Kroatiens erboster Premier Andrej Plenkovic fühlt sich an das düsterste Kapitel seines Landes erinnert. „Diskriminierung und Rassismus“ wirft der Chef der konservativen Regierungspartei HDZ dem Café-Besitzer Tomislav Kovacevic in Rijeka vor. Aufgebracht vergleicht er dessen Ausladung von HDZ-Mitgliedern mit der Verfolgung von Serben und Juden zu Zeiten der faschistischen Ustascha: „Der nächste Schritt ist Faschismus.“
Auch beim EU-Neuling sorgen widersprüchliche Präventivmaßnahmen, Impfstau und regierungsnahe Impfdrängler für Corona-Unmut. Auf die Kunde des Krisenstabs, dass nach Bäckereien und Tankstellen auch wieder Gaststätten im Straßenverkauf Kaffee ausschenken dürfen, hatte der Wirt des Cafés „Drei Affen“ mit einer verärgerten Facebook-Bitte an die mächtigste Partei des Landes reagiert: Er wolle die Mitglieder und Sympathisanten der HDZ darum bitten, „dass sie nicht in unsere Bar kommen – denn ihr seid nicht willkommen“.
Trotz Corona-Krise, Erdbebenstößen und der Einbrüche der Tourismusbranche lässt die virtuelle Verbannung aus den von ihm nie besuchten „Drei Affen“ den Premier nicht ruhen. Schon fast zwei Wochen währt der von ihm stets wieder neu entfachte Sturm im Skandalwasserglas. Wirt Tomislav poltert auf die Vorwürfe aus Zagreb kühl zurück und bescheinigt dem eingeschnappten Premier ein „enormes Ego-Problem“: „Während sich eine Affäre nach der anderen reiht, plagt er sich mit einem unwichtigen Café in Rijeka ab.“
Kritik aushalten
Das regierungskritische Webportal index.hr hat derweil eine kontroverse Solidaritätskampagne mit den „Drei Affen“ lanciert. „Wenn Sie Zugang zu Index wollen, möchten wir Sie bitten, zu bestätigen, dass Sie ein Mensch sind“, lautete zu Wochenbeginn die Eingangsbotschaft auf der Site. Zur Wahl standen zwei Antworten: „Ja, ich bin Mensch“ oder „Nein, ich bin HDZ-Mitglied“.
Erboste HDZ-Politiker haben rechtliche Schritte gegen index.hr wegen „Hassreden und Diskriminierung“ angekündigt. Kroatiens Journalistenverband HND stuft die Index-Aktion hingegen als grobe, aber satirische Kritik an der Regierung ein, die unter die Meinungsfreiheit falle: Politiker von Kroatiens stärkster Partei müssten in der Lage sein, öffentliche Kritik „auszuhalten“.
De Maart
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