Mossul fürchtet wilden Wiederaufbau

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Die Millionenstadt Mossul liegt in Trümmern. Besonders in der historischen Altstadt fürchtet man einen Wiederaufbau, der sich nicht um die Historie kümmert.

Mossul liegt auch Monate nach der Vertreibung der Terrormiliz IS in Ruinen. Besonders die Einwohner der historischen Teile der Millionenstadt fürchten nun den wilden Wiederaufbau durch dollargetriebene Investoren.

Von unseren Korrespondenten Gilgamesh Nabeel/Jacob Wirtschafter

Anas Jaroo träumt vom schönen alten und malerischen Mossul. Zumindest im Westteil der Stadt am Tigris, die lange in der Hand des sogenannten Islamischen Staats war und bei der Rückeroberung durch irakische Truppen schwere Schäden erlitten hat. „Ich vermisse das Haus meines Großvaters“, sagt der 23-jährige IT-Ingenieur. Das lag in Hosh Al-Bai’ah, einem überwiegend von Christen bewohntem Viertel. Niedrig sei die Eingangstür gewesen, man habe sich bücken müssen. Aber im Haus sei es durch den verwendeten Kalkstein im Sommer kühl und im Winter warm gewesen.

Baudenkmäler zerstört

Heute, vier Monate nach der Rückeroberung von Mossul, liegt das schöne alte Haus in Trümmern. Wie tausende andere auch. Darunter viele architektonisch einmalige Gebäude aus längst vergangenen Zeiten. Internationale Gruppen, die sich um die Wahrung solchen Kulturerbes mühen, wollen wiederaufbauen, reparieren, retten, was an Altem noch erhalten ist. Aber dem steht die Linie der irakischen Regierung entgegen, die rasch wiederaufbauen will, modern und billig, ohne Rücksicht auf den einstigen Charme des alten Mossul westlich des Tigris. Bekannte Sehenswürdigkeiten sind schwer beschädigt oder liegen in Ruinen wie die „Buckelmoschee“ aus dem 12. Jahrhundert, die St. Thomas-Kirche aus dem 6. Jahrhundert, die Moscheen Al Aghawat und Al-Pascha aus dem 18. und die Dominikaner-Glockenkirche aus dem 19. Jahrhundert.

Kosten von 700 Millionen Dollar

„Es gibt Regierungsbeamte, die die Altstadt niederreißen und beseitigen wollen, um von Grund auf neu zu bauen“, sagt der Ingenieur Qahtan Al-Zaidi vom UN-Entwicklungsprogramm UNDP. „Das würde den Charakter der Stadt verändern.“ Von den 54 Wohngebieten in West-Mossul sind 15 völlig im Krieg zerstört worden. 100.000 Menschen hatten dort gelebt, schätzt man bei den UN. „Die Kosten, die Gebiete in West-Mossul wiederherzustellen und sie wieder bewohnbar zu machen, könnten 700 Millionen Dollar übersteigen (595 Millionen Euro / 695 Millionen Franken)“, sagt Lise Grande, die Chefin des UNDP im Irak.

Ob bauliche Sehenswürdigkeiten oder alte Villenviertel – alles könnte unter die Räder einer ungelenkten, modernen und billigen Bauwelle geraten, wie sie überall im Irak zu sehen ist. „Seit der US-Invasion haben wir das ganze Land auf unsere Beobachtungsliste gesetzt, wegen der beschränkten Möglichkeiten der staatlichen Behörde für Altertümer, in turbulenten Zeiten wirklich überall Bauaufsicht zu betreiben“, sagt Lisa Ackerman, Vizepräsidentin der World Monuments Foundation in New York.

Alles eine Frage des Geldes

In Mossul beginnt jetzt die Bautätigkeit mit Genehmigung der Behörden. „Aber wir beginnen ohne Regierungshilfe“, sagt Thakwan Al-Saffar, Chef von Diwan Residential Compound, einem Projekt für 1400 Wohneinheiten, Schulen und einem Krankenhaus mit 100 Betten. In Mossul drängt man auf baldigen Baubeginn, denn es fehlt an Wohnraum. Viele Mossuler müssen außerhalb leben und zur Arbeit in die Stadt fahren, oft bis zu 75 Kilometer weit, wie der Englischlehrer Zaid Al-Tai berichtet.

Die irakische Regierung bereitet eine Konferenz mit Geberländern Anfang 2018 in Kuwait vor, um den Aufbau zu finanzieren. Die früheren Bewohner des historischen Mossul kritisieren, dass mit ihnen noch niemand zur Vorbereitung gesprochen habe. Die Regierung in Bagdad versichert ihnen nur, dass man sofort mit dem Wiederaufbau beginnen werde, wenn die Finanzierung gesichert sei. „Wir wollen so wiederaufbauen, dass die Identität der Stadt gewahrt bleibt“, versichert ein hochrangiger Beamter in der Regierung von Premier Haider al-Abadi. Aber letztlich sei alles eine Frage der Finanzierung.


Einkaufszentren statt hängender Gärten

Moderne Gebäudekomplexe seien nicht ideal, aber es führe wohl kein Weg daran vorbei, sagt der irakische Architekt Ahmed Al-Mallak, der einen Ideenwettbewerb für den Wiederaufbau in diesem Jahr organisiert hat. Dabei erhielt der Pariser Architekt Vincent Callebaut den ersten Preis, der – angelehnt an die sagenhaften hängenden Gärten Babylons – begrünte Brücken über den Tigris bauen will, mit Beeten für die Gemüseernte. Das wird wohl kaum realisiert. Dagegen baut die französische Supermarktkette Carrefour ihre Einkaufszentren in Form nüchterner moderner Klötze. Das funktioniert. Carrefour-Märkte gibt es schon überall im Irak.


 

a.s.
12. Dezember 2017 - 10.44

nee serieux... ech fannen Premium Angeboter top...wann do och profund recherchéiert Artikelen ze fannen sin - matt méi Hannergrondinformatioun, klengem geschichtlechem Reckbleck, eng gudd Analyse.... mais all zweeten Daag en aalen Artikel den schon wou anescht publizéiert gin ass, kann et dach nët sin https://www.washingtontimes.com/news/2017/dec/6/mosul-war-recovery-threatens-historic-architecture/ Och wann den Artikel iwwert en Top-senioren Team ganz léif ass mais gehéiert den an den Premium oder sollt een domatter nët vill Leit ereechen fir sie ze motivéieren....