DänemarkUS-Außenminister Mike Pompeo verhandelt in Kopenhagen

Dänemark / US-Außenminister Mike Pompeo verhandelt in Kopenhagen
US-Außenminister Mike Pompeo wird von der dänischen Premierministerin Mette Frederiksen empfangen Foto: Thibault Savary/AFP

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Die USA sehen angesichts der gestiegenen Aktivitäten von China und Russland in der Arktis Bedarf, ihre Präsenz im hohen Norden zu verstärken. US-Außenminister Mike Pompeo traf daher in Dänemark die Regierungschefin Mette Frederiksen und Außenminister Jeppe Kofod sowie Vertreter Grönlands und der Färöer Inseln zu einer Unterredung.

Grönland und die Färöer Inseln gehören zur sogenannten „Reichsgemeinschaft“ (Rigsfællesskabet), bei der Kopenhagen auf Grönland die Außen- und Sicherheitspolitik bestimmt, auf den Färöer Inseln diese mit der dortigen Regierung in Thorshavn abspricht. Doch die beiden halbautonomen Länder zeigen angesichts des Werbens durch die USA und China und der damit verbundenen finanziellen Perspektiven immer mehr Willen zur Selbstständigkeit. Unlängst hatte US-Präsident Trump Dänemark ein Angebot gemacht, Grönland abkaufen zu wollen. Worauf Kopenhagen selbstredend nicht einging.

Jüngstes Beispiel, das nach Meinung des dänischen Militäranalytikers Steen Kjærgaard die Reichsgemeinschaft gefährde: Die US-Botschafterin Carla Sands in Kopenhagen hat sich Anfang Juli mit Jenis av Rana, einem konservativen Abgeordneten und Sprecher für die Außenpolitik der Regierung in Thorshavn, getroffen. Dabei wurde eine färöische Dependenz in Washington vereinbart. Beide Seiten versicherten, dass es nicht um militärische Zusammenarbeit ging, wobei Dänemark mitzureden hätte.

Allerdings kolportierten die Medien der 18 Inseln, dass die Vereinigten Staaten Interesse bekundeten, die Färöer Inseln als Anlaufstelle der US-Marine zu nutzen. Massiven Druck üben die Amerikaner auch auf die färöersche Regierung und Dänemark aus, das 5G-Netz für Mobiltelefonie nicht von dem chinesischen Anbieter Huawei betreiben zu lassen. Auf der anderen Seite mache China Druck, ein Abkommen für Lachse von den Färöer Inseln platzen zu lassen, sollte der Telekommunikationskonzern nicht zum Zuge kommen.

Die Inselgruppe mit ihren beschaulichen Schafherden liegt auf der strategisch entscheidenden „GUIK-Linie“ – einer Strecke von Grönland über Island und Schottland bis zu den Inseln. Hier würde im NATO-Verteidigungsfall das Durchdringen russischer U-Boote vereitelt.

In Grönland, wo durch das zurückgehende Eis Bodenschätze locken, haben die USA im Juni bereits ein Konsulat eröffnet und dem Land eine Strukturhilfe von über 12 Millionen Dollar zukommen lassen. Nach Karsten Hönge, dänischer Abgeordneter und Mitglied im Grönland-Ausschuss des Parlaments, würden Vertreter der US-Regierung in Grönland herumreisen und versuchen, Einfluss auf die lokalen Kräfte zu nehmen. „Die sozialdemokratische Regierung sollte mehr Klartext mit den USA sprechen. Du bist unser wichtigster Alliierter, aber wir wollen kein Spannungsfeld in der Arktis“, erklärte der Politiker der Sozialistischen Volkspartei auf Anfrage.

Arktis-Stratgie bis Jahresende

Gleichzeitig wächst jedoch auch der Einfluss der Chinesen in Grönland. Diese beabsichtigten, dort drei Flughäfen zu bauen. Die USA, die im nordgrönländischen Thule eine Militärbasis unterhalten, sehen damit ihre Interessen gefährdet. Und die dänischen Interessen? Tatsächlich erscheint die dänische Regierung bei den letzten Auseinandersetzungen um die Färöer Inseln zwischen den USA und China recht unschlüssig. Und es stellt sich die Frage nach dem Handlungsspielraum des kleinen Landes in der Arktis.

Eigentlich sollte der US-Staatspräsident bereits im August 2019 nach Dänemark reisen, doch sagte Donald Trump die Reise via Twitter ab, da die sozialdemokratische Ministerpräsidentin sich weigerte, über Trumps Angebot, Grönland zu kaufen, überhaupt zu verhandeln.

Premierministerin Mette Frederiksen hat nun angekündigt, dass Investitionen in kritische Infrastrukturen auf Grönland künftig als sicherheitspolitisches Thema betrachtet werden. Auch hat das Land Anfang dieses Jahres beschlossen, seine Militärausgaben für den arktischen Raum zu verdreifachen und bis Jahresende eine Arktis-Strategie bis 2030 zu beschließen. Dabei sollten auch rote Linien gezogen werden. Die Frage ist, wer sich an sie hält und was Kopenhagen tun kann, sollten sie überschritten werden.