In der Stadt Hebron machten israelische Soldaten „komplett willkürlich Fotos von jedem Palästinenser, den sie sehen“, sagte Ori Givati von der Organisation Breaking The Silence am Dienstag. Zuerst hatte die Washington Post über die Vorwürfe berichtet.
Nach Angaben von Breaking The Silence füttern israelische Soldaten in Hebron ein umfassendes Programm namens „Blue Wolf“ mit persönlichen Daten von Palästinensern. Lädt ein Soldat das Bild eines von ihm fotografierten Palästinensers hoch, werden ihm demnach verschiedene Handlungsvorgaben angezeigt – etwa, ob der Fotografierte festgenommen werden sollte. Breaking The Silence beruft sich auf die Aussagen von sechs Soldaten, die an den Überwachungsmaßnahmen beteiligt gewesen sein sollen.
Auf Nachfrage der Nachrichtenagentur AFP sagte ein israelischer Armeesprecher, die Armee führe im Westjordanland im Rahmen des „Kampfes gegen den Terror“ routinemäßig Sicherheitseinsätze aus. Zu operativen Einzelheiten könne die Armee keine Angaben machen.
Immense Militärpräsenz
Laut dem Vize-Direktor von Breaking The Silence, Nadav Weiman, wurden auch die zahlreichen Überwachungskameras in Hebron in das „Blue Wolf“-System integriert. Hebron ist die einzige palästinensische Stadt, in deren Stadtkern israelische Siedler leben. Geschützt werden sie durch eine immense israelische Militärpräsenz.
Die in Hebron lebende Palästinenserin Sulaicha Muhtaseb sagte zu AFP, sie sei wissentlich noch nicht in Kontakt mit „Blue Wolf“ gekommen. Allerdings sei ihr Viertel „von Kameras umgeben“.
Breaking The Silence wurde von ehemaligen israelischen Soldaten gegründet, die dem militärischen Vorgehen Israels in den Palästinensergebieten kritisch gegenüberstehen. Das Westjordanland ist seit 1967 von Israel besetzt. In dem Gebiet leben mehr als zwei Millionen Palästinenser und rund 475.000 israelische Siedler.
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