Auf dem Tiefpunkt seiner langen Karriere bemühte sich Kosovos gefallener Dauerregent Hashim Thaçi, zumindest Haltung zu wahren. Er erkläre seinen Rücktritt als Staatschef, um die „Integrität Kosovos zu schützen“ und nicht als Präsident vor Gericht treten zu müssen, begründete er gestern seinen Abtritt. Kurz zuvor hatte der Kosovo-Sondergerichtshof in Den Haag die Anklage-Erhebung gegen den früheren Kommandanten der Befreiungsarmee UCK wegen des Verdachts der Kriegsverbrechen bestätigt.
„Die Schlange“ war zu Kriegszeiten der Kampfname des langjährigen Günstlings des Westens, der seit der Unabhängigkeit 2008 als Premier, Außenminister und Präsident das Politparkett des Staatenneulings prägte. Nun zieht sich die Schlinge um die Schlange zu: Ihm und anderen früheren UCK-Angehörigen wird von der Anklage die Verantwortung für die Ermordung von 100 serbischen, aber auch albanischen Zivilisten während und in den Monaten nach dem Kosovo-Krieg 1999 zur Last gelegt
Wie Thaçi, der sich gestern freiwillig der EU-Justizmission Eulex in Pristina stellte, hat auch der mitangeklagte Chef der oppositionellen PDK, Kadri Veselli, angekündigt, freiwillig nach Den Haag zu reisen. Am Mittwoch war bereits der frühere Parlamentsvorsitzende Jakub Krasniqi in Pristina verhaftet und nach Den Haag überführt worden.
Nach Thaçis Rücktritt hat gestern die amtierende Parlamentsvorsitzende Vjosa Osmani geschäftsführend das Präsidentenamt übernommen: Innerhalb von sechs Monaten muss sich nun das Parlament auf die Wahl eines Nachfolgers von Thaçi verständigen. In Pristina scheinen die Zeichen allerdings eher auf vorgezogene Parlamentswahlen und das Ende der wackligen Koalition von Premier Avdullah Hoti zu deuten. Auch der erst im September nach fast zweijähriger Pause wieder aufgenommene Dialog mit Serbien dürfte vermutlich erneut unterbrochen werden.
De Maart
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