim deutschen Drittligisten Team Handball Augustdorf-Lemgo-Lippe, der Nachwuchsmannschaft des TBV Lemgo, wird der luxemburgische Nationalspieler kommende Saison wieder für seinen Heimatverein HB Käerjeng auflaufen. Seinen Traum, einmal Handballprofi zu werden, hat der 21-Jährige aber noch nicht aufgegeben.

Tageblatt: Wann haben Sie mit dem Gedanken gespielt, zurückzukehren?

Jacques Tironzelli: Nach der Winterpause habe ich mir Gedanken über meine Zukunft gemacht. Ich habe mich schon des Öfteren allein gefühlt und mich phasenweise sogar gelangweilt. Das hatte damit zu tun, dass meine schulische Ausbildung das größte Problem darstellte. Es war mir nicht möglich, Studium und Sport miteinander zu kombinieren. Die nächstliegende Universität befand sich in Bielefeld. Diese Stadt liegt etwa eine Stunde von mir entfernt. Mit meinen Trainingsmöglichkeiten war dies nicht vereinbar gewesen, denn ich trainierte sowohl am Morgen als auch am Abend. Auch die Alternative, ein Fernstudium anzugehen, war nicht möglich. Deshalb habe ich mich entschieden, den Verein zu verlassen.

Es hatte also nichts mit dem Handball zu tun, sondern es waren die schulischen Bedingungen, die dazu führten, dass Sie wieder nach Luxemburg zurückkommen?

Genau. Vom Handball her war ich sehr zufrieden. Das Schulische und auch das Finanzielle haben letztendlich den Ausschlag gegeben, dass mein Abenteuer in Lemgo zu Ende gegangen ist. Ich bekam zwar aufgrund meines Vertrages ein wenig Geld, doch das reichte nicht mal aus, um die Kosten der Miete zu decken. Meine Eltern haben mir deshalb unter die Arme gegriffen. Es ist vielleicht in meinem Alter nichts Ungewöhnliches, dass die Eltern ihr Kind finanziell unterstützen, doch ich wollte nicht, dass sie für etwas zahlen, ohne dass ich etwas Produktives dazu beitragen kann. Das wäre in meinen Augen nicht korrekt gewesen.

Eigentlich war Ihr Plan vor knapp einem Jahr, dass Sie aufgrund der Elitesportsektion der Armee finanziell abgesichert wären. Doch aus dieser Idee wurde nichts …

Es hat einfach nicht gepasst. Das habe ich recht schnell gemerkt. Deshalb habe ich aufgehört. Ich bin ein Mensch, der vieles hinterfragt. Mental war ich dem Ganzen nicht gewachsen. Dazu stehe ich auch.

Wie würden Sie Ihre Zeit in Lemgo beschreiben?

Zunächst einmal würde ich jedem luxemburgischen Spieler ans Herz legen, diese Chance, im Ausland zu spielen, zu ergreifen. Es war wirklich eine richtig tolle Erfahrung. Ich konnte sogar einige Male mit der ersten Mannschaft trainieren. Allein von der Mentalität und den Trainingseinheiten her ist es eine andere Hausnummer wie in Luxemburg. Das hat mich als Handballer nach vorne gebracht. Ansonsten war meine Saison von so einigen Höhen und Tiefen geprägt. Ich erhielt am Anfang recht viel Spielzeit, doch dann machte mir eine Verletzung zu schaffen. Als ich wieder fit wurde und von der Nationalmannschaft im Januar zurückkehrte, verlor ich meinen Stammplatz im Team. Ich war jedoch richtig motiviert, mich zurückzukämpfen. Doch Corona machte mir einen Strich durch die Rechnung.

Was ist Ihrer Ansicht nach der größte Unterschied im Vergleich zur luxemburgischen Meisterschaft?

Die Mentalität. Egal ob Zuschauer oder Spieler, jeder gibt einfach Vollgas. In meinem Team war jeder hungrig und wollte sich beweisen. In jeder Trainingseinheit wurden hundert Prozent gegeben. Diese Intensität sah man auch auf den Tribünen wieder. Die Zuschauer pushten ihr Team nach vorne. Jede Schiedsrichteraktion wurde hinterfragt. Es war schon ordentlich Stimmung in der Bude. Das hat mir sehr gefallen.

Würden Sie die Rückkehr nach Luxemburg als einen Schritt zurück in Ihrer Handball-Karriere sehen?

Schwer zu sagen. Es ist auf jeden Fall kein Schritt nach vorne. Doch ich habe das Ziel, Handballprofi zu werden, noch nicht aus den Augen verloren. Manchmal vergesse ich, dass ich erst 21 Jahre jung bin und noch viele Jahre vor mir liegen. Es ist also nicht zu spät, mit 24 Jahren es noch einmal zu versuchen. Tommy Wirtz hat es vorgemacht (im Alter von 27 Jahren wechselte Wirtz in die zweite deutsche Bundesliga, d.Red.). Jetzt will ich erst meinen Abschluss als Lehrer oder „éducateur gradué“ machen, ehe ich mich wieder intensiver mit dem Thema Handballprofi beschäftigen werde.  

Sie haben einen Vertrag über drei Jahre in Käerjeng unterschrieben. Wie kam der Kontakt zustande?

Es haben sich im Laufe der Saison einige luxemburgische Mannschaften nach meiner Situation erkundigt. Käerjeng war auch dabei. Da wurde mir aber schnell klar, dass ich wieder nach Käerjeng zurückkehren will. Viele meiner alten Teamkollegen spielen noch im Verein. Zudem hat Käerjeng für die nächste Saison Tom Meis verpflichtet, mit dem ich mich auch gut verstehe. Für mich war es daher eine Selbstverständlichkeit, dass es wieder nach Käerjeng geht. 

Glauben Sie, dass die Erwartungen an Sie nach Ihrem Auslandsaufenthalt größer geworden sind?

Ich denke schon, dass Käerjeng so einiges von mir erwartet. Doch ich bin bereit dafür. Ich will von meiner Erfahrung, die ich in Lemgo gemacht habe, profitieren können. Deshalb will ich auch mehr Verantwortung übernehmen. Diese Situation kenne ich ja bereits aus dem Jugendbereich, wo viel Druck auf meinen Schultern lastete.