Vor den Bund-Länder-Beratungen über das weitere Vorgehen in der Corona-Pandemie zeichnet sich ein breiter Konsens für eine Verlängerung des harten Lockdowns ab. Ministerpräsidenten verschiedener Parteien machten am Wochenende deutlich, dass sie keine Grundlage für größere Lockerungen sehen. Umstritten sind einem Bericht zufolge noch die Dauer der Verlängerung und der Umgang mit Schulen und Kitas.
Der Mitte Dezember in Kraft getretene harte Lockdown, der unter anderem die Schließung weiter Teile des Einzelhandels und das Aussetzen des Präsenzunterrichts in Schulen umfasst, gilt noch bis zum 10. Januar. Bund und Länder beraten am Dienstag über das weitere Vorgehen. Die Chefs der Staatskanzleien hätten sich in einer Telefonschalte am Samstag bereits grundsätzlich auf eine Verlängerung verständigt, berichtete die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (FAS).
Wie lange der Lockdown fortgesetzt wird, ist offen. Laut FAS wollen vor allem besonders stark betroffene Länder wie Baden-Württemberg, Bayern, Sachsen und Thüringen bis zum 31. Januar verlängern. Der Bund unterstütze dies. Bremen, Hamburg und Hessen wollten hingegen zunächst nur um zwei Wochen verlängern. Auch im Hinblick auf die Öffnung von Schulen und Kindergärten herrsche keine Einigkeit.
Schließung von Schulen
Der britische Premierminister Boris Johnson hat unterdessen seine Landsleute auf noch striktere Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie vorbereitet. Es könne sein, dass „in den kommenden Wochen in mehreren Teilen des Landes“ schwerwiegendere Maßnahmen ergriffen werden müssten, sagte der Regierungschef am Sonntag dem Rundfunksender BBC. Darunter könne etwa auch eine Schließung der Schulen sein, wie sie im März 2020 bei der ersten Corona-Welle galt.
In Großbritannien grassiert derzeit eine Mutation des Coronavirus, die ersten Erkenntnissen zufolge deutlich ansteckender ist als das Virus in seiner bisherigen Form. Am Samstag wurden 57.725 Neuinfektionen gemeldet. Dies ist der höchste Wert seit Beginn der Pandemie. Die Bildung der Kinder sei zwar eine „Priorität“, sagte Johnson. Zugleich müsse aber auch die Bedeutung der „neuen Variante des Virus“ zur Kenntnis genommen werden. Die Weihnachtsferien wurden in London und im Südosten Englands bereits verlängert. Dort, wo die Schulen geöffnet seien, sollten die Eltern ihrer Kinder aber zur Schule schicken, sagte Johnson. „Das Risiko für die Kinder und die Jugendlichen ist sehr gering.“ Lehrerverbände dagegen hatten in den vergangenen Tagen auf eine Schließung der noch offenen Schulen gedrängt.
Großbritannien ist eines der am schwersten von der Pandemie betroffenen Länder in Europa. Im Kampf gegen das Virus setzt die Regierung auf eine schnelle Impfkampagne. Ab Montag soll im ganzen Land auch das Vakzin zum Einsatz kommen, das von der Universität Oxford und dem Konzern AstraZeneca entwickelt wurde. Zunächst stehen 530.000 Dosen dieses Impfstoffs zur Verfügung. Insgesamt hat Großbritannien 100 Millionen Dosen bei AstraZeneca bestellt.
Der Chef-Virologe der Berliner Charité, Christian Drosten, sagte der Berliner Morgenpost vom Sonntag, angesichts einer geringeren Zahl an Tests über die Feiertage lägen derzeit keine belastbaren Daten vor. Der Anteil der positiven Tests zeige jedoch, „dass die Zahlen derzeit nicht nach unten gehen. Das ist nicht gut.“ Erst Mitte Januar könne gesagt werden, ob der Lockdown bis in den Februar hinein verlängert werden müsse. (AFP)
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