Samstag1. November 2025

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BosnienOpferverbände warnen vor Freilassung des Kriegsverbrechers Ratko Mladic

Bosnien / Opferverbände warnen vor Freilassung des Kriegsverbrechers Ratko Mladic
Der verurteilte Kriegsverbrecher Ratko Mladic im November 2017 vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag Foto: Peter Dejong/Pool/AFP

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Der angeschlagene Gesundheitszustand des bosnisch-serbischen Kriegsverbrechers Ratko Mladic hat erneut Spekulationen über dessen baldiges Ableben ausgelöst. Opferverbände warnen indes vor einer Freilassung des zu lebenslang verurteilten Ex-Generals aus medizinischen Gründen.

Serbiens regierungsnahe Boulevardblätter lassen wieder einmal die Alarmglocken schrillen. „Ratko Mladic in schlechtem Zustand“, titelt aufgeregt der Kurir. Der Informer sieht den bosnisch-serbischen Kriegsverbrecher hinter niederländischen Gittern gar „lebensgefährlich bedroht“: „Er hat eine Lungenentzündung, ein schwaches Herz – und kann nicht mehr länger als zwei Minuten sprechen!“

Es ist der angeschlagene Gesundheitszustand des 2021 wegen Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit während des Bosnienkriegs (1992-95) rechtskräftig zu lebenslanger Haft verurteilten Ex-Generals der bosnisch-serbischen Armee (VRS), der nicht nur in Bosnien, sondern auch in Serbien die Gemüter bewegt. In Belgrad fordert die Familie des 80-Jährigen, dass heimische Ärzte ihn im Gefängniskrankenhaus in Scheveningen untersuchen dürfen. „Ich glaube, es ist im Moment im Interesse aller, dass der General eine adäquate Therapie erhält“, so dessen Sohn Darko Mladic.

Die ganze Welt ist sich bewusst, dass Mladic niemals aus Serbien oder Russland zurückkehren würde, wenn er freigelassen würde

Aus einem Schreiben bosnischer Opferverbände

In Bosnien haben Opferverbände in einem Schreiben an die Nachfolge-Organisation (IRMTC) des 2017 eingestellten UN-Kriegsverbrechertribunals in Den Haag hingegen zu Wochenbeginn ausdrücklich davor gewarnt, den lange flüchtigen und erst 2011 gefassten Mladic aus medizinischen Gründen vorzeitig aus der Haft zu entlassen: „Wir bitten Sie, jeden Versuch der Manipulation des Kriegsverbrechers zu verurteilen. Denn es ist sein und unser Recht, dass Mladic seine lebenslange Strafe aussitzt.“

Wie krank ist der berüchtigte „Schlächter von Srebrenica“ wirklich? Als sicher gilt, dass Mladic derzeit an den Folgen einer Lungenentzündung laboriert, nachdem er im August bereits wegen einer Corona-Infektion behandelt worden war. Seine Familie mutmaßt zudem, dass er in der letzten Woche einen „leichteren“ Herzinfarkt erlitten haben könnte.

Schlechte Erfahrung mit Freigängern

Während die Medien der Region mal wieder über sein baldiges Ableben spekulieren, schließen seine Angehörigen nicht aus, erneut einen Antrag auf seine zeitweilige Freilassung zur Behandlung in einem russischen oder serbischen Krankenhaus zu stellen – ein Ansinnen, das auf erbitterten Widerstand der Opferverbände der muslimischen Bosniaken stößt. „Die ganze Welt ist sich bewusst, dass Mladic niemals aus Serbien oder Russland zurückkehren würde, wenn er freigelassen würde“, warnen sie in ihrem Schreiben an das IRMTC.

Seit seiner Inhaftierung 2011 hatten die Anwälte von Mladic mehrmals vergeblich seine Freilassung aus medizinischen Gründen beantragt. Seine Chance auf vorläufige Haftentlassung scheint auch jetzt minimal. Auch die schlechten Erfahrungen mit dem 2014 vorläufig freigelassenen, angeblich schwer krebserkrankten Angeklagten Vojislav Seselj dürften Den Haag eine Warnung sein. Der serbische Ultranationalist kehrte nach seiner Freilassung nie mehr in seine Zelle zurück und wurde 2018 in Abwesenheit in zweiter Instanz schuldig gesprochen. Acht Jahre nach seiner Entlassung ist der rechtskräftig verurteilte Kriegsverbrecher in dieser Woche zum wiederholten Mal von einem Bischof der serbisch-orthodoxen Kirche mit einem Orden behängt worden.

Jeff
14. September 2022 - 17.47

Wier den Ratko Mladic, een Amerikaner, dnn hätt e jo fir Demokratie gekämpft- a wier nie

Leila
14. September 2022 - 10.48

Der General...!