Freitag7. November 2025

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SlowenienLetzte Umfragen sehen Natasa Pirc Musar vor Präsidentschaftswahl klar vorn

Slowenien / Letzte Umfragen sehen Natasa Pirc Musar vor Präsidentschaftswahl klar vorn
Die Favoritin Natasa Pirc Musar bei der Stimmabgabe zur ersten Wahlrunde im Oktober Foto: AFP/Jure Makovec

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Slowenien steht bei der Stichwahl der Präsidentschaftskür am Sonntag vor einer Premiere: Entweder wird mit der parteilosen Seiteneinsteigerin Natasa Pirc Musar erstmals eine Frau oder mit Ex-Außenminister Anze Logar (SDS) erstmals ein Rechtskandidat an der Spitze des Landes stehen.

Die Zweite könnte die Erste sein: Vor der Stichwahl von Sloweniens Präsidentschaftskür am Sonntag sehen die letzten Umfragen die parteilose Anwältin Natasa Pirc mit weit über 50 Prozent der Stimmen klar vor dem früheren Außenminister Anze Logar von der rechten SDS. Der im ersten Wahlgang vor drei Wochen mit 33,95 Prozent der Stimmen noch sieben Prozent vor seiner Rivalin liegende Etappensieger Logar gibt sich jedoch noch keinesfalls geschlagen. Die einzige Meinungsumfrage, die zähle, sei die Stimmabgabe, so Logar. An eine Niederlage verschwende er keine Gedanken: „Wir bereiten uns darauf vor, zu gewinnen.“

Wie immer die Wahl auch ausgehen wird, winkt Slowenien eine Premiere. Entweder wird mit der 54-jährigen Anwältin Pirc Musar erstmals eine Frau an der Spitze der seit 1991 unabhängigen Alpenrepublik stehen; oder es wird mit dem 46-jährigen Ökonom Logar erstmals ein Kandidat der Rechten das Präsidentenamt übernehmen. Mitentscheidend könnte die Wahlbeteiligung sein. Eine geringeres Wähleraufkommen dürfte wegen der sehr disziplinierten Stammwähler der SDS dem oppositionellen Außenseiter Logar in die Karten spielen. Von einer höheren Wahlbeteiligung könnte die von den linksliberalen Regierungsparteien unterstützte Ex-Journalistin Pirc Musar profitieren.

In dem ohne harte Bandagen ausgefochtenen Marathonwahlkampf hatte sich Marathonläufer Logar darum bemüht, sich als „Vertreter der gemäßigten Rechte“ zu profilieren: Als Präsident werde er auf Toleranz und den gesellschaftlichen Dialog setzen. Doch vor allem seine Nähe zu dem umstrittenen Ex-Premier und SDS-Chef Janez Jansa könnte sich für ihn in der Stichwahl als Strauchelblock erweisen: Nicht nur für linke, sondern auch für liberale Wähler ist Orban-Freund Jansa ein rotes Tuch.

Seiteneinsteigerin

„In einem Land, in dem die Wähler der Linken und der Mitte, die der Rechten übertreffen, diktiert schlichtweg die Mathematik, dass Pirc Musar die zweite Wahlrunde gewinnen wird“, orakelt der Politologe Alem Maksuti in Ljubljana in einem Beitrag für die Agentur „Balkan Insight“: „Die Slowenen werden nicht für die Marionette von Jansa stimmen.“

Tatsächlich zieht die frühere Informationsbeauftragte Pirc Musar als Favoritin in die Stichwahl. Zwar wird sie nicht nur von den Regierungsparteien unterstützt, deren Kandidaten im ersten Wahlgang strauchelten, sondern auch von den Altpräsidenten Milan Kucan und Danilo Türk. Doch ein Unsicherheitsfaktor für die frühere Präsidentin von Sloweniens Roten Kreuz bleibt, in welchem Maße sie die Wähler des zersplitterten linksliberalen Lagers mobilisieren kann.

Obwohl eine Seiteneinsteigerin auf dem Politparkett, die einstige TV-Moderatorin ist in ihrem Land keineswegs eine unbekannte Größe. Als Juristin machte sie sich als Streiterin für die Informationsfreiheit, aber auch als Promi-Anwältin für die in Slowenien geborene Melanie Trump, einen Namen. Positiv habe sie in dem vier Monate langen Stimmenstreit vor allem der „korrekte“ Umgang ihres Rivalen überrascht, gesteht die Politnovizin: „Wenn wir uns getroffen haben, ist Anze Logar immer auf mich zugekommen und hat mir die Hand geschüttelt.“