Montag10. November 2025

Demaart De Maart

Affäre Vibball18.000 Euro: Darum kommt noch immer keine Ruhe in den Echternacher Basketball

Affäre Vibball / 18.000 Euro: Darum kommt noch immer keine Ruhe in den Echternacher Basketball
Nach turbulenten Zeiten könnte einigen Kindern in Echternach wieder die Möglichkeit genommen werden, Basketball zu spielen  Foto: Editpress/Alain Rischard

Jetzt weiterlesen!

Für 0,99 € können Sie diesen Artikel erwerben:

Oder schließen Sie ein Abo ab:

ZU DEN ABOS

Sie sind bereits Kunde?

Die Affäre Vibball, die im November im nationalen Basketball für Aufregung sorgte, ist noch längst nicht beendet. Mit der Aufnahme des Standorts Echternach bei den East Side Pirates ist inzwischen zwar eine langfristige Lösung gefunden worden, doch eine Rechnung von 18.000 Euro lässt neue Sorgen aufkommen.

Mehr als 18.000 Euro für 38 Kinder: Es ist eine Rechnung, die beim Basketballklub East Side Pirates in der letzten Woche für ungläubiges Staunen sorgte. Eine Summe, die der Verein dem Klub Vibball an Transfer- und Ausbildungsgebühren für Kinder und Jugendliche zahlen soll. Genau der Klub, der vor acht Monaten ohne Vorankündigung plötzlich seine gesamten Aktivitäten eingestellt hatte und mehr als 150 Kinder und Jugendliche mitten in der Saison weinend und ohne die Möglichkeit zurückließ, ihren Sport weiter ausüben zu können.

Seither ist in der Abteistadt viel passiert. Bereits kurz nach der Schocknachricht stand für viele Eltern fest, dass man den Basketball in Echternach nicht einfach so aufgeben möchte. Schnell bot der Nachbarverein, die East Side Pirates Berburg/Wasserbillig, dann auch seine Unterstützung an, war auch direkt bei der ersten großen Versammlung mit dem Echternacher Schöffenrat dabei, bei der nach Lösungen gesucht wurde. Der Verein aus dem Osten des Landes stellte Material, Klubtrainer und integrierte eine Vielzahl an jungen Spielern in ihre eigenen Mannschaften, ein bedeutender Mehraufwand für einen Verein, der sicherlich nicht zu den größten des Landes gehört. Mit dem Verband wurde sich dann auch geeinigt, dass die Vibball-Spieler für die restliche Dauer der Spielzeit 2024/25 einen Wechsel vollziehen durften – auch in anderen Klubs waren übrigens einige untergekommen. 

Parallel dazu wurde nach einer langfristigen Lösung gesucht, wie es mit dem Basketball in Echternach weitergehen soll. Da die Zusammenarbeit mit den East Side Pirates so gut funktionierte, wurde schließlich die Entscheidung getroffen, den Standort Echternach fest in den Klub zu integrieren. Seit einer außerordentlichen Generalversammlung am 30. April ist dies offiziell und der Verein nennt sich seither East Side Pirates Berburg/Echternach/Wasserbillig. In der Abteistadt war man zuversichtlich, dass man das Kapitel Ildiko Vass endlich hinter sich lassen und sich wieder voll auf den Sport konzentrieren könne, denn die Lösung fand auch bei der Gemeinde die volle Unterstützung. Dann traf in der letzten Woche jedoch die Rechnung von Vibball ein und seither sind bei den Vereinsverantwortlichen der Pirates sowie den Eltern viele Fragen aufgekommen. Über allem schwebt die Befürchtung, dass den betroffenen Kindern in den kommenden Monaten wieder die Möglichkeit genommen wird, Basketball zu spielen. 

Eine Ausnahmesituation

Eine Sache der Statuten

Wenn es um die Situation mit Vibball geht, spielen auch die Statuten eine entscheidende Rolle. Die Tatsache, dass alle Aktivitäten plözlich im November, ohne das Abhalten einer Generalversammlung, gestoppt werden konnten, ist nämlich auf diese zurückzuführen. Einen Vorstand, wie man ihn aus anderen Sportvereinen kennt, in den man sich wählen lassen kann, gibt es nicht. Die Entscheidungsgewalt liegt damit allein bei den drei Gründungsmitgliedern, wovon eine in Rumänien lebt. Laut Statuten werden nur die drei Gründungsmitglieder und sogenannte „Membres associés“ zu einer Generalversammlung eingeladen. Wer als „Membre associé“ aufgenommen wird, entscheiden abe nur die Gründungsmitglieder, von denen immer zwei im Vorstand sein müssen. 

Wie die Vereinsverantwortlichen der Pirates dem Tageblatt erklärten, sei in den letzen Monaten jeder Schritt, einen endgültigen Transfer der betroffenen Kinder durchzuführen, mit der FLBB abgesprochen gewesen. So sei auch die Vereinbarung getroffen worden, dass eine Bearbeitungsgebühr von 25 Euro bezahlt werden müsse, die Transfers für den Rest jedoch kostenlos seien, da in Echternach eben eine Ausnahmesituation besteht. Zwar ist Ildiko Vass mit ihrem Klub inzwischen wieder aktiv, hielt ein Camp in der International School in Luxemburg ab, wo zukünftig auch trainiert werden soll, wie sie selbst bei der letzen außerordentlichen Generalversammlung der FLBB im Mai erklärte. 

Es ist ein kurioser Fall, der in den Statuten der FLBB so nicht vorgesehen ist. Laut diesen gibt es die Möglichkeit für Kinder, bei denen sich der Wohnsitz ändert, einen kostenlosen Transfer zu beantragen. Dass jedoch ein Klub auf einmal seinen Standort ändert, das schien bis dato fast unmöglich zu sein, ist ein solcher ja eigentlich an eine Gemeinde gebunden. „Für uns war klar, dass das Kapitel Vibball in Echternach abgeschlossen sei, dies machte der Verein in seiner Mitteilung im November ja auch unmissverständlich klar“, betont ein betroffener Elternteil gegenüber dem Tageblatt. Für ihn steht fest, dass es unmöglich gewesen wäre, eine Lösung im Klub Vibball selbst zu finden, dies aufgrund der in Luxemburg doch ungewöhnlichen Struktur des Vereins mit Statuten, die für Mitglieder kein Mitspracherecht vorsehen (siehe Kasten). 

„Wir können ja verstehen, dass Gebühren bezahlt werden müssen, wenn ein Kind zum Beispiel zu einem anderen Klub wechseln möchte, weil es ihm dort besser gefällt. Doch hier wurden die Aktivitäten des Klubs in Echternach eingestellt.“ Dass es für viele Eltern unmöglich ist, ihre Kinder bis nach Luxemburg-Stadt zum Training zu fahren, scheint verständlich. Laut Tageblatt-Informationen wurde einigen Eltern zudem mitgeteilt, dass weder sie noch ihre Kinder bei Vibball weiterhin willkommen seien, teilweise sogar per Anwalt. Auch wenn diese zu Vibball zurückkehren wollten, dürften sie dort nicht mehr spielen. Bei den Pirates stößt einem vor allem bitter auf, dass Ildiko Vass immer wieder betone, alles für die Kinder getan zu haben, so wie beim außerordentlichen Kongress des Verbandes, bei dem sie den Vereinen, die den Karren aus dem Dreck gezogen haben, sogar noch für ihre Kooperation dankte. 

Mittel zum Zweck

Inzwischen ist in Echternach das Gefühl entstanden, dass die Kinder nur noch Mittel zum Zweck seien, um Geld zu bekommen. „Sie werden sozusagen als Geiseln gehalten und niemand weiß, ob sie in der nächsten Saison überhaupt spielen dürfen.“ Bei den Pirates ist man sich einig, dass man die rund 18.000 Euro nicht zahlen und notfalls den Weg übers Verbandsgericht gehen wird. Hoffnung hat man, dass die FLBB die Lizenzen, auch ohne die bezahlten Gebühren, validieren wird. Wie Präsident Samy Picard dem Tageblatt mitteilte, könne er selbst sich dazu noch nicht äußern, da man im Vorstand der FLBB am Montag über dieses Dossier beraten wird.

Dass das Ganze aber so oder so ein juristisches Nachspiel haben wird, das über mehrere Instanzen gehen könnte, davon geht man im Osten des Landes inzwischen aus. Ungewissheit somit für die Eltern der 38 Kinder, die befürchten, dass ihr Nachwuchs in den kommenden Monaten geblockt sein wird. „Wieder einmal sind es die Kinder, die in dieser Affäre die großen Verlierer sind, dabei wollen sie doch einfach nur Basketball spielen“, so das Fazit der Vereinsverantwortlichen der Pirates.

Noch immer im Ungewissen

Viel wurde in den letzten Monaten spekuliert, warum Ildiko Vass plötzlich alle Aktivitäten in Echternach stoppte. Sie selbst gab in einer Nachricht an ihre Mitglieder, die bei Weitem nicht jeden erreichte, integral der Gemeinde die Schuld, die nicht mit den Statuten einverstanden sei und dem Klub Hallenkapazitäten streichen würde. Wie Sportschöffe Ben Scheuer gegenüber dem Tageblatt erklärte, stand dem Klub während 54 Wochenstunden die Halle zur Verfügung und dies trotz der komplizierten Situation, die durch das Hochwasser im Sommer 2021 entstanden war – ein Umfang, bei dem sicher viele andere Sportklubs im Land die Sektkorken knallen lassen würden. Was die Statuten anbelangt, betont Scheuer, dass Vibball eine hohe Summe an Zuschüssen von der Gemeinde erhalten hätte und man somit auch Transparenz verlangte.