Freitag31. Oktober 2025

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Strassers PremiereAlles stimmte – nur die Resultate nicht

Strassers Premiere / Alles stimmte – nur die Resultate nicht
Jeff Strasser konnte es kaum fassen Foto: Editpress/Gerry Schmit

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Jeff Strasser war nicht zu beneiden. Der neue Fußballtrainer hatte in seinen ersten beiden Länderspielen alles richtig gemacht und holte trotzdem keinen Punkt zum Auftakt der WM-Qualifikation. Der 50-Jährige hatte bei seiner Premiere mit alten luxemburgischen Problemen zu kämpfen: mangelnde Effizienz vor dem gegnerischen Tor und Konzentrationsfehler.

Taktik

Jeff Strasser hielt erst am vergangenen Montag sein erstes Training mit der Mannschaft ab. Der neue Nationaltrainer hatte also extrem wenig Zeit, um seine Ideen einfließen zu lassen und seine Vorstellungen umzusetzen. Er hatte aber auch den Vorteil, dass er ein funktionierendes Gebilde übernahm, das verschiedene taktische Schemen aus den vielen Jahren mit Vorgänger Luc Holtz aus dem Effeff kennt. Trotzdem bedarf es einer akribischen Vorarbeit, um innerhalb von wenigen Tagen zwei verschiedene taktische Herangehensweisen auf den Platz zu bringen – die dann auch griffen. Luxemburg trat gegen Nordirland mit einer Fünfer- bzw. Dreierkette an und gegen die Slowakei in einem 4-3-3-System. Strasser hatte zweimal die richtige Wahl getroffen. Vor allem gegen die Slowakei war der Matchplan perfekt. Bis zur 90. Minute hatte der Gegner, der drei Tage zuvor Deutschland besiegt hatte, keine einzige Torgelegenheit. Beide Gegner wurden zum größten Teil ihrer Stärken beraubt. Das ist sicherlich die Handschrift eines ehemaligen Verteidigers, aber nicht nur, denn Strassers Team zeigte vor allem auch gegen die Slowakei eine offensiv starke Leistung. 

Pleiten, Pech und Pannen

Keinen Einfluss hatte Strasser auf die Fehler seiner Spieler. Und da wäre dann das Pech. Gegen die Slowakei traf Danel Sinani zweimal den Pfosten. Das Tor von Tomas Moreira wurde wegen einer Abseitsstellung aberkannt. Die TV-Bilder zeigten es später: Der Luxemburger befand sich wahrscheinlich weniger als einen Zentimeter im Abseits. Hinzu kam noch eine generelle Ineffizienz vor dem Tor. Ein altbekanntes Problem der Luxemburger.

Dass Luxemburg Tore in den Schlussphasen oder in der ersten Viertelstunde einer Halbzeit kassiert, war jedoch ein Problem aus alten Tagen. Ausgerechnet zum Start der WM-Qualifikation kehrte diese Konzentrationskrankheit wieder zurück. Drei der vier Gegentore aus beiden Partie fielen in diesen Phasen. „Ich war auch überrascht, dieses Problem wiederzusehen“, gab Jeff Strasser nach der 1:3-Niederlage gegen Nordirland zu.

Zur Kategorie Unkonzentriertheiten gehören auch teilweise die individuellen Fehler, die sich die FLF-Formation erlaubte und die sofort bestraft wurden. Gegen Nordirland hatte Seid Korac einen rabenschwarzen Tag erwischt. Zunächst war er schuld an einem Handelfmeter. Beim zweiten Tor war sein Abwehrversuch zu kurz und zu zentral und schlussendlich wurde der Innenverteidiger noch mit Gelb-Rot vom Platz gestellt. Zu kurze Abwehrversuche leisteten sich auch Enes Mahmutovic (gegen Nordirland) und Laurent Jans (gegen die Slowakei) kurz vor den Gegentoren. Bei der 0:1-Niederlage gegen die Slowakei leistete sich ausgerechnet der sonst so souveräne Torwart Anthony Moris einen Lapsus.

Der Vergleich mit 2023

2023 hätte Luxemburg mit einem Sieg gegen die Slowakei einen Riesenschritt in Richtung EM 2024 machen können. Das Ergebnis ist bekannt: Die FLF-Auswahl dominierte zwar den Gegner, hatte viele Chancen, doch am Ende ging die Slowakei als Sieger vom Platz (1:0). Damals wie heute fiel der Treffer in der Schlussviertelstunde. Damals wie heute hatte Luxemburg viele Chancen, konnte sie aber nicht nutzen. Die Slowakei ist in den vergangenen zwei Jahren stärker geworden, qualifizierte sich unter anderem für das Achtelfinale bei der letzten EM. Die neue Mannschaft von Jeff Strasser hat jedoch auch einen Schritt nach vorne gemacht. Obwohl das Resultat das gleiche ist, war die Art und Weise, wie gespielt wurde, besser als 2023. Offensiv war Luxemburg vor zwei Jahren dominanter, aber organisatorisch waren die „Roten Löwen“ diesmal deutlich besser als 2023. Die FLF-Formation agiert mit viel Geduld und taktischer Disziplin. Der Block schob sich gut nach vorne und wieder zurück. Vor allem deshalb hatte die Slowakei bis zur fatalen 90. Minute keine einzige Torchance. Im Vergleich zu 2023 konnte Luxemburg auch in der zweiten Hälfte den Rhythmus beibehalten. Vor zwei Jahren war die Slowakei in den zweiten 45 Minuten besser und schoss schließlich das entscheidende Tor in der 77. Minute. 

Gewinner und Verlierer

Ein Stern ist während der beiden WM-Qualifikationsspiele aufgegangen. Aiman Dardari hat gezeigt, dass er ein Hoffnungsträger für den Sturm ist. Trickreich, schnell und mit Tordrang und Übersicht. Der 20-Jährige hat eigentlich alles, um sich durchzusetzen. Der Neu-Profi des FC Augsburg könnte bis zu den Oktober-Länderspielen noch einen weiteren Schritt machen. Alles wird davon abhängen, ob er beim Bundesligisten die Möglichkeit bekommt, sich zu zeigen und zu entfalten. Zu den Gewinnern der September-Länderspiele gehört auch Enes Mahmutovic. Der Innenverteidiger von NAC Breda (NL) war selten besser in der Nationalmannschaft. Sein ehemaliger Vereinstrainer Jeff Strasser scheint dabei eine wichtige Rolle zu spielen. Verlierer gab es eigentlich keine. Korac hatte zwar Pech gegen Nordirland, aber dieses eine schlechte Spiel wird seine Karriere nicht weiter beeinflussen.

So geht es weiter

Nach null Punkten aus zwei Spielen steht Luxemburg mit dem Rücken zur Wand und muss am 10. Oktober in Sinsheim ausgerechnet gegen den Gruppenfavoriten Deutschland antreten, der bisher noch nicht zu überzeugen wusste. Drei Tage später kommt es in Trnava zum Rückspiel gegen die Slowakei. Danel Sinani ist für die erste Partie wegen zweier Gelber Karten gesperrt. Seid Korac (Sperre) und wahrscheinlich auch Christopher Martins (Adduktorenverletzung) werden wieder in den Kader zurückkehren.