„Die Nerzgruben sind überflutet und wir sehen Oberflächenwasser in den Botrup-See fließen“, erklärt Leif Brögger, der Stadtrat der Gemeinde Holstebro, gegenüber dem Privatsender TV2. Dänische Medien zeigten am Dienstag ein mit rotweißen Bändern abgesperrtes Gelände mit teichgroßen Pfützen.
Dort wurden im November viele tausend Amerikanische Nerze vergraben, zumeist nur einen Meter unter der Oberfläche. Starker Regen bedroht nun dort das Grundwasser und den nahegelegenen Badesee. Holstebro ist einer der beiden Orte, an denen Massengräber für die Tiere ausgehoben wurden – ansonsten wurde vornehmlich militärisches Sperrgebiet genutzt.
Die dänische Umweltbehörde gibt an, dass sich dort ein Teil des Massengrabes nur einen Meter über dem Grundwasserspiegel befindet, der steigen wird. Somit wird ein weiteres Kapitel in Dänemarks Skandalgeschichte um die Nerze aufgeschlagen.
Angefangen hat es mit einer Regierungsentscheidung Anfang November. Da eine Virusmutation auf Nerzfarmen im Norden Dänemarks von den Pelztieren wieder an den Menschen zurück übertragen worden war, entschied die gerne resolut agierende Premierministerin Mette Frederiksen, dass die gesamten 15 bis 17 Millionen Tiere des Landes zu töten seien.
Dänen werden ihre „untoten“ Tiere nicht los
Diese Entscheidung stützte sich auf einen Bericht des „Staatlichen Seren-Instituts“ in Kopenhagen, der auf eine geringere Empfindlichkeit der Virusvariante von SARS-CoV-2 auf Antikörper und damit auf Coronaimpfungen hinwies.
Einige Tage später stellte sich heraus, dass die begonnene Massentötung illegal war, der Landwirtschaftsminister der sozialdemokratischen Minderheitsregierung übernahm die Verantwortung und trat zurück. Eine ganze Branche wurde ausgelöscht, das Land galt als der größte Hersteller von Nerzfellen weltweit, im Jahr 2019 wurden 1,3 Milliarden Euro eingenommen.
Das Geologische Institut (Geus) sowie die Technische Universität Dänemarks (DTU) gehen davon aus, dass schon nach drei Monaten das Grundwasser durch die Nerze beeinträchtigt werden könnte. Bereits im Dezember wiesen die Institutionen darauf hin, dass es in Holstebro jetzt schon zu einer Verunreinigung durch die Kadaver-Massen gekommen sei.
Die Umweltbehörde ließ darum Mitte Dezember einige Stellen untersuchen, die Ergebnisse liegen jedoch noch nicht vor. Laut Regierungsbeschluss sollen die Nerze erst im Mai wieder ausgegraben und verbrannt werden. Für die Bewohner der Gemeinde Holstebro, die sich diese Woche an verschiedene dänische Medien wandten, kommt das viel zu spät.
„Sie haben versprochen, dass Maßnahmen getroffen werden, und wir werden jetzt Druck machen“, so Karsten Filsö, zuständig für Technik und Umwelt im Stadtrat der kleinen Gemeinde. Die Anwohner glauben, dass die Tiere, die auf Dänisch und Englisch Mink genannt werden, durch die starken Regenfälle in „einer Suppe schwimmen“. Sie misstrauen der Umweltbehörde und somit der Regierung.
Als ein Teil der dürftig verscharrten Nerze wegen Fäulnisgasen Ende November wieder an die Oberfläche drangen, war dies auch schon symbolisch – die „untoten“ Tiere werden die Dänen noch länger verfolgen.
De Maart
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