28. Oktober 2025 - 6.54 Uhr
Enovos League43 und noch nicht müde: Ani Petrova beeindruckt noch immer
„Nach dieser Saison sind es 30 Jahre Basketball, dann werde ich auch definitiv einen Schlussstrich ziehen“, erklärt Ani Petrova lachend. Ob ihr diese Ankündigung auf Anhieb jeder glaubt, sei dahingestellt. An eine Saison ohne die 43-Jährige dürften sich nämlich wohl nur noch die wenigsten ihrer Teamkolleginnen und Gegnerinnen erinnern. Und dass die jüngere Konkurrenz Ani Petrova auf dem Spielfeld noch längst nichts vormacht, das zeigt die 43-Jährige Woche für Woche in der höchsten luxemburgischen Liga. Vor allem von der Drei-Punkte-Linie gehört die Conternerin nach wie vor zu den treffsichersten Schützinnen. Dies bewies Petrova nicht zuletzt vor knapp drei Wochen gegen die Sparta, als gleich acht von zwölf Versuchen im Netz landeten. Eine beeindruckende Quote.
Fabienne ist ein großer Teil meines Basketballlebens in Luxemburg. Basketball ist unsere Liebe, unser Zusammenhalt. Sie ist in dieser Hinsicht genauso verrückt wie ich, vielleicht sogar noch mehr.
Dabei war Basketball nicht einmal ihre erste Wahl, wenn es um Sport ging. In ihrer Kindheit versuchte sich die gebürtige Bulgarin an Fußball und Volleyball. „Schon früh hatte ich den Traum, einmal das Sportgymnasium zu besuchen, egal in welcher Sportart“, sagt Petrova, die erklärt, dass das System dort anders war als in Luxemburg und man nicht unbedingt Mitglied in einem Nationalkader sein musste. „Mein Ziel war, es im Volleyball zu schaffen, weil auch meine Mutter Volleyball spielte. Doch hier gab es keine freien Plätze mehr. Als man mir sagte, dass im Basketball noch Leute angenommen werden, meinte ich, dass ich dann eben Basketball spielen werde.“ Auch wenn sie damit erst spät, mit 14 Jahren, zum Basketball kam, war es die goldrichtige Entscheidung, wie sich im Nachhinein herausstellte. In ihrer Heimat schaffte es Ani Petrova in den folgenden Jahren bis in die Jugendnationalmannschaft, spielte auch in der ersten Liga.
Für die Liebe nach Luxemburg
Vor 18 Jahren änderte sich ihr Leben komplett. Nicht für den Basketball, sondern für Ehemann Theo zog sie nach Luxemburg. Es war aber der Sport, der Ani Petrova dabei half, schnell im Großherzogtum anzukommen. „Mein Mann wusste, dass Basketball mein Leben ist. Er war eher im Fußball verankert und hatte sich bis dahin noch kein Basketballspiel angeschaut“, sagt die 43-Jährige. Dennoch hörte er sich nach einem Verein um. So kam Ani Petrova schließlich in Schieren unter. „Mir ging es eher darum, unter Leute zu kommen, die Sprache zu lernen und Spaß zu haben.“ Dass ihre Teamkolleginnen anfangs mit ihr Englisch geredet haben, weiß sie noch ganz genau. „Ich musste ihnen immer wieder sagen, sie sollen doch bitte Luxemburgisch reden“, erinnert sie sich schmunzelnd zurück.
Für Ani Petrova waren diese Anfänge in Luxemburg eine tolle Zeit, wie sie betont, in der sie mit Fabienne Fuger auch die Person kennengelernt hat, die in ihrer Karriere hierzulande zu einer festen Konstante wurde. „Sie war damals Trainerin in Mersch und wir haben uns in Schieren zum ersten Mal gesehen.“ Es war auch Fuger, die Petrova kurz darauf zum Black Star holte und sie zeitweise in Ettelbrück, wo Petrova von 2011 bis 2021 spielte, und nun in Contern coachte. „Fabienne ist ein großer Teil meines Basketballlebens in Luxemburg. Basketball ist unsere Liebe, unser Zusammenhalt. Sie ist in dieser Hinsicht genauso verrückt wie ich, vielleicht sogar noch mehr …“, meint die 43-Jährige lachend.
Eine OP und einige Zweifel
Auf etwas ist seit Jahren vor jeder Saison Verlass: dass Ani Petrova fragt, ob sie die älteste Spielerin der Meisterschaft sei. Seit einigen Jahren ist dies tatsächlich so. Dass einige ihrer Teamkolleginnen, wie die 17-jährigen Schwestern Joyce und Lou Alliaume, ihre Kinder sein könnten, damit hat der „Oldie“ der Liga kein Problem. „Bei uns trainieren inzwischen auch schon 15-Jährige mit. Das stört mich nicht. Sie sind motiviert und das tut ihnen gut. Denn dass da eine Tante von fast 44 Jahren ihnen wegläuft, wollen sie sich nicht gefallen lassen“, erklärt sie lachend und unterstreicht, dass sie das ebenfalls jung hält.
Durch ihre Fitness bestach die Conternerin schon immer. Umso mehr ließ eine OP an der Gebärmutter Ani Petrova im letzten Jahr dann doch zweifeln, ob sie weitermachen könne: „Ich wusste ehrlich nicht, ob ich es danach noch einmal zurückschaffe und in welcher Form ich sein würde.“ Mit dem Ziel, die 30 Jahre voll zu bekommen, kämpfte sie sich zurück und ist aus dem Kader des ABC weiterhin nicht wegzudenken. Zu gerne würde die routinierte Spielerin mit Contern zum Abschluss dann auch noch einen Titel feiern, auch wenn es in dieser Saison für das Team schon einige Rückschläge, wie die schwere Verletzung von Charlie Bidinger, gab. Zwei Pokalsiege mit Ettelbrück konnte Petrova übrigens in ihrer Karriere bereits feiern, sowie die Corona-Meisterschaft 2020, die sie jedoch nicht als richtigen Meistertitel sieht.
Auch für die Nationalmannschaft lief sie in ihrer nun 18-jährigen Basketballkarriere in Luxemburg auf. Dass sie bis heute oft als Ausländerin bezeichnet wird, ärgerte sie aber dann doch. „Der Satz, dass wir damals in Ettelbrück oder nun in Contern mit drei Ausländern spielen, hat mich schon genervt. Ich arbeite in Luxemburg, mache mein Leben hier. Dabei bin ich doch kein Profi.“ In den Jahren hat die hauptberufliche Briefträgerin gelernt, damit umzugehen. „Irgendwann meinte ich, dann spielen wir halt eben mit drei.“
Dass Ani Petrova in all den Jahren eine große Bereicherung für die luxemburgische Liga war und ist, muss sie hingegen längst nicht mehr beweisen.
De Maart

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