Mittwoch22. Oktober 2025

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BasketballAlex Laurent ist weiter hungrig auf Titel

Basketball / Alex Laurent ist weiter hungrig auf Titel
Alex Laurent hat sich an den Druck gewöhnt, mit dem ein ehemaliger Profispieler in Luxemburg umgehen muss Foto: Editpress/Gerry Schmit

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Kaum ein Spieler zeigt einen derartigen Einsatz für sein Team wie Alex Laurent. Sei es nun bei der Nationalmannschaft oder bei seinem Verein Amicale Steinsel, für den er seit einem knappen Jahr wieder spielt. Der ehemalige Profispieler ist weiter hungrig auf Titel und der schwierige Start nach der Rückkehr längst vergessen.

„Um ehrlich zu sein, es war die härteste Woche des Jahres“, blickt Alex Laurent mit einem Lachen auf die Tage beim Nationalteam zurück, die mit der 78:84-Niederlage in der Vorqualifikation für die WM 2027 gegen Rumänien endeten. Ein Spiel, nach dem der FLBB-Kapitän, der wieder einmal alles auf dem Platz gelassen hat, kräftig pumpen musste. „Es war ein enorm intensives Spiel, umso intensiver, weil wir mehrmals einen Rückstand aufgeholt haben. Doch die Kulisse, vor der wir gespielt haben, gibt einem auch die Energie, dass man sich zurückkämpft und sich nicht einfach so geschlagen gibt“, fasst der 31-Jährige das Spiel vom letzten Sonntag zusammen. Denn es war ein Match, das er und seine Nationalmannschaftskollegen einmal mehr vor einem ausverkauften Gymnase der Coque bestritten, was zeigt, welche Entwicklung die FLBB-Herren in den letzten acht Jahren mitgemacht haben.

Alex Laurent kann, wie kaum ein anderer im Team, diese ganz genau Revue passieren lassen. Der Spielführer ist einer von gerade einmal drei Spielern im derzeitigen FLBB-Kader, die die Anfangszeit von Trainer Ken Diederich im Jahr 2016 und die damit einsetzende Entwicklung, wie etwa den ersten Qualifikationssieg gegen Großbritannien, von der ersten Sekunde an miterlebt haben. Mit seiner Einstellung, jeden zu pushen und bis zur letzten Sekunde selbst vollen Einsatz zu zeigen, ist der Sportsoldat ein wichtiges Vorbild für die neue Generation an Basketballspielern geworden, mehr noch, da er selbst den Weg ins Ausland gesucht hat, wo er sechs Jahre spielte. „Es ist wichtig, dass die Leute sehen, dass es auch für einen Luxemburger möglich ist, sich im Ausland durchzusetzen. Es macht inzwischen einen großen Unterschied, dass wir mehr Spieler haben, die sich komplett auf den Basketball konzentrieren können“, erklärt der Steinseler, der froh ist, dass inzwischen auch viel mehr für junge Nachwuchsspieler im Land getan wird, wie etwa zahlreiche Camps und professionelleres Wurftraining. 

So wundert es nicht, dass die neue Generation am Sonntag gezeigt hat, dass sie bereit ist, in die großen Fußstapfen von Laurent und Co-Kapitän Thomas Grün zu treten, allen voran Ben Kovac, für den der 31-Jährige nur lobende Worte übrig hat: „Wenn jemand professionell ist und den Basketball lebt, dann ist es Ben. Er hat die nötigen Schritte unternommen, lernt von uns, denn er hat ja noch genug ‚Veteranen’ um sich, mit denen er seit einigen Jahren auch spielt. Gemeinsam mit Malcolm Kreps wird er das Team in den kommenden Jahren tragen“, ist sich Alex Laurent sicher. „Ben in der Offensive und Malcolm in der Defensive, die beiden perfekten Leute, die sich super ergänzen“ – wobei der aktuelle Kapitän aber auch die anderen Youngsters nicht vergisst. 

Dass es für den 31-Jährigen immer wieder eine Freude ist, für das Nationalteam zu spielen, ihm dieses Team besonders viel bedeutet, das hört man bei Alex Laurent direkt heraus, auch wenn er nun seit einem Jahr kein Profispieler mehr ist. An Ehrgeiz fehlt es ihm nämlich überhaupt nicht, wie er selbst ebenfalls betont: „Auch wenn ich kein Profi mehr bin, steckt das aber noch in einem. Nur weil ich inzwischen 40 Stunden die Woche arbeite, gehe ich nicht zum Training und gebe nur halb so viel.“ 

Schwierige Monate

Seit etwas mehr als zwölf Monaten ist Alex Laurent nun schon zurück bei seinem Jugendverein Steinsel und beim amtierenden Meister kaum noch wegzudenken. Vergessen sind die schwierigeren Monate zu Beginn des laufenden Kalenderjahres, als sich der 31-Jährige sichtlich schwertat, seine Rolle bei der Amicale zu finden. „Zurück in Steinsel zu sein war am Anfang schön, denn alles war neu, aber auch irgendwie altbekannt. Ich war zurück bei Familie, Freunden und ehemaligen Teamkollegen, dann kam das mit meinem Job zustande, worauf ich mich sehr gefreut habe“, erklärt Laurent, der hinzufügt, dass in den ersten Wochen bei ihm eine riesengroße Energie herrschte, um all das umzusetzen, was er sich vorgenommen hatte. „Dann kamen jedoch Januar und Februar und ein kleines Loch, in das ich gefallen bin. Ich war physisch und mental einfach müde, weil mir alles zu viel wurde.“ Probleme, die jedoch längst gelöst und vergessen sind, wie der Steinseler weiter erzählt. „Ich wohne jetzt wieder in Steinsel, damit näher an der Arbeit und kann sogar zum Training kickboarden.“ Weniger Zeit im Auto und Stau, mehr Zeit zu Hause, was ihm ermöglicht hat, komplett in seinem neuen Leben, ohne Profibasketball, anzukommen. „Ich bekomme Arbeit und Basketball jetzt viel besser unter einen Hut und es macht mir noch genauso viel Spaß wie zuvor.“

Ich war physisch und mental einfach müde, weil mir alles zu viel wurde

Alex Laurent, über die Probleme Job und Basketball unter einen Hut zu bekommen

An den Druck, dass von einem ehemaligen Profispieler in Luxemburg mehr erwartet wird, hat sich der 31-Jährige inzwischen ebenfalls gewöhnt, und nachdem in seinen ersten Monaten zurück in Steinsel schon Kritik aufgekommen war, ist diese längst verstummt – nicht zuletzt, nachdem die Amciale sich im Frühling den Meistertitel geholt hat. Für Alex Laurent schließt sich irgendwie ein Kreis, denn dass er sich dazu entschieden hat, zu seinem Heimatverein zurückzukehren, ist für ihn selbstverständlich. „Ich möchte den jungen Spielern etwas zurückgeben, von dem ich früher auch profitiert habe. Ohne Steinsel wäre ich nicht der Spieler geworden, der ich heute bin – dank der Trainer, die ich in der Jugend zur Verfügung hatte. Diese Loyalität ist mir sehr wichtig“, meint er, auch wenn er zugibt, dass die Entscheidung allein dadurch noch einmal vereinfacht wurde, dass frühere Teamkollegen wie Bobby Melcher oder Jonas Theisen noch immer im Verein spielen. 

Klartext geredet

Hungrig auf Titel ist Alex Laurent nach wie vor, da schreckt auch der holprige Start dieser Saison, mit drei Niederlagen in den ersten sechs Spielen, nicht ab. „Wir haben intern viel gesprochen, viel aussortiert. Seither rollt es wieder, der Rhythmus ist zurück“, sagt der ehemalige Profi, der sich in den letzten Wochen ebenfalls mit Verletzungsproblemen herumschlagen musste. Auf die Probleme angesprochen, die innerhalb des Teams herrschten, erklärt der 31-Jährige, dass es nichts Wildes gewesen sei. „Es war ein wenig diese Selbstverständlichkeit, dass man Spiele gewinnt. Wenn dies nicht geschieht, dann wird mit dem Finger gezeigt. Nicht, dass jemand das gemacht hätte, doch man hat gespürt, dass etwas nicht stimmt, was aber nicht verbalisiert wurde. Dann wurde halt einmal Klartext gesprochen.“ Für Alex Laurent ist dieses Thema nun vom Tisch. „Wir haben die Rechnung sozusagen früh bekommen, und konnten das auch früh lösen.“

Man hat gespürt, dass etwas nicht stimmt, was aber nicht verbalisiert wurde. Dann wurde halt einmal Klartext gesprochen.

Alex Laurent, über den holprigen Start der Amicale Steinsel

Eine echte Einheit, das ist Steinsel wieder und geschlossen will man nun die wichtige Phase, die mit dem Ende der Länderspielpause beginnt, auch angehen. Mit vier Siegen in Folge ist der Meister auf Rang drei geklettert und will, nach dem Spiel in der Meisterschaft am Samstag gegen Contern, auch endlich wieder im Pokal den Sprung in die Coque schaffen. Dass der vermeintlich einfachste Gegner, Zweitligist Racing, dies jedoch nicht ist, davor warnt Laurent dann zum Schluss: „Sie sind ein Team mit vielen erfahrenen Spielern, wir dürfen es keinesfalls auf die leichte Schulter nehmen, das werden wir auch nicht tun.“