KroatienPremier Plenkovic gerät nach Tennisturnier-Fiasko immer stärker in die Kritik

Kroatien / Premier Plenkovic gerät nach Tennisturnier-Fiasko immer stärker in die Kritik
Premier Andrej Plenkovic hat sich mit einem PR-Auftritt mehr geschadet als geholfen Foto: Archivbild/AFP/Kenzo Triboullard

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Ein PR-Fiasko entpuppt sich für Kroatiens Premier Andrej Plenkovic vor der Parlamentswahl am 5. Juli zunehmend als Bumerang. Obwohl er sich bei der abgebrochenen Adria Tour in Zadar mit infizierten Tennis-Stars ablichten ließ, tingelt der Wahlkämpfer weiter auf Stimmenhatz durch das Land.

Auch im gebeutelten Adriastaat gehen Fehlschüsse meist im dümmsten Moment nach hinten los. Als willkommene Werbung für das eigene Land und die eigene Regierung hatte Kroatiens Premier Andrej Plenkovic die „Adria Tour“ des Tennis-Weltranglistenersten Novak Djokovic nach Kräften unterstützt. Doch nach dem Abbruch des Tennisspektakels entpuppt sich das PR-Fiasko für den Chef der konservativen HDZ zunehmend als Wahlkampfbumerang: Vor der Parlamentswahl am 5. Juli gerät der um seine Wiederwahl bangende Regierungschef immer stärker in die Kritik.

Nicht nur die Opposition, sondern auch die Medien fragen sich, warum der sich im Stimmenstreit gerne als „Sieger“ im Kampf gegen die Epidemie profilierende Plenkovic eine Veranstaltung zulassen konnte, bei der gegen alle Gebote der sozialen Distanz von Anfang an massiv verstoßen wurde. Statt für Kroatien als „Corona-freies“ Urlaubsziel zu werben, hat das missglückte Tennisspektakel den Adriastaat weltweit als Infektionsherd in die Schlagzeilen gerückt.

Neben der Verantwortung für das PR-Deseaster lasten seine Kritiker dem Premier jedoch vor allem seinen leichtfertigen persönlichen Umgang mit dem Fehlschlag an: Obwohl Plenkovic sich in Zadar mit infizierten Tennisstars ablichten ließ, tingelt der Wahlkämpfer weiter auf Stimmenhatz durch das Land.

Regierungschef will nicht in Quarantäne

„Wir sind ein sicheres Land“, so der Wahlslogan der HDZ. Tatsächlich sind die Infektionszahlen in Kroatien mit landesweit derzeit nur 117 aktiven Fällen nach wie vor sehr niedrig. Doch die Opposition wirft Plenkovic vor, mit der Verweigerung einer 14-tägigen Selbstisolation fahrlässig die Gesundheit seiner Landsleute aufs Spiel zu setzen. Der Krisenstab des Premiers habe „tausende von Menschen in die Selbstisolation geschickt, aber offenbar gelten für HDZ-Mitglieder andere Kriterien“, ätzt Davor Bernardic, der Chef der sozialdemokratischen SDP: „Der Premier hatte Kontakt mit Djokovic und müsste in die Selbstisolation. Warum gelten nicht dieselben Regeln für alle?“

Die heimischen Medien verweisen derweil auf die deutsche Kanzlerin Angela Merkel, die nach einem Kurzkontakt mit einer infizierten Person im März freiwillig zwei Wochen in Selbstisolation ging. Doch während sich in Zadar trotz vorläufig negativer Tests über 80 Menschen in Selbstisolation begeben haben, scheint der HDZ-Chef in der Endphase des Wahlkampfs keinerlei Lust zu verspüren, sich ins eigene Heim und aus der Öffentlichkeit verbannen zu lassen.

Er habe Djokovic nur drei Minuten lang auf einem Fototermin getroffen, ihn dabei nur kurz an der Schulter berührt – und sein Coronatest hernach sei negativ ausgefallen, versichert der in Bedrängnis geratene Stimmenjäger: „Ich verhalte mich verantwortlich. Es ist für mich kein Problem, mich jeden Tag testen zu lassen.“