Am Donnerstagabend nun hat Selenskyj den von vielen ukrainischen Soldaten verehrten 50-jährigen Westukrainer Saluschnyj nach zweieinhalb Dienstjahren durch den bei vielen als spröde und sowjetisch geltenden Kommandanten der Bodentruppen, Olexander Syrskyj, ersetzt. Der 57-jährige Syrskyj ist in Russland geboren und hat die Moskauer Militärakademie besucht. Das passe wie die Faust aufs Auge für den Modernisierer im Präsidentenpalast, ist man geneigt zu sagen.
Doch alles ist komplizierter. Wie schon bei Bachmut vor Jahresfirst gaben sich die beiden Anführer der Ukraine, der zivile und der militärische, bis zum bitteren Ende in den sozialen Medien in Freundschaft lächelnd vereint. Er danke Saluschnyj für seine Verdienste und habe ihm angeboten, „weiterhin Teil des Teams“ zu bleiben, tweetete der Staatspräsident. Die schon lange erwartete Entlassung begründete Selenskyj mit der „Erneuerung der Streitkräfte“.
Diesem risikoreichen Manöver liegen jedoch lange schwelende persönliche Unstimmigkeiten zugrunde. Es begann mit Bachmut, wo Saluschnyj seine jungen Rekruten nicht verheizen wollte, ging über die inzwischen gescheiterte ukrainische Sommeroffensive und hört mit der Mobilisierung auf. Saluschnyj hatte Ende 2023 eine halbe Million neuer Soldaten gefordert. Doch eine vollständige Mobilisierung ist gesellschaftlich kaum vertretbar und dazu höchst unpopulär. Der zum Populismus neigende Selenskyj hat sich deswegen für eine „Aushebung light“ entschieden. Das neue Gesetz ist gerade im Parlament, wo die Präsidentenpartei „Diener des Volkes“ die Mehrheit hat.
Mehr Vertrauen in Syrskyj
Es gibt allerdings auch einen politischen Faktor: Saluschnyj ist in Umfragen beliebter als Selenskyj. Und obwohl der geschasste Oberbefehlshaber keine politischen Ambitionen hat, wird er von vielen als möglicher Gegenkandidat gehandelt, der Selenskyjs angestrebte zweite Amtszeit gefährden könnte. Im Krieg militarisiert sich die Gesellschaft und die feldgrünen Pullis sowie moralische Brandreden des vom Westen noch umworbenen Präsidenten genügen vielen Ukrainern nicht mehr. Wahlen können einstweilen wegen des kriegsbedingten Ausnahmezustands keine stattfinden. Doch die Vermutung der Eifersucht liegt auf der Hand.
Zumal Saluschnyj mit der bitteren Wahrheit nicht wie ein Politiker, sondern ungeschminkt hausierte. Im Herbst sagt Saluschnyj dem britischen Economist in dem wohl offensten Interview einer ukrainischen Führungsperson zum Munitionsmangel: „Der Westen hat keine Pflicht, uns irgendetwas zu geben; aber wir sind dankbar für alles, was sie uns überlassen. Ich konstatiere einfach die Fakten.“
Munition, Mobilisierung und die erneute Defensive sind die Probleme, die auch der neue Oberkommandierende lösen muss. Olexander Syrskyj hat sich in den letzten zwei Kriegsjahren große Verdienste bei der Verteidigung Kiews und der Rückeroberung von Charkiw und Cherson erworben. Bei der Abwehr der russischen Invasion wird er das Rad nicht neu erfinden. Doch der springende Punkt ist, Selenskyj hat mehr Vertrauen in den älteren Neuen, vielleicht gar weil beide in der russisch-sprachigen Welt aufgewachsen sind.
Wenn Olaf aus den USA zurück ist wird er auf Druck von Biden, der auch nicht begreifen will dass jede Ukraine Hilfe in ein Fass ohne Boden fällt, dann wird Deutschland die gewünschten Marschflugkörper an die korrupte Ukraine freigeben. Der Krieg wird dadurch weiter in die Länge gezogen!....