Separatisten bedrohen Polizeifreunde

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Hoteliers aus Murcia haben Polizisten eingeladen, die beim Einsatz in Katalonien dort aus Hotels von separatistisch gesinnten Besitzern hinausgeworfen wurden. Jetzt erhalten sie Drohungen aus Katalonien. Carles Puigdemont mischt mit.

Von unserem Korrespondenten Heinz Krieger

Hoteliers aus Murcia haben Polizisten eingeladen, die beim Einsatz in Katalonien dort aus Hotels von separatistisch gesinnten Besitzern hinausgeworfen wurden. Jetzt erhalten sie Drohungen aus Katalonien. Carles Puigdemont mischt mit.

Wer in der blauen Uniform der Policia Nacional oder der grünen der Guardia Civil Anfang Oktober Dienst in Katalonien machen musste, hatte es schwer. Die Beamten, die im Auftrag des Obersten Gerichts das für rechtswidrig erklärte Referendum über die Unabhängigkeit verhindern sollten, wurden von Separatisten ausgebuht, angerempelt, mit Steinen beworfen. Mehr als 400 wurden verletzt. Viele waren in Hotels untergebracht. Doch separatistisch gesinnte Besitzer setzten sie auf die Straße.

„Einfach weghören“

Hoteliers in Murcia wollen das wiedergutmachen, mit einer Einladung an Polizisten zum Gratisaufenthalt in ihrer Ferienregion. Doch sie ernten Beschimpfung und sogar Drohungen. Seit der abgesetzte und vor Strafverfolgung nach Belgien geflohene Ex-Regionalpräsident Carles Puigdemont am Donnerstag eine zynische Twitter-Meldung dazu absetzte, hätten die Beschimpfungen und Drohungen zugenommen, berichtete Maria del Mar Martinez, Präsidentin des Hotelierverbandes Hostetur an der Costa Calida in Murcia.

„Die Drohungen und Beleidigungen, mit denen wir konfrontiert sind, voller Hass und Grausamkeit, lassen uns noch mehr verstehen, was die Beamten dort durchmachen mussten“, sagte Martinez. Umso mehr wolle man die Beamten und ihre Familien willkommen heißen. Im Übrigen empfahl sie gegenüber der Regionalzeitung La Verdad: „Bei dem dummen Geschwätz einfach weghören.“

Ferien im Frühsommer

„Diese Beamten hatten eine sehr schlechte Zeit bei den Ereignissen vom 1. Oktober“, sagte die Verbandspräsidentin. Es gehe darum, mit Dank die „Arbeit eines Menschen anzuerkennen“, der seinen Dienst für die Gesellschaft geleistet habe. „Man kann uns nicht vorwerfen, dass wir dankbar sind.“

Insgesamt 210 besonders hart in Katalonien von der Wut der antispanischen Demonstranten und Hoteliers betroffene Polizisten hat Hostetur mit ihren Ehepartnern oder Familien für den April eingeladen. An der Costa Calida, der „heißen Küste“, herrscht um diese Jahreszeit schon Frühsommer. Mitte Mai beginnt bereits die Hochsaison. Hotels oder Ferienwohnungen stehen in San Pedro del Pinatar, La Manga und Mar Menort, Águilas, Los Alcázares, Los Narejos, Puerto deMazarrón und Cartagena bereit.

Puigdemont: Franco wäre stolz

Die Einladung wurde schon Ende Oktober ausgesprochen und vergangene Woche im Gespräch von Hostetur mit dem Regierungsdelegierten in Murcia Francisco Bernabé mit Terminen für Mitte April präzisiert. Der abgesetzte katalanische Regierungschef nahm das zum Anlass für einen Kommentar auf seiner Twitter-Seite. Puigdemont: „Danke Hostetur, an die Rathäuser und das Innenministerium für die verdiente Auszeichnung für jene Polizisten, die ihre Haut riskierten, als sie die Bürger von Katalonien am 1. Oktober verfolgten, beleidigten, bedrohten und verprügelten. Franco wäre stolz darauf.“

Jetzt, so berichten Hoteliers aus Murcia, riefen Personen an, die sich zunächst als Kunden ausgäben, die einen Aufenthalt buchen wollten. Dann aber kämen Beschimpfungen und Drohungen, etwa, man werde kommen und den Gästen den Aufenthalt dort unmöglich machen. Im Internet versuche man, die Bewertung der Hotels auf den einschlägigen Seiten mit ungerechtfertigter Kritik zu drücken. Die erschrockene Reaktion eines Hotelmanagers: „Jetzt sieht man, dass es in dieser Region (Katalonien) tatsächlich so viel Hass gibt. Das macht uns unglaublich traurig.“

Chrëscht Beneké
12. Februar 2018 - 12.16

Sind diese emphatisch als grün oder blau gekleidete Polizisten mit einer schweren Zeit in Katalonien nicht die Gleichen, die europaweit massiv wegen ihrer Gewalt am 1. Oktober kritisiert wurden? Weil etliche von ihnen friedliche Menschen jeden Alters und Geschlechts teils mit erschreckender Brutalität vom Wählen in einem als illegal erklärten Referendums abhielten. Die Zahl von über 400 eigenen Verletzten ist dabei erwiesene Propaganda, angerempelt wurden sie nicht und ein einziger Fall von Steinewürfen wurde festgestellt (Aber auch die verletzten Wähler sind übertrieben). Die geplante parlamentarische Untersuchungskommission zu einem eventuellen Fehlverhalten der nationalen Polizei wurde schnell fallen gelassen und stattdessen sucht die Staatsanwaltschaft weiter fieberhaft nach einem Fehlverhalten der ziemlich passiven katalanischen Mossos. Die haben mit dem Argument der Verhältnissmäßigkeit der Mittel oft nicht eingegriffen, dennoch mehr Urnen konfisziert und Wahllokale geschlossen als die nationale Polizei mit ihrer übertriebenen Gewalt. Als Konsequenz wurde ihr verantwortlicher Oberst Josep Lluís Trapero seiner Funktion enthoben und steht weiter unter richterlicher Überwachung. Obwohl in Katalonien die Bevölkerung zwischen katalanischen Separatisten und spanischen Nationalisten recht mittig gespalten ist, geniesst das Vorgehen am 1-O eine lagerübergreifende Einschätzung: 70 Prozent Zustimmung für die Mossos und 59% Ablehnung der nationalen Polizei. In einer verkehrten Welt werden jetzt die "armen" Nationalpolizisten hofiert und die in meinen Augen berechtigte Kritik daran mit einem großen Meinungsartikel konterkariert. Wer im Internet Hass sucht, findet den eigentlich überall, zu Katalonien in beiden Lagern, aber derzeit dominant von rechtsnationalistischer, reaktionärer spanischen Seite.